Mit dem Manuskript ins Internet statt zum Verleger

Rimini. Zuerst hat er es bei den Verlagen versucht. Elf Mal hat er sein Manuskript verschickt — und elf Absagen bekommen. Seine Buchidee fand der unter dem Namen Jacob Nomus schreibende IT-Fachmann aber immer noch gut: Um eine mehrere Zeitalter umspannende Verschwörung sollte es gehen, die das Geheimnis der Formel für das ewige Leben und die Quelle des Monotheismus bewahrt

Rimini. Zuerst hat er es bei den Verlagen versucht. Elf Mal hat er sein Manuskript verschickt — und elf Absagen bekommen. Seine Buchidee fand der unter dem Namen Jacob Nomus schreibende IT-Fachmann aber immer noch gut: Um eine mehrere Zeitalter umspannende Verschwörung sollte es gehen, die das Geheimnis der Formel für das ewige Leben und die Quelle des Monotheismus bewahrt. Verschwörer, ein Mysterium, dessen Enthüllung die Welt verändern könnte, Reisen in vergangene Zeitalter — keine bahnbrechend neuen Zutaten für einen Roman, aber Themen, die viele Menschen faszinieren, wie die Verkaufszahlen von Dan Brown und Co. beweisen. Nach den Absagen der Verlage machte sich der seit einigen Jahren im italienischen Rimini lebende 41-Jährige erst einmal an die Überarbeitung seines Textes. Er konsultierte Spezialisten und tat sich in fachspezifischen Foren um. Das positive Feedback der Fachleute auf seine Textauszüge gab dann den Ausschlag für ihn, es selbst mit einer Veröffentlichung zu versuchen. Um sich über seinen Text mit anderen Autoren auszutauschen, stellte er eine Leseprobe bei der Plattform Bookrix online. "Dort habe ich schnell Leser gefunden, wertvolle Kommentare zum Text bekommen und hilfreiche Informationen, wie ich mein Buch selbst verlegen kann", beschreibt der gebürtige Kölner die ersten Gehversuche als sein eigener Verleger. Von der ersten Idee für die Geschichte bis zum Druck von "Das Amarna-Grab" mit 1000 Exemplaren im Juni 2009 sind insgesamt rund zweieinhalb Jahre vergangen. Die Kosten für Korrektorat, Druck und die Auslieferung der Bücher beliefen sich auf rund 3800 Euro. Das Marketing gab es beinahe frei Haus — schließlich liegt es in der Natur eines Netzwerkes wie Bookrix, das ähnlich wie Facebook oder MySpace funktioniert, dass Inhalte, die die Nutzer interessieren, einem immer größeren Kreis bekannt gemacht werden. Dass dabei jeder seine Meinung und Vorschläge kundtun kann — und dies meist auch tut — sieht der Autor eher als Vor- denn als Nachteil: "So bekomme ich einen guten Überblick über die Vielfältigkeit an Interpretationen und emotionalen Wirkungen, die ein Text auf die Leser hat." Mittlerweile wurden mehr als 600 Exemplare von "Das Amarna-Grab" verkauft — bei Libri, Amazon und einigen Buchhandlungen, die das Buch bei ihm angefordert haben. Die Kosten waren nach drei Monaten wieder drin, der 41-Jährige hatte die Amortisation der Investition erst nach sechs Monaten erwartet. "Als Autor erlaube ich mir zu träumen, aber in meiner Funktion als Verleger wäge ich eine Investition nach ganz anderen Kriterien ab", sagt er und fügt hinzu: "Und sowohl der Schriftsteller als auch der Investor in mir ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden." Selbst ist der Verleger — ein Modell, das aus seiner Sicht einen wachsenden Markt außerhalb der Verlage darstellt. Eine Verflachung der verfügbaren Literatur durch eine Schwemme an Hobby-Autoren, die sich selbst verlegen, befürchtet er jedenfalls nicht: "Wie erfolgreich ein Buch ist, wieviele Leser es findet, wird in Zukunft genauso wie jetzt auch vom Leser entschieden."www.bookrix.de

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