Lärmschutzdebatte spaltet den Ort

Besseringen · Die Kontroverse um den geplanten Bau einer Lärmschutzwand entlang der Bahnstrecke durch Besseringen droht den Ort zu spalten. Nachdem sich eine Bürgerinitiative gegründet hat, die gegen die Errichtung einer drei Meter hohen Wand vorgehen will, melden sich die Befürworter dieser Maßnahme zu Wort.

 Viele Besseringer fühlen sich durch den Zuglärm belästigt. Eine Wand soll davor schützen.Foto: rup

Viele Besseringer fühlen sich durch den Zuglärm belästigt. Eine Wand soll davor schützen.Foto: rup

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In Besseringen plant die Deutsche Bahn den Bau einer drei Meter hohen Lärmschutzwand entlang der Bahnstrecke Merzig-Trier - ein Vorhaben, gegen das manche Einwohner des Ortes sich heftig wehren, unter anderem in einer Bürgerinitiative (die SZ berichtete). Aber es gibt auch viele Befürworter der Maßnahme. Sie verweisen darauf, dass sie sich bereits im Herbst 2012 ebenfalls zu einer BI zusammengeschlossen haben, die für den Bau des Schutzwalls ist. Dies entspreche dem mehrheitlichen Willen der Betroffenen entlang der Bahnstrecke, die von der Stadt Ende 2012 angeschrieben worden waren, um ihr Votum zu den Schutzmaßnahmen abzugeben. Damals hatten sich 63 Prozent der Befragten, die sich geäußert hatten (etwas mehr als 140 von 241 angeschriebenen Haushalten), für die "große" Lösung mit drei Metern Höhe ausgesprochen.

Petra Müller ist eine von den 91 Befürwortern der hohen Schutzwand. Sie lebt seit 15 Jahren in Besseringen, kam aus familiären Gründen aus Bonn an die Saar. Der Lärm der Züge, die in direkter Nähe zum Haus ihrer Familie vorbeifahren, sei nur schwer zu ertragen. Umso mehr begrüße sie den Plan der Bahn, im Rahmen eines bundesweiten Lärmschutz-Programms einen Schutzwall auch in Besseringen zu errichten.

"Wirksamkeit nicht erwiesen"

Darum habe sie sich der Bürgerinitiative pro Schutzwand angeschlossen. "Wenn wir jetzt nicht die Gelegenheit nutzen, werden wir nie wieder eine Lärmschutzwand hierher bekommen", ist Müller überzeugt. Die Forderung der Gegen-BI, einen niedrigeren Wall mit nur 75 Zentimetern Höhe zu errichten, hält sie für abwegig: "Dafür müsste das Gleisbett umgebaut werden, auch ist eine solche Wand schwieriger zu unterhalten, und deren Wirksamkeit ist noch nicht erwiesen." Die Bahn habe diese Lösung für Besseringen im Zuge einer Kosten-Nutzen-Analyse verworfen. Müller möchte auch nicht warten, bis die Bahn, wie angekündigt, ihre Zugflotte mit neuen, geräuschärmeren Fahrwerken ausgestattet hat: "Bis das umgesetzt ist, haben wir 2020. Wir stehen jetzt im Berufsleben und müssen unter dem Lärm leiden."

Das Argument der Gegner, wonach die Drei-Meter-Wand den Ort und ihre Grundstücke verschandele, lässt Müller nicht gelten: "Die meisten, die an der Bahnstrecke wohnen, haben zu den Gleisen hin selbst hohe Hecken gepflanzt oder einen Sichtschutz aus Holz gebaut. Die Wand wird dahinter gebaut, außerdem kann sie auch bepflanzt werden." Ästhetische Bedenken seien das eine, sagt Müller. Aber: "Hier geht es um dauernden Lärm und Stress, nicht darum, ob etwas schön aussieht." Kritisch wertet die BI-Vertreterin die Art, wie seitens der Gegen-Initiative argumentiert werde: "Man versucht, dem Stadtrat zu unterstellen, dass er bei seiner Entscheidung für die Drei-Meter-Wand schlecht informiert gewesen sei. Das ist aber nicht richtig." In einem Flugblatt der Befürworter vom letzten Herbst ist gar von einem "Propagandafeldzug" einzelner Anwohner die Rede. Die BI will nun das Gespräch mit örtlichen Kommunalpolitikern suchen, um für ihr Anliegen zu werben: dass die Drei-Meter-Wand gebaut wird.

Ansprechpartner der BI pro Lärmschutzwand: Petra und Bernd Müller, Tel. (0 68 61) 99 29 99, Maria Breder, Tel. (0 68 61) 7 33 04, und Thomas Schuster, Tel. (01 72) 6 68 90 06.

Die Grünen-Fraktion im Stadtrat hat wie angekündigt einen Antrag bei der Verwaltung eingereicht, wonach der Rat sich nochmals mit dem Thema Lärmschutzwand in Besseringen befassen solle.

Die Grünen streben eine Aufhebung des zustimmenden Rats-Votums zur Drei-Meter-Schutzwand an, teilt Fraktionssprecher Klaus Borger mit: "Seit der Beschlussfassung im November 2012 haben sich grundlegend neue Dinge ergeben, die eine Behandlung der Angelegenheit in den zuständigen Gremien geradezu erzwingen." So sei zum Zeitpunkt des Beschlusses die Verpflichtung der Bahn nicht bekannt gewesen, "dass die Umrüstung der Züge auf neue leise Fahrwerktechnik bereits erfolgt und bis 2020 abgeschlossen werden soll". Ebenso sei nicht bekannt gewesen, dass die Bundesregierung erhebliche Mittel bereitstellt, um Lärmschutz "ohne die meist umstrittenen und veralteten, drei Meter hohen Mauern" zu realisieren.

Borger weiter: "Was uns wirklich irritierte, waren die glaubhaften Aussagen vieler Teilnehmer an den Info-Veranstalten, die davon berichteten, dass sich verantwortliche Personen aus Politik und Verwaltung bereits im Vorfeld der Behandlung in den städtischen Gremien definitiv und alternativlos für die drei Meter hohe Wand ausgesprochen haben." Die Grünen plädierten für einen "auf die örtliche Situation abgestimmten modernen Lärmschutz in Besseringen und nicht die 08/15-Lösung".

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