Defekter Bohrer stoppt Suche

Tettingen · Enttäuschung bei Hans-Peter Jung und seinen Helfern: Wochenlang hatte sich der „Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa“ (VBGO) auf die große Suchaktion am Ortsrand von Tettingen vorbereitetet, aber schon nach kurzer Zeit versagte die Technik.

 Auf der Suche nach Relikten des Zweiten Weltkrieges: Mitglieder des „Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa". Foto: Rolf Ruppenthal

Auf der Suche nach Relikten des Zweiten Weltkrieges: Mitglieder des „Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa". Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Bei dem eingesetzten Brunnenbohrgerät fiel nach der ersten Bohrung das Getriebe aus. Die Suche nach Hohlräumen unter und neben dem Feldwirtschaftsweg musste zwangsläufig abgebrochen werden. Hans-Peter Jung, zweiter Vorsitzender des Vereins, war untröstlich. Seine Helfer waren zum Teil mehrere hundert Kilometer gefahren, um bei der Suche nach den sterblichen Überresten deutscher Soldaten zu helfen.

Gerüchten zufolge sollen gegen Kriegsende nach einer Sprengung deutsche Soldaten in einem Stollen verschüttet worden sein. "Aber man weiß nichts Genaues darüber," erklärt Jung, der sich eine größere Resonanz von Zeitzeugen erhofft hatte. "Die meisten Kriegsteilnehmer leben nicht mehr, aber viele Kinder und Jugendlichen haben beim Spielen oder zuhause vieles von den Geschehnissen mitbekommen," führt er dazu aus. Aber die Zeit eilt: Es leben nur noch wenige Zeitzeugen, die authentisch berichten könnten. Viele sind inzwischen bereits tot und haben ihr Wissen mit ins Grab genommen.

Gut 7000 Vermisste entdeckt

Seit mehr als einem Jahrzehnt engagieren sich die inzwischen rund 200 Mitglieder des "Vereins zur Bergung Gefallener" vor allem in Osteuropa. Vielen Toten konnte so ein Name gegeben werden. Zuhause in ihrer Heimat erhielten sie eine würdevolle Bestattung, und ihr Schicksal hat vielen Verwandten und Freunden geholfen, mit den schrecklichen Ereignissen zurecht zu kommen. "Inzwischen hat unser gemeinnütziger Verein über 7000 Vermisste verschiedener Nationalitäten auffinden können." Viele Schicksale wurden so aufgeklärt. Durch ihre Arbeit hat der Verein Brücken zwischen ehemaligen Kriegsgegnern schlagen können und einen wesentlichen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet. Nachdem die Helfer in früheren Jahren vor allem in Osteuropa aktiv waren, hat man sich in der jüngeren Vergangenheit auch auf die nähere Heimat konzentriert, wo vor allem gegen Kriegsende erbittert gekämpft worden war. Auch hier ist das Schicksal vieler Vermisster noch ungeklärt.

Bei dem lange vorbereiteten Sucheinsatz am Osterwochenende, der mit Unterstützung und Genehmigung des Landesdenkmalsamtes durchgeführt wurde, machte man nach dem Ausfall des Bohrgerätes aus der Not eine Tugend. Die Umgebung des gesprengten Wertwallbunkers und die Schützengräben, heute im dichten Unterholz, wurden abgesucht, wobei auch Messsonden eingesetzt wurden. Eine intensive Suche mittels Bodenradar und funktionierendem Bohrgerät soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Ganz umsonst war der Arbeitseinsatz am Ostersamstag jedoch nicht: Am Ende meldeten sich doch noch einige Zeitzeugen - jedenfalls mehr, als sich Hans-Peter Jung und seine Vereinskollegen erhofft hatten. "Wir wissen jetzt schon einiges mehr," betonte der Dachdecker aus Dillingen, der im lothringischen Neunkirchen bei Bouzonville lebt. Er hofft, dass sich im Nachhinein noch der ein oder andere Zeitzeuge bei ihm meldet.

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