Für ein paar Augenblicke schiebt sich die Sonne zwischen den dichten Wolken hervor, bestrahlt den Stein, der St. Nikolaus vor Wind und Wetter schützt, lässt die Wellen der Saar silbern glänzen. "Wenn der Patron der Schiffer zu seinem Namenstag einen Kranz erhält, bringen wir das Gebinde in diese Ufernische", verrät Christoph Drost. "Wir können mit unserem wendigen Boot überall anlegen", ergänzt der erfahrene DLRG-Mann, um sich dann wieder voll aufs Steuer zu konzentrieren.

Training auf der Saar

Wenige Tage vor ihrem traditionell ersten Wacheinsatz über Ostern am Losheimer Stausee sind die Merziger Rettungsschwimmer zu einer Übungstour auf der Saar ausgerückt - dorthin, wo der Fluss seine schönste Schleife zieht. An Bord: Bootsführer Drost und seine beiden Bootsgasten Eva Labudde und Anna Scherf, wie die Rettungsschwimmer die Besatzung nennen. Just diese Stelle an der Saar für die Statue des Heiligen zu wählen, ist nach Darstellung von Eva Labudde gut überlegt gewesen. "Früher, lange bevor die Saar kanalisiert wurde, liefen zahlreiche Schiffe auf Grund. Das hat an der schnellen Strömung und dem niedrigen Wasserstand des Flusses gelegen", erzählt sie. Dicke Wolken haben sich mittlerweile wieder vor die Sonne geschoben, ein eisiger Wind bläst über den Fluss, prallt aber an den wetterfesten Jacken ab. Zimperlich dürfen die Schutzengel der Gewässer nicht sein, müssen sie doch im Notfall raus - egal ob es regnet, stürmt oder schneit. "Vor ein paar Jahren hatten wir Wachdienst am Stausee geschoben - im dicksten Schneetreiben", erzählt Anna Scherf. "Trotz des Wintereinbruchs hatten wir alle Hände voll zu tun", erinnert sie sich. Schließlich ist nicht nur der See das Einsatzgebiet der freiwilligen Helfer, sondern auch der Campingplatz. "Wir werden bei allen Einsätzen in der Umgebung des Sees alarmiert, weil wir im Ernstfall schneller vor Ort sind als der Rettungswagen. Wir leisten die Erstversorgung, bis er eintriffft", umreißt sie ihre Aufgaben - die Versorgung von Schnittwunden, gebrochenen Beinen und kleinen Blessuren eingeschlossen. Zwölf Leute richten sich dafür über die Feiertage in dem gemütlichen Holzhaus am See ein - ehrenamtlich, ohne einen Cent.

"Gerade bei kühlem Frühlingswetter, wenn der See so um die fünf bis sechs Grad hat, kann es für Tretboot- oder Segelbootfahrer gefährlich werden, wenn sie über Bord fallen. Das kalte Wasser wirkt auf sie wie ein Schock", sagt die gelernte Hebamme und lässt ihren Blick über die Ausrüstung schweifen: etwa den Gurtretter, an dem sich ein Ertrinkender festhalten kann. "In Panik krallen sich viele, die im Wasser einen Unfall haben, an ihrem Retter fest. Da ist es für den Helfer schwer, ihn aus dem Wasser zu ziehen. Den Gurt wirft man ihm zu. Ist er gesichert, wird er rausgezogen."

Immer mit an Bord: der Rucksack mit den Utensilien der medizinischen Erstversorgung. Bootsführer Drost ergänzt: "Es ist auch unsere Pflicht, uns fortzubilden, ob als Bootsführer, Taucher, Rettungsschwimmer oder Sanitäter." Wie viele Stunden sie Jahr für Jahr ihrem Ehrenamt opfern, vermögen sie nicht zu sagen. "Schwimmkurse für Kinder und Erwachsene zählen ebenso zu unseren Aufgaben wie die Wachdienste am Stausee über die Ostertage und eine Woche in den Sommerferien. Wir sind bei der Bootsregatta, dem Drachenfest und dem Hafenfest in Merzig im Einsatz, fahren bei Saar-Pedal in der Saarschleife Patrouille, da im Notfall kein Rettungswagen hinkommt", sagen Eva Labudde und Christoph Drost - die Ufer, wo Spaziergänger, Radler oder Skater ihre Runden drehen, stets im Blick. Bei der Übungstour allerdings dürfen sie die herrliche Natur an der Cloef genießen. Und Bootsführer Drost lässt den Flitzer mal über die Wellen tanzen.

Zum Thema:

Auf einen BlickSie haben Wachdienst über die Kar- und Ostertage: Michael Arnold, Sabine Arnold, Phillip Bellion, Sven Beyer, Christian Bodem, Silvia Dorbach, Christoph Drost, Victoria Fink, Michael Hein, Kai Kiefer, Christine Priemer, Anna Scherf, Oliver Zangerle.