Schöpfer mit vielen Facetten

Merzig. Den Eisbären im Freibad Heilborn kennt in Merzig fast jeder. Er ist sicher das bekannteste Werk des Künstlers Jupp Schwindling. Doch seine Arbeiten waren vielfältig. Natur, Tiere, Menschen, Religion und Politik gehörten zu seinen Themen. Jetzt wurde im Museum Schloss Fellenberg eine Ausstellung zu Jupp Schwindling eröffnet

 Ein Skulptur von Jupp Schwindling.

Ein Skulptur von Jupp Schwindling.

Merzig. Den Eisbären im Freibad Heilborn kennt in Merzig fast jeder. Er ist sicher das bekannteste Werk des Künstlers Jupp Schwindling. Doch seine Arbeiten waren vielfältig. Natur, Tiere, Menschen, Religion und Politik gehörten zu seinen Themen. Jetzt wurde im Museum Schloss Fellenberg eine Ausstellung zu Jupp Schwindling eröffnet. Großes InteresseDer Andrang und das Interesse zur Ausstellungseröffnung der Werke von Jupp Schwindling am Sonntag waren außergewöhnlich hoch. Viele Merziger sind dem Werk Schwindlings eng verbunden, nicht nur durch den Eisbär, der das Bild des Freibades Heilborn seit Generationen prägt. Dieser ist sicher eines der bekanntesten Werke, doch verbirgt sich hinter dem gelernten Keramikmoduleur ein Künstler mit vielen Facetten. Er war bei Villeroy & Boch in Mettlach natürlich gezwungen, Serienarbeiten herzustellen. Es ist jedoch bekannt, dass ihm die Vervielfältigung im Grunde jedoch gar nicht lag. Er hatte den Anspruch der Einmaligkeit an ein Kunstwerk, wie er selbst sagte: "Der Schöpfungsakt einer bestimmten Form ist einzigartig. Ihn zu duplizieren, zu wiederholen, ihn in verschiedenen Ausfertigungen zu gestalten, macht aus dem besagten Objekt vielleicht einen künstlerischen Gegenstand, aber kein Kunstwerk". Nach Feierabend ging er der künstlerischen Tätigkeit in einem auf dem Werksgelände eingerichteten Atelier nach. Ester Schneider, die Leiterin des Keramikmuseums Mettlach, weiß zu berichten, dass er die Formen seiner Skulpturen umgehend zerschlug, wenn der Guss gelungen war. So blieb er dem Anspruch der Einmaligkeit konsequent treu. Seine Vorliebe galt der Materie Ton. "Die meisten seiner Werke sind von einem klaren, ausgewogenen, fast akademisch-klassichen Charakter", definiert Ester Schneider das Werk Schwindlings. "Ich sehe die Dinge des Lebens und der Natur nicht wie sie sein könnten, sondern wie sie sind", machte der Künstler einst klar, wie er seine Arbeit verstanden wissen wollte. Zweite RetrospektiveDass es überhaupt eine zweite Retrospektive geben kann - die erste war 1988 in der Stadtbibliothek in Merzig - ist zum großen Teil der Arbeit von Franz Büdinger zu verdanken, langjähriger Leiter des Firmenarchivs von V&B. In dieser Funktion betrieb er Nachforschungen, sicherte zumindest die Fotografien von Kunstwerken. Mit der Familie und Freunden von Schwindling hat er die Ausstellungsstücke zusammengetragen. Die meisten Leihgaben der Ausstellung stammen aus dem Firmenarchiv von V&B. Eine der größten Skulpturen Schwindlings ist fest im Keramikmuseum Mettlach eingebaut. Eng verbunden mit den Werken ist natürlich die Familie Jupp Schwindlings. Kinder, Enkel und Urenkel kamen zur Ausstellungseröffnung. Sohn Helmut Schwindling, ein erfolgreicher Kirchenmusiker, und seine Tochter Christina Dietrich-Schwindling untermalten die Veranstaltung mit vierhändigem Klavierspiel. Doch die Liebe zur Musik war nicht immer gern gesehen, wie der Sohn zu berichten weiß: "Mein Vater wollte immer, dass ich auch seine Kunst verfolge. Ich wollte lieber Konzertpianist werden. Doch das kam nicht in Frage. In den Augen meines Vaters sollte ich lieber etwas Richtiges lernen". Deshalb hat auch er eine Lehre zum Keramikmoduleur bei V&B gemacht. Einige Jahre arbeitete er auch in diesem Beruf, bis er nach dem Tod des Vaters wieder seinen musikalischen Weg einschlug. "Uns verbindet jedoch eines: Wir haben beide in Ton moduliert, er im Werkstoff Ton und ich mit Tönen in der Musik."

 Eröffneten die Ausstellung: Ester Schneider, Helmut Schwindling, Ingrid Jakobs und SZ-Redakteur Wolf Porz (v. l.). Fotos: rup

Eröffneten die Ausstellung: Ester Schneider, Helmut Schwindling, Ingrid Jakobs und SZ-Redakteur Wolf Porz (v. l.). Fotos: rup

Auf einen blickDie Ausstellung wird läuft von Sonntag, 28. März bis Sonntag, 1.August 2010. Innerhalb dieser Monate werden sich Franz Büdinger und Helmut Schwindling, der Sohn des Künstlers zu einem öffentlichen Gespräch über den Künstler Jupp Schwindling und seine Kunst treffen. Der Termin wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Zu besonderen Ehren kommt die sicherlich bekannteste Figur, der Eisbär im Freibad Heilborn in Merzig. An einem Eisbär-Fest, am Sonntag, 27. Juni, wird es nur um ihn gehen. Eine kleine Ausstellung wird Bilder der einstigen Eisbärengruppe zeigen. Das Atelier Kutsche hat zu diesem Anlass Miniaturanfertigungen des zerstörten Eisbären gemacht. Genau hundert Stück stehen für 25 Euro das Stück zum Verkauf. red

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