Nachbarschaft stärkt Integration

Merzig. Die Studie "Migration und Integration in der Kreisstadt Merzig" stellte Ursula Roos des Fachbereichs Geographie der Universität des Saarlandes kürzlich im Merziger Rathaus vor. Gemeinsam mit Birte Nienaber erarbeitete sie die Studie für die Kreisstadt, um die Bedürfnisse der Merziger Bürger mit und ohne Migrationshintergrund zu erfahren

Merzig. Die Studie "Migration und Integration in der Kreisstadt Merzig" stellte Ursula Roos des Fachbereichs Geographie der Universität des Saarlandes kürzlich im Merziger Rathaus vor. Gemeinsam mit Birte Nienaber erarbeitete sie die Studie für die Kreisstadt, um die Bedürfnisse der Merziger Bürger mit und ohne Migrationshintergrund zu erfahren. Die Ergebnisse der neuen Studie bilden zugleich eine Basis des neuen kommunalen Integrationskonzeptes.

Schwerpunkt Kernstadt

In Merzig gibt es rund 31 000 Bürger. "Der Ausländeranteil der Kreisstadt beträgt 6,5 Prozent, wobei die höchsten Anteile in der Kernstadt mit neun Prozent und in Hilbringen mit 8,7 Prozent verzeichnet werden", heißt es in der Studie. Geringere Ausländeranteile gebe es beispielsweise in Silwingen mit lediglich 1,8 Prozent. "Deutlich höher als der Anteil von Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft ist mit 17,9 Prozent der geschätzte Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund." Dies seien Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die eine zweite Staatsangehörigkeit besitzen oder in einem Land der ehemaligen Sowjetunion geboren wurden.Interethische Kontakte gebe es bei Menschen mit Migrationshintergrund bisher vor allem durch nachbarschaftliche Begegnungen, Freundschaften und Kontakte über die Kinder oder den Beruf. "Besonders hoch ist der Anteil, der zu deutschen Nachbarn eine freundschaftliche Beziehung pflegt und gemeinsam mit diesen die Freizeit gestaltet. Neben diesen sozial-freundschaftlichen Beziehungen spielen auch organisatorische Verpflichtungen, soziale Tätigkeiten sowie infrastrukturelle Kontakte wie Einkaufsmöglichkeiten eine Rolle." Bei den nachbarschaftlichen Kontakten fühlen sich rund 84 Prozent in ihrem Wohnumfeld akzeptiert und toleriert, weitere 13 Prozent fühlen sich angenommen. Keine Akzeptanz und Toleranz empfinden lediglich 3,1 Prozent.

Wunsch nach mehr Kontakten

Über das Wohnfeld hinaus bestehen berufliche Beziehungen bei 79 und private bei etwa 96 Prozent. "Weitere 38 Prozent wünschen sich sogar noch mehr Kontakt zu Deutschen", so die Studie. "Keinerlei private interkulturelle Beziehungen bestehen mit etwa 26 Prozent vor allem bei Befragten türkischer Staatsangehörigkeit", heißt es weiter.Einem örtlichen Verein gehören rund 41 Prozent der Befragten an, ehrenamtlich engagieren sich etwa zwölf Prozent.

Ein Großteil der Menschen mit Migrationshintergrund nimmt auch an den kulturellen und gesellschaftlichen Festen der Kreisstadt Merzig, beispielsweise dem Viezfest und dem Markt der Köstlichkeiten, teil. Aber dabei gibt es Unterschiede: Luxemburger und Portugiesen nehmen eher daran teil als etwa Türken.

Zugehörigkeitsgefühl steigt

Deutschland zugehörig fühlen sich 44,4 Prozent. "Dieses Zugehörigkeitsgefühl vergrößert sich mit steigender Aufenthaltsdauer in der Bundesrepublik und ist aus diesem Grund mit durchschnittlich 53,5 Prozent bei über 61-Jährigen besonders stark ausgeprägt", sagt die Studie. Auch Jüngere weisen eine hohe Verbundenheit zu Deutschland auf, während sich Personen mittleren Alters teils keinem Land zugehörig fühlen.Die Studie ist bei der städtischen Integrationsbeauftragten Heike Wagner, Tel. (0 68 61) 8 53 82, oder im Neuen Rathaus, Zimmer 201, einsehbar.

< Wird fortgesetzt.

Hintergrund

Für die Studie wurden Anfang Juni Fragebögen an insgesamt 3404 zufällig ausgewählte Personen versandt. Ausgewählt wurden 1402 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sowie 300 Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, die eine zweite Staatsangehörigkeit besitzen oder in einem Land der ehemaligen Sowjetunion geboren wurden. Darüber hinaus bekamen 1702 Personen ohne erkennbaren Migrationshintergrund einen Fragebogen.

Von den 853 Fragebögen, die bis zum Stichtag am 20. August zurückkamen, wurden 366 Fragebögen von Personen mit Migrationshintergrund beantwortet, darunter 70 mit Aussiedlerhintergrund. Zum Schutz der Anonymität umfasste die Stichprobe nur Stadtteile, in denen mindestens zehn Personen der jeweiligen Gruppen leben. Auch Minderjährige und in Anstalten lebende Personen wurden nicht befragt. rfe

Auch diese Nationen sind in Merzig vertreten: In unserer Info-Grafik haben wir insgesamt 144 Merziger Einwohner aus 49 Nationen nicht dargestellt, von denen jeweils weniger als zehn in Merzig leben. Zur Wahrung ihrer Anonymität hat die Stadt ihre genaue Anzahl gegenüber der SZ nicht angegeben. Hier ihre Herkunftsländer: Ägypten, Albanien, Algerien, Aserbaidschan, Äthiopien, Australien, Belgien, Bolivien, Chile, Dänemark, Dominikanische Republik, Eritrea, Estland, Finnland, Georgien, Ghana, Irak, Iran, Islamische Republik, Israel, Japan, Jordanien, Jugoslawien, Bundesrepublik Kamerun, Kenia, Kirgisistan, Korea, Republik Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Malaysia, Marokko, Mauritius, Mazedonien, Mexiko, Peru, Philippinen, Serbien, Sri Lanka, Südafrika, Togo, Tschechische Republik, Tunesien, Uganda, Usbekistan, Vereinigtes Königreich, Weißrussland. Zwei Einwanderer-Gruppen kennzeichnet die Stadt mit unbekannt und unzutreffend. Das bedeutet, dass ihre Herkunft (etwa in schwebenden Asylverfahren) nicht klar ist. kes

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