Solarmodule statt Handgranaten

Saarburg · Um die vor mehr als einem Jahr gegründeten Regionalwerke Trier-Saarburg war es lange still. Ab Ende April wollen sie zusammen mit ihren Partnern rund 1600 Haushalte im Landkreis mit Strom aus einem früheren Schießstand in Saarburg versorgen.

 Auf der früheren Schießanlage wird zurzeit ein Solarkraftwerk aufgestellt. Die Schießbahnen (auf dem Bild links) bleiben aus artenschutzrechtlichen Gründen erhalten. Foto: Flugschule Portaflug

Auf der früheren Schießanlage wird zurzeit ein Solarkraftwerk aufgestellt. Die Schießbahnen (auf dem Bild links) bleiben aus artenschutzrechtlichen Gründen erhalten. Foto: Flugschule Portaflug

Foto: Flugschule Portaflug

Auf dem Schießplatz der alten Kaserne im Saarburger Stadtteil Beurig haben bis vor vier Jahren noch französische Soldaten den Häuserkampf und das Werfen von Handgranaten trainiert. Künftig soll der Platz für friedliche Zwecke genutzt werden. Seit einigen Tagen errichtet die IBC Solar AG aus Bad Staffelstein (Bayern) auf dem Gelände dort im Kammerforst ein Solarkraftwerk. Die Solarmodule hierfür kommen von der Conergy AG (siehe Infokasten), die ihren Sitz in Hamburg hat. An dieser neu entstehenden Photovoltaikanlage sind die Stadtwerke Trier (SWT), die Regionalwerke Trier-Saarburg, die Stadt und die Verbandsgemeinde Saarburg, die Entwicklungsgesellschaft Saarburg GmbH (EGS), die Umweltstiftung der Sparkasse Trier sowie die Südeifel Strom eG beteiligt. Insgesamt investieren die Partner rund 5,5 Millionen Euro in die Anlage. Die Fläche, auf dem das Solarkraftwerk gebaut wird, wurde vom Bund an die Betreibergesellschaft verpachtet. Olaf Hornfeck, Vorstandssprecher der SWT, hofft, "dass die Sonne über dem Projekt scheint". Für die Stadtwerke sei das Projekt ein wichtiger Baustein, denn man wolle den Strom in der Region erzeugen, und ihn hier vermarkten.

Startschuss zur Energiewende

Maximilian Monzel, Geschäftsführer der Regionalwerke Trier-Saarburg, betont: "Für uns ist das Solarkraftwerk Saarburg der langersehnte Startschuss für den Einstieg in die Erzeugung von Wind- und Solarenergie." Die Regionalwerke Trier-Saarburg waren vor rund einem Jahr vom Kreis Trier-Saarburg und den SWT mit dem Ziel gegründet worden, sich regional für die Energieerzeugung zu engagieren. Aktuell sei ein weiteres Kooperationsprojekt in Trier in Planung. Details hierzu will Monzel noch nicht verraten.

Jürgen Dixius, Bürgermeister der Stadt und der Verbandsgemeinde Saarburg, hebt hervor, dass die Stadt und die Verbandsgemeinde von der Photovoltaikanlage profitieren werden. "Sollte die Gesellschaft einen Gewinn machen, fließt der entsprechend den Anteilen an alle Projektpartner." Ein Aspekt, den auch Landrat Günther Schartz unterstreicht: "Zum einen können wir mit den Einnahmen die kommunalen Haushalte entlasten. Zum anderen steht das Vorhaben aber auch dafür, dass wir das Thema Energiewende vor Ort ernst nehmen."

Der Bau der Photovoltaikanlage gefährde keine Tier- oder Pflanzenarten, betonen Dixius und Schartz unisono. "Die Struktur- und Genehmigungsdirektion hat dem Vorhaben zugestimmt, nachdem entsprechende Gutachten vorgelegt wurden", sagt Dixius. "Als Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen bleiben die früheren Schießbahnen erhalten."

Ansonsten sei der frühere Schießplatz nicht Teil des unmittelbar angrenzenden Truppenübungsplatzes, der als europäische Naturschutzfläche ausgewiesen und besonders geschützt ist. Durch das Solarkraftwerk sei auch nicht das auf diesem Truppenübungsplatz geplante Beweidungsprojekt gefährdet, sagt Dixius. Sollte Ulrike Höfken, die rheinland-pfälzische Umweltministerin, das Beweidungsprojekt genehmigen, könnte man umgehend mit dessen Umsetzung beginnen.

5,4 Megawatt Strom pro Jahr

Rund 22 350 Solarmodule der Conergy AG werden auf einer Fläche von acht Hektar - das entspricht etwa zwölf Fußballplätzen - verbaut. Dazu kommen 160 Wechselrichter, mit deren Hilfe der erzeugte Gleichstrom in Wechselstrom, so wie ihn Haushalte in Deutschland brauchen, umgewandelt wird. Die Regionalwerke Trier-Saarburg kalkulieren mit einer Strommenge von 5,4 Megawatt, die die Anlage pro Jahr erzeugt. Rechnerisch können damit 1547 Musterhaushalte versorgt werden. Die Anlage spart 2700 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr ein; das entspricht 6750 Barrel beziehungsweise rund 1 073 250 Litern an Rohöl.

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stichwortDie Conergy AG blickt auf eine turbulente Firmengeschichte zurück. Vor sechseinhalb Jahren wurde bekannt, dass das Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag brauchte, um seine Liquidität zu sichern. 2007 betrug der Verlust 210 Millionen Euro. 2009/2010 ermittelte die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen elf Spitzenmanager der Conergy AG wegen des Verdachts der Bilanzfälschung; angeklagt wurden schließlich im Juli 2011 sechs Manager. Gegen unter anderem vier Vorstandsmitglieder wurden Schadensersatzforderungen in Höhe von rund 268 Millionen Euro geltend gemacht. Die Streitparteien schlossen im April 2013 einen Vergleich. Wenige Wochen später stoppte die Conergy AG die Produktion von Solarmodulen und meldete Insolvenz an. Im Zuge des Insolvenzverfahrens stieg der amerikanische Finanzinvestor Kawa Capital Management, Incorporation ein. Seitdem werden in Frankfurt/Oder, Rangsdorf (Brandenburg) und Bad Vilbel (Hessen) Komponenten für den Aufbau von Solaranlagen produziert. itz

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