Gezeichnet vom Leben

Der Maler auf einer brausenden Moto Guzzi, das Häuserlabyrinth einer psychiatrischen Anstalt, die menschenleere Landschaft der Golena - in unzähligen präzisen Strichen aus tiefer Schwärze herausgehoben hat sie Illustrator Hannes Binder. In der Graphic Novel "Antonio Ligabue

 Feinste Striche: ein Blick in "Antonio Ligabue". Foto: Jacoby & Stuart

Feinste Striche: ein Blick in "Antonio Ligabue". Foto: Jacoby & Stuart

Der Maler auf einer brausenden Moto Guzzi, das Häuserlabyrinth einer psychiatrischen Anstalt, die menschenleere Landschaft der Golena - in unzähligen präzisen Strichen aus tiefer Schwärze herausgehoben hat sie Illustrator Hannes Binder. In der Graphic Novel "Antonio Ligabue. Von der Qual eines Künstlerlebens" erzählt Binder zum knappen, nüchternen Text von Giuseppe Zironi eindringlich das Leben eines merkwürdigen Außenseiters. Wie da einer von Anfang an nie einen Halt hat, als Jugendlicher des Landes verwiesen wird, vom Kanton St. Gallen nach Italien kommt, mehrfach für geisteskrank erklärt wird und in der Fremde zu malen anfängt, das hält Binder in seiