Magnifique!

Paris · Der Autor und Literatur-Kritiker Rainer Moritz liebt Paris seit langem. Jetzt hat er zwei Bände über die Stadt herausgegeben – eine Sammlung literarischer Momentaufnahmen und einen Bildband über die ihm liebsten Parks und Plätze der Stadt. Am nächsten Montag stellt er die Bücher in Saarbrücken vor.

 Ein Blick in den Jardin des Tuileries. Foto: Andreas Licht/Knesebeck Verlag

Ein Blick in den Jardin des Tuileries. Foto: Andreas Licht/Knesebeck Verlag

Foto: Andreas Licht/Knesebeck Verlag

Die Stadt droht, "in der Flut ihrer Beschreibungen zu ertrinken", gibt Rainer Moritz zu - im Nachwort eben eines weiteren Buchs über die Hauptstadt der grande nation. Und setzt mit seinem Buch etwas dem entgegen, was er als nostalgischen Puderzucker empfindet, als Pflege beliebter Paris-Muster: von der Stadt der Liebe, der Künstler, der Revolution, der fabelhaften Amélie und von Woody Allens "Midnight in Paris".

Moritz, Kenner der Stadt, Autor, Kritiker und Leiter des Hamburger Literaturhauses, hat für "Ein Rendezvous mit Paris" Gedichte, Momentaufnahmen, Glossen und Romanausschnitte zusammengestellt, ein großes buntes Mosaik aus höchst unterschiedlichen Splittern. Unter Rubriken wie "Von Paris träumen, in Paris ankommen", "Ein gefährliches, ein elendes Pflaster" bis hin zu "Überschätzt?" und der prompten Antwort "Nein!" erzählen Autoren wie Peter Handke, Ingeborg Bachmann, Jean Genet, Jacques Prévert und Heinrich Heine. (Bill Ramseys Schlager "Pigalle" ist auch dabei).

Nicht alle jubeln hier frankophil. Mark Twain etwa hat Paris so wenig beeindruckt, dass er die Stadt nur als kurze Rast zwischen München und Holland empfand; Wiglaf Droste mäkelt an den Espresso- und Eintrittspreisen herum: "La vie ici ist ausgesprochen fies / Ausgeplündert werden in Paris." Dietmar Bittrich zählt "Die peinlichsten Sehenswürdigkeiten" auf - vom "trübsinnigen" Triumphbogen (wer wollte ihm da widersprechen?) bis zum Louvre, in dem sich die "Heuchler" tummeln, die so tun, als interessierten sie sich tatsächlich für Rembrandt und Rubens. Das mag polemisch sein, ist aber ein schöner Kontrast zu den üblichen touristischen Klischee-Huldigungen. Zwar bilden die Liebeserklärungen im Buch naturgemäß die Mehrheit, dank Moritz' Auswahl sind es aber keine platten Liebesbriefe, sondern vielmehr literarische Perlen. Henry Miller beschreibt den rosa Hauch des Sonnenaufgangs am Montmartre, während George Simenons Kommissar Maigret sein altes Bistro betritt, wo der gewohnte Anisgeruch des Aperitifs und die Gesichter der Gäste ihm so wohlig vertraut sind, dass er sich an keinen anderen Ort der Welt wünschen würde - ein wunderbar sinnlicher Text. Insgesamt eine schöne Sammlung, deren Taschenbuch-Ausmaß nicht viel Platz in der Reisetasche braucht und die sich als Lektüre im Zug Richtung Paris empfiehlt - so lange es die flotte Verbindung noch gibt.

Etwas zu schwer für die Reisetasche ist ein weiteres Paris-Buch von Moritz, ein Bildband über 27 Parks und Plätze der Stadt, dessen Titel "Dicht am Paradies" Erich Kästners Gedicht "Jardin du Luxembourg" entlehnt ist. Moritz beschreibt mit leichter Feder und detailreich die Geschichte von grünen Oasen wie dem Parc Kellerman, dem Square des poètes und anderen Rückszugsorten inmitten der Pariser Hektik. Der Fotograf Andreas Licht, der in Paris lebt, hat die Orte in knapp 250 atmosphärischen und kitschfreien Fotografien eingefangen. Famos.

Rainer Moritz: Dicht am Paradies. Spaziergänge durch Pariser Parks und Gärten. Knesebeck, 223 Seiten, 34,95 Euro.

Ein Rendezvous mit Paris. Literarische Liebeserklärungen. Reclam, 272 S., 16,95 Euro.

Paris-Abend mit Verkostung (Eintritt 10 Euro): Montag, 14. April, ab 19.30 Uhr im Domicil Leidinger. Kartenreservierung bei der Buchhandlung Raueiser, Tel. (06 81) 37 91 80.

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