Eine "voll krasse" Künstlerin

Saarbrücken. Jung und sehr zart, das ist der erste Eindruck von Kaori Nomura. Im Gespräch lacht sie viel und gern, und das Wort "Spaß" sagt sie ziemlich oft. Wenn die tatsächlich schon 30-Jährige dann am Klavier sitzt, die Hände fast schwebend über die Tasten führt, ändert sich der Eindruck deutlich: eine fast atemlose Konzentration kommt hinzu und ein tiefer Ernst

 Kaori Nomura verbringt schon seit Kindertagen sehr viel Zeit am Klavier. Foto: Iris Maurer

Kaori Nomura verbringt schon seit Kindertagen sehr viel Zeit am Klavier. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Jung und sehr zart, das ist der erste Eindruck von Kaori Nomura. Im Gespräch lacht sie viel und gern, und das Wort "Spaß" sagt sie ziemlich oft. Wenn die tatsächlich schon 30-Jährige dann am Klavier sitzt, die Hände fast schwebend über die Tasten führt, ändert sich der Eindruck deutlich: eine fast atemlose Konzentration kommt hinzu und ein tiefer Ernst.Die Pianistin Kaori Nomura liebt es, zu komponieren, zu arrangieren und zu improvisieren. Vor allem auf letzteres will sich die Studentin in den verbleibenden zwei Semestern an der saarländischen Hochschule für Musik konzentrieren. "Sie ist eine voll krasse Künstlerin," hört man von Kommilitonen, Jugendjargon für besondere, höchste Bewunderung. Kaori Nomura begleitete live mehrere Produktionen der Donlon Dance Company. Es gibt eine CD mit Arrangements und Kompositionen von Kaori, die Jazz und japanische Volksmusik und anderes zusammenbringen. Aber mit Eigenwerbung dafür will sich Kaori Nomura ganz zurückhalten. Denn, da ist sie sicher: "Das geht noch viel, viel besser!"

Dass aus Kaori mal eine Spitzenpianistin werden sollte, das war ein früher Ehrgeiz ihrer Mutter. Die damals Vierjährige interessierte das nicht, aber Mama kannte kein Pardon, wenn es um Einhaltung der ausgedehnten Übungszeiten ging. "Ich fand sie viel zu streng", daran erinnert sich Kaori Nomura heute, ein Vierteljahrhundert später, noch deutlich. Aber schnell fügt sie hinzu: "Ich hoffe, das klingt nicht zu negativ." Denn das ist ganz klar: Damals wurde die Basis ihrer heutigen Virtuosität angelegt.

Das erinnert an das verbreitete Vorurteil über Japan, dass dort schon die Kleinsten mehrheitlich ein Instrument spielen lernen "müssen", und zwar perfekt? "Nein, ich war die Einzige weit und breit," betont Kaori.

Immerhin entdeckte die gebürtige Kyotoerin bald, wie sie die erworbenen Kenntnisse in Spaß umwandeln konnte. Heimlich baute sie sich ein kleines Repertoire auf, transkribierte Pop-Songs beim Radiohören und übte sie dann ein. Und schon mit sechs begann sie, ihre eigene Musik zu komponieren. Kaoris kleine Fluchten vom Klassik-Drill. Gerne hätte sie als Teenager auch einmal echte Schulferien gehabt wie die anderen Kinder. Aber dann erspielte sie sich Auszeichnungen und Preise, und auf einmal wurde ihr bewusst: "Die Musik und das alles hier ist ein Teil von mir." In der Musik-Highschool kam dann echter Spaß hinzu. Dort musizierte man gemeinsam, sie konnte offiziell andere Musikrichtungen ausprobieren - tolle neue Erfahrungen. Mit denen allerdings war es beim anschließenden Studium an der Hochschule für Musik und Kunst in Kyoto schon wieder vorbei. Hier regierte, wie in ihren früheren Jahren, die Klassik, und Spaß war höchstens etwas für Nebenbei. Kaori holte sich dennoch ihren Spaß: Sie komponierte für eine freie Theatergruppe die Musik und begleitete live deren Aufführungen. Nach dem Studienabschluss in klassischem Piano wollte sie aber endlich ihren diversen sonstigen Neigungen folgen, sehr gerne eben Jazz. Sie bekam ein Stipendium, suchte - und fand das Angebot der Saarbrücker Musikhochschule gut.

Doch, sagt Kaori Nomura, sie habe auch davon profitiert, dass sie schon sehr früh sehr viel üben musste: "Ich bin daran gewöhnt, und deshalb ist das nicht ganz so hart wie für andere Studenten." Ihre technischen Fertigkeiten kommen heute bestens zur Entfaltung, wenn sie eigene Arrangements entwickelt oder improvisiert. Wie sich das anfühlt? Kaori überlegt lange: "Da arbeiten mein Körper und mein Gehirn zusammen. Alles, was ich gelernt habe, verschmilzt dann mit meinen Gefühlen und Erfahrungen zu einer Einheit."

Am 15. Juni wird sie im Rahmen der Jazz-Nacht der Hochschule für Musik in der Völklinger Hütte zu hören sein: mit den Bands "Ensemble Improvisation" und "Sphere Boppers" sowie als einzige Solistin.

 Kaori Nomura verbringt schon seit Kindertagen sehr viel Zeit am Klavier. Foto: Iris Maurer

Kaori Nomura verbringt schon seit Kindertagen sehr viel Zeit am Klavier. Foto: Iris Maurer

HfM Jazz-Nacht: 15.Juni, Völklinger Hütte, 18 Uhr. Karten (zwölf/acht Euro) an der Abendkasse.

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