Matern zweifelt Wahlergebnis an 81 Stimmen machen den Unterschied - "Wie ein Krimi"CDU-Kreisvorsitzender Jürgen Schreier nennt Vorwürfe "ungeheuerlich"
Weiskirchen. Matern kündigte an, seine Partei werde am Montagabend im Wahlausschuss der Gemeinde gegen das Wahlergebnis schriftlich einen Vorbehalt zu Protokoll geben. "Wir werden uns das Briefwahlergebnis nochmals genau ansehen, insbesondere in Thailen."713 Weiskircher Bürger hatten die Briefwahl vorgezogen
Weiskirchen. Matern kündigte an, seine Partei werde am Montagabend im Wahlausschuss der Gemeinde gegen das Wahlergebnis schriftlich einen Vorbehalt zu Protokoll geben. "Wir werden uns das Briefwahlergebnis nochmals genau ansehen, insbesondere in Thailen."713 Weiskircher Bürger hatten die Briefwahl vorgezogen. Bis zu deren Auszählung hatte Matern knapp vorne gelegen, mit 101 Stimmen Vorsprung. Das Blatt wendete sich nach der Auszählung der Briefwähler-Stimmen. Am Ende führte Hero mit 81 Stimmen. Die Briefwahl hatte ihm in Thailen 176 Stimmen eingebracht, Matern nur 31. Matern sprach am Sonntag von "Brotdorfer Verhältnissen". In Thailen ist die CDU-Gemeindeverbandsvorsitzende und Wahlleiterin vom Sonntag, MdL Helma Kuhn-Theis, zugleich Ortsvorsteherin. Zunächst müsse der Gemeinde-Wahlvorstand über eine mögliche Anfechtung befinden, erklärt Josef Rath, wahlerfahrener Leiter des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit bei der Kreisverwaltung Saarlouis, zur weiteren Vorgehensweise. Matern müsse bei der Einreichung einer Beschwerde seine Gründe nennen, warum er die Wahl anfechten wolle. "Er muss Ross und Reiter nennen", sagt Rath, "also Fakten bringen. Ein Verdacht reicht nicht aus." Es sei durchaus möglich, dass hier die Wähler besonders intensiv "bearbeitet" worden seien. "Das ist legitim", sagt Rath. "Letztlich ist der Wähler der Souverän." Jurist Joachim Breunig ist der stellvertretende Kreiswahlleiter in Saarlouis. Für eine Bürgermeisterwahl sei die Wahlkreisleitung nicht zuständig. Über die Gültigkeit des Wahlergebnisses beschließe der Gemeindewahlausschuss mehrheitlich. Damit sei die Wahl rechtskräftig. Wenn Matern dennoch Gründe finde für eine Anfechtung, sei die Kommunalaufsicht des Landesverwaltungsamtes die nächst höhere Instanz. Danach komme die Landeswahlleiterin. Weiskirchen. Die Spannung war greifbar am Sonntagabend im Sitzungssaal im Weiskircher Rathaus, Zentrale der Bürgermeisterwahl. Über einen Großbildschirm huschten fortlaufend die neuesten Auszählungsergebnisse der sechs Wahlbezirke in der Kurgemeinde. Nach deren Auszählung hatte Michael Matern die Nase vorn. Doch die Briefwahl brachte nach endlosem Warten die Wende: Mit 51 Prozent der Stimmen bleibt Werner Hero (CDU) Bürgermeister. Am Ende waren es 81 Stimmen von 4082, die ihm für weitere acht Jahre das Amt sichern. Die Saarbrücker Zeitung hat sich im Sitzungssaal umgehört, auch schon, als die Auszählung noch lief. Hier einige Stimmen von "Wahlbeobachtern" in Weiskirchen.Raymond Greuter, Rappweiler: "In Rappweiler haben wir für Matern einen Vorsprung von 250 Stimmen geschafft. Als SPD-Ortsvereinsvorsitzender bin ich darauf stolz. Mehr kann man nicht tun."Frank Kaufmann, Weiskirchen: "Hero wurde nach nur sieben Jahren fast abgewählt. Worauf ist das zurück zu führen? Die Frage muss man stellen!"Ulrike Rehberger, Konfeld: "So spannend hatten wir hier noch nie eine Wahl - wie ein Krimi!"Rudolf Hero, CDU-Stadtratsmitglied in Wadern, noch