Nachsinnen im Tempel Gottes

Vor 170 Jahren, im Juli 1842, wurde die neue Merziger Synagoge an der Ecke der damaligen Rehstraße/Neustraße feierlich eingeweiht. Dieses Jubiläum nimmt die "Arbeitsgruppe Jüdische Geschichte der Stadt Merzig" erneut zum Anlass, in diverser Form auf das jüdische Leben vormals aufmerksam zu machen

 Ansicht von Merzig im Jahre 1938 vor der Begradigung der Saar. Rechts unten im Bild die Synagoge.

Ansicht von Merzig im Jahre 1938 vor der Begradigung der Saar. Rechts unten im Bild die Synagoge.

Vor 170 Jahren, im Juli 1842, wurde die neue Merziger Synagoge an der Ecke der damaligen Rehstraße/Neustraße feierlich eingeweiht. Dieses Jubiläum nimmt die "Arbeitsgruppe Jüdische Geschichte der Stadt Merzig" erneut zum Anlass, in diverser Form auf das jüdische Leben vormals aufmerksam zu machen. Einzelne Mitglieder der Arbeitsgruppe werden in einer SZ-Serie Fakten vertiefen, neue Forschungen vorstellen.Man knüpft damit an die Initiativen vom Jahr 2011 an, als eine neue Publikation, in der Verantwortung der Arbeitsgruppe, herausgekommen war. Im Merziger Gollenstein-Verlag erschienen, ist das Buch "Reb Mosche Merzig und die Jüdische Geschichte der Stadt" zu einem wichtigen Standardwerk geworden. Erinnert sei auch an die würdevolle Gedenkfeier am 6.November 2011 für den gelehrten Talmudlehrer Moise Isack Levy, genannt Reb Mosche Merzig, aus Anlass seines 150.Todestages. Viele Interessierte, auch von auswärts, nahmen an den verschiedenen Veranstaltungen an diesem Tag teil, den die Arbeitsgruppe, unterstützt durch die Stadt Merzig und die Synagogengemeinde Saar, durchgeführt hat. Nach der Kranzniederlegung am Platz der ehemaligen Synagoge, dem Gedenken auf dem Jüdischen Friedhof durch den Kantor und der Feierstunde im Gustav-Regler-Zentrum folgte noch die Enthüllung einer Schrifttafel vor dem ehemaligen Wohnhaus des Gelehrten in der Wagnerstraße.

Dass die immer größer werdende jüdische Gemeinde in Merzig eine neue Synagoge bekam, war besonders Reb Moshe Merzig, dem geistlichen Oberhaupt der Gemeinde, zu verdanken. Ihm gelang es, die Gemeinde zum Neubau zu bewegen.

Die "neue und prachtvolle Synagoge" konnte dann trotz mancher Hindernisse und finanzieller Engpässe am 21. und 22.Juli 1842 eingeweiht werden.

Der junge Gustav Regler war allerdings von dem Gotteshaus weniger beeindruckt. In seinen Erinnerungen vermerkt er:

"Die Synagoge lag in der Straße, wo die reichsten Bauern der Stadt ihre Pflüge und Pferde bereit hielten für die Arbeit des Frühlings. Es roch nach Weizen dort und dem Schweiß der Tiere; die Bauern saßen am Abend vor den Türen, wie Abraham vor seinem Zelt saß, als die Engel kamen. Ich habe das Haus nie für ein Gotteshaus angesehen. Es war eine lange Halle mit einigen Fenstern und hatte keinen Turm."

Einzelheiten zum Bau, den Ausmalungen im Inneren in den Jahren 1921 bis 22 durch Max Lazarus aus Trier und zu der späteren Zerstörung der Synagoge werden in weiteren Ausführungen dargestellt. Ebenso wie zu dem neben dem Gotteshaus stehenden Schul- und Lehrergebäude. Auch neue Details zu Einzelschicksalen jüdischer Mitbürger und über die jüdische Geschäftswelt in Merzig werden an dieser Stelle bald nachzulesen sein. Bislang unbekannte Fotos sollen die Texte ergänzen.

Geplant ist von der Arbeitsgruppe, am Sonntag, 22. Juli, nachmittags, eine Feierstunde zu veranstalten. Auch eine Gedenkplatte wird auf dem jüdischen Friedhof aufgestellt, in dem Bereich, wo Moses Isack Levy 1861 begraben wurde. Auf diese Weise soll die Erinnerung an das jüdische Leben in Merzig in seiner Vielfalt über einen langen Zeitraum lebendig bleiben und auch nachfolgenden Generationen im Gedächtnis haften bleiben.

Annemay Regler-Repplinger hat diesen Text als Mitglied und im Auftrag der "Arbeitsgruppe Jüdische Geschichte der Stadt Merzig" geschrieben. Gerne greift die SZ die Idee der Veröffentlichungen auf. Schon letztes Jahr haben wir ausführlich über diesbezügliche Aktivitäten berichtet und auch zu einer Abendveranstaltung in der Reihe "Literatur live" mit dem Gollenstein -Verlag im Januar mit Vorstellung und Diskussionsrunde zu dem vorgenannten Buch eingeladen. < Wird fortgesetzt. red

"Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich: Im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens, die Freundlichkeit des Herrn zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel".

David 27. Psalm,

 Auszug aus der Allg. Zeitung des Judentums zur Einweihung der neuen Synagoge. Fotos: Arbeitsgruppe

Auszug aus der Allg. Zeitung des Judentums zur Einweihung der neuen Synagoge. Fotos: Arbeitsgruppe

 Die Synagoge, Merzig von 1842. Ansicht von der Neustraße aus.

Die Synagoge, Merzig von 1842. Ansicht von der Neustraße aus.

 Buch über Reb Mosche Merzig.

Buch über Reb Mosche Merzig.

4. Vers

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort