Kunst als großes Lebenskonzept

Saarlouis · Aus der Kunstszene an der Saar ist Jo Enzweiler nicht wegzudenken: Die Hochschule der Bildenden Künste, das Institut der aktuellen Kunst und die Galerie St. Johann sind Teil seines umfangreichen Lebenswerkes.

 Jo Enzweiler fokussiert sich auf sein Schaffen und das Institut für aktuelle Kunst. Foto: Iris Maurer

Jo Enzweiler fokussiert sich auf sein Schaffen und das Institut für aktuelle Kunst. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Bei Jo Enzweiler ist alles miteinander verquickt und bildet ein großes Lebenskonzept. Nicht nur Leben und Kunst, sondern auch Kunst und Wissenschaft. Heute wird Jo Enzweiler, am 16. April 1934 in Merzig-Büdingen geboren, 80 Jahre alt. Man kennt ihn als Galerist, Direktor des Instituts für aktuelle Kunst in Saarlouis, als Gründungsrektor der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Hochschullehrer und Künstler. Die Frage, ob er etwas hätte anders machen wollen, verneint er direkt: "Der Weg der Auseinandersetzung mit der Kunst war für mich der einzige Weg, auch wenn man da alles geben muss." Sein Engagement blieb nicht ungewürdigt: 1999 erhielt er den Saarländischen Verdienstorden, 2009 den Albert-Weisgerber-Preis der Stadt St. Ingbert.

Mit der Kunst hat sich Enz-weiler auf verschiedene Weisen auseinandergesetzt, das Studium der Rechtswissenschaft fiel bald der Hingabe zur Konkreten Kunst und den Studien der Malerei und Kunsterziehung zum Opfer. 1969 gründete er mit rund 30 Gesellschaftern die Saarbrücker Galerie St. Johann und schuf einen Ausstellungsraum für die Konkrete Kunst im Saarland. Ziel war es, Regionalität und Internationalität zusammenzubringen. "Es ist der Versuch, die Region durch Information aufzuwerten, was auch funktioniert hat." In den vergangenen 45 Jahren gab es gut 300 Ausstellungen, gezeigt wurde Konkrete Kunst von deutschen und internationalen Künstlern. Die Liste der Einzel- oder Gruppenschauen ist lang, neben saarländischen Künstlern wie Aloys Ohlmann, Enzweiler selbst, Lukas Kramer, Marianne Aatz und Manfred Güthler finden sich mit Hans Arp, Joseph Beuys, Meret Oppenheim oder Christo auch die Großen der nationalen und internationalen Szene.

Doch nach 45 Jahren beendet Enzweiler aus Altersgründen seine Beratertätigkeit für die Galerie. Dass sich ein Nachfolger findet, der sich auch Enzweilers Tätigkeit im Verkauf zutraut, wird immer unwahrscheinlicher. Mittlerweile geht Enzweiler davon aus, dass die Galerie geschlossen wird. "Ich bin jetzt 80 Jahre alt, und da ist es ganz gut, wenn man mit bestimmten Sachen abschließen kann." Von der Galerie hängt auch das noch offene Schicksal des Verlages St. Johann ab. Der hat über 150 Kunsteditionen herausgegeben. Dabei arbeitet man eng zusammen mit dem Institut für aktuelle Kunst in Saarlouis, dem der in Wallerfangen lebende Enzweiler seit 1993 als Direktor vorsteht.

Und weil bei Enzweiler alles miteinander verquickt ist, wird die Galerie auf eine gewisse Art vom Institut für aktuelle Kunst aufgefangen und dort möglicherweise durch ein neues System ersetzt: Das verbleibende Vermögen der Galerie soll im Fall der Schließung in den Künstlernachlass des Instituts übergehen, und eine geplante Artothek kann es dort möglich machen, Kunst gegen Gebühr auszuleihen. Das geplante Zentrum für Künstlernachlässe soll in einer angrenzenden Lagerhalle in Saarlouis entstehen - mit Studiensaal, Bibliothek und Schaulager.

Enzweiler als Künstler erleben kann man derzeit im Merziger Museum Schloss Fellenberg. Die Ausstellung zeigt Werke aus den vergangenen acht Jahren. Der Blick auf die Kunstwerke lässt Farben und Formen als ein regelrechtes Ereignis erleben. Blutrot und Petrolblau leuchten in ihrer strahlenden Reinheit; und immer wieder taucht Zitronengelb auf: "Gelb ist für mich eine Herausforderung", sagt Enzweiler, "weil es in Helligkeit und im Farbwert nur schwierig zu verändern ist." Es heißt, seine grafisch strengen Formen setzen beim Betrachter Landschafts-Assoziationen frei: "Das ist nicht gewollt, es ergibt sich im Malprozess, und ich muss es akzeptieren."

Info: www.institut-aktuelle-kunst.de, Tel. (0 68 31) 46 05 30, oder www.galerie-st-johann.de, Tel. (06 81) 3 34 73.

Heute, 19 Uhr, Vorstellung des Werkverzeichnisses von Jo Enzweiler im Museum Schloss Fellenberg; Schau bis 21. April, täglich 14-17 Uhr geöffnet, Karfeitag geschlossen.

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