vor dem Endergebnis: "Für Weiskirchen wäre es nicht sehr zweckmäßig, wenn ein politisch völlig Unbedarfter das Bürgermeister-Amt antreten würde."Dietmar Ewich, FDP Weiskirchen: "Die FDP war die einzige Partei, die keine Wahlempfehlung für die Bürgermeister-Wahl abgegeben hat. Das ist Sache der Bürger. Mit dem Ergebnis kann ich leben."Henry Selzer, Fraktionschef der Grün-Alternativen Liste im Weiskircher Rat: "Der Bürgermeister geht aus dieser Wahl beschädigt hervor. Ein denkbar knappes Ergebnis. Hero wird sich überlegen müssen, wie er damit umgeht."Wolfgang Sauer, CDU-Fraktionschef: "Wir wussten, dass es eng wird, allerdings nicht so eng. So oder so: Jetzt haben wir Klarheit. Das wird der Gemeinde zugute kommen."Bernd Rauls (SPD), Rappweiler: "Die Briefwahl war's! Es ist bitter. Weiskirchen wird jetzt sehr lange Werner Hero ertragen müssen."Bernd Diener, Steinberg: "Es hat an der Briefwahl gelegen. Bei 81 Stimmen Differenz sollte niemand von einem grandiosen Sieg oder einer schweren Niederlage reden!" So wurde gewählt:KonfeldWahlberechtigte 875; Abgegeben 591; Gültig 559; Beteiligung 67,5 %
Hero 241 / 43,11 %
Matern 318 / 56,89 %
RappweilerWahlber. 1312; Abgegeben 817; Gültig 786; Beteiligung 59,9 %
Hero 268 / 34,1 %
Matern 518 / 65,90 %
ThailenWahlberechtigte 1083; Abgegeben 650; Gültig 626; Beteiligung 57,8 %
Hero 359 / 57,35 %
Matern 267 / 42,65 %
WeierweilerWahlberechtigte 194; Abgegeben 131; Gültig 125; Beteiligung 64,4 %
Hero 58 / 46,40 %
Matern 67 / 53,60 %
WeiskirchenWahlberechtigte 1929; Abgegeben 1213; Gültig 1171; Beteiligung 60,7 %
Hero 657 / 56,10 %
Matern 514 / 43,90 %
BriefwahlAbgegeben 713; Gültig 690
Hero 436 / 63,19 %
Matern 254 / 36,81 %
Weiskirchen/Merzig. Eine sofortige öffentliche Entschuldigung fordert der CDU-Kreisvorsitzende Jürgen Schreier von dem unterlegenen SPD-Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl in Weiskirchen, Michael Matern. Dieser hatte gegenüber der SZ am Sonntagabend vom CDU-Wahlkampf als einer "Blut- und Bodenkampagne" gesprochen, mit dem Vorwurf von "Diffamierungen meiner familiären Verhältnisse". (Siehe SZ vom Montag.)Entschuldigung gefordert Matern habe, ohne Anhaltspunkte nennen zu können, die Bürger von Thailen samt ihrer Ortsvorsteherin Helma Kuhn-Theis (CDU) diffamiert und in ihrer Ehre verletzt, so Schreier gestern gegenüber der Saarbrücker Zeitung. "Öffentlich solche schwerwiegenden und haltlosen Vorwürfe allein auf Grund der bloßen Zahl der Briefwähler für Bürgermeister Hero in die Welt zu setzen, ist ehrabschneidend. Das zeigt, wie ernst es wirklich um seinen Wahlslogan 'Es geht auch menschlich' bestellt ist", sagt Jürgen Schreier. "Matern ist ein schlechter Verlierer!"Von dem Vorwurf, die CDU habe eine Blut- und Bodenkampagne geführt, müsse er sich distanzieren. "Solch ein rassistisches Nazi-Deutsch in Zusammenhang mit einer demokratischen Auseinandersetzung zu bringen, ist ungeheuerlich", so der CDU-Kreisvorsitzende. Selbst die größte Enttäuschung rechtfertige nicht die Verwendung der Nazi-Sprache, zumal man davon ausgehen könne, "dass Matern weiß, wovon er redet". Von der Unterbezirks-Vorsitzenden der Sozialdemokraten, MdL Anke Rehlinger, erwartet Schreier nun, dass sie umgehend auf eine Entschuldigung von Seiten Materns hinwirkt und sich öffentlich von dessen "diffamierenden und rassistischen Äußerungen" distanziert. Schreier: "Im anderen Fall macht sie sich Materns Entgleisungen zu eigen." fs