Neue Perspektiven für Migranten

Merzig · Fachvorträge, Infostände und immer wieder spontane Gespräche: Die Messe für Migranten, Immigra, ist gestern erstmals in Merzig ausgerichtet worden. Rund 150 Interessierte erkundigten sich in der Stadthalle nach Angaben des veranstaltenden Landesnetzwerkes für Integration durch Qualifizierung (IQ), wie sich Migranten auf dem Arbeitsmarkt integrieren können.

 Beratung stand bei der Immigra im Vordergrund. Foto: Sylvie Rauch

Beratung stand bei der Immigra im Vordergrund. Foto: Sylvie Rauch

Foto: Sylvie Rauch

"Unter politischen Gesichtspunkten ist es wünschenswert, möglichst viele Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren", sagte Merzigs Bürgermeister Manfred Horf zur Eröffnung der Integrationsmesse, die nach zwei Auflagen in Saarbrücken nun erstmals in Merzig stattfand. Horf sagte weiter, die Immigra leiste einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des neuen kommunalen Integrationskonzepts.

"Die Messe soll Migranten zeigen, dass es Hilfe gibt und Arbeitgeber Mitarbeiter suchen. Wir hoffen auch, dass die Besucher das Wissen und die Eindrücke mit in ihre Freundeskreise tragen", erklärte Heike Wagner, Integrationsbeauftragte der Stadt. Die meisten Anfragen habe der Stand bekommen, der über die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen aufklärt.

"Wir freuen uns, dass auch Arbeitgeber mit Ständen vertreten sind. Das haben wir bei den drei Vorgängermessen in Saarbrücken nicht organisiert bekommen", sagte Wolfgang Vogt von IQ.

Bürgermeister Horf würdigte das Engagement entsprechend: "Die Integration von Migranten in den lokalen Arbeitsmarkt und in das öffentliche Leben der Kreisstadt Merzig gelingt nur mit den Arbeitgebern gemeinsam". Insgesamt sieben Arbeitgeber beteiligten sich an der Immigra: die Kitas der Stadt, das Klinikum Merzig, das Landespolizeipräsidium des Saarlandes, das SOS-Kinderdorf Saar, Villeroy & Boch sowie Zenner Aluminiumbau. Zudem waren Vertreter zahlreicher öffentlicher Träger vor Ort.

Keine Pflicht zur Anwesenheit

Die Messe richtete sich nicht ausschließlich an Arbeitsuchende: "Sie ist auch auch für Migranten gedacht, die nach neuen Perspektiven suchen", erklärte Oliver Reimringer von der Agentur für Arbeit in Merzig. Die Arbeitsuchenden seien freiwillig gekommen, eine Anwesenheitspflicht habe es nicht gegeben.

"Ich nehme viel Positives mit nach Hause. Die Vertreter von der Volkshochschule haben mir gezeigt, wie ich meinen schriftlichen Lebenslauf verbessern kann", erzählte Liudmila Malinia aus Sankt Petersburg in Russland. Ihre Handtasche sei prallgefüllt mit Info-Material. Die 53-jährige Chemieingenieurin lebt seit zwei Jahren in Deutschland und spricht fließend Deutsch.

Anderen Besuchern bereitete die Sprache offenbar Probleme. Die Teilnehmer der Integrationskurse für Anfänger hätten sich schwer getan, ihre Schüchternheit zu überwinden, sagte Deutschlehrerin Alicja Polek von der Volkshochschule Merzig. Teilnehmer aus ihrem Fortgeschrittenenkurs seien jedoch mit der Landespolizei und Villeroy & Boch ins Gespräch gekommen. "Mir ist durch die Messe mal wieder klar geworden, dass das Deutsch-Sprechen der Schlüssel zur Integration ist", sagte die 35-Jährige.

Auch Aslan Yalak vom Jobcenter Merzig bemerkte die Sprachhürde: "Die Anfragen und das Interesse der Besucher sind ein bisschen verhalten. Die Leute trauen sich nicht so richtig", sagte Yalak. Insgesamt sei er aber mit dem Verlauf der Messe zufrieden.

Peter Blatt, Leiter der Krankenpflegeschule am Klinikum Merzig, äußerte sich zufrieden. "Wir haben seit neun Uhr fast durchgehend Beratungsgespräche geführt", sagte Blatt.

Die Immigra fand erstmals in der Merziger Stadthalle statt. Zuvor hatte Saarbrücken die Kombination aus Fachtagung und Informationsbörse dreimal ausgerichtet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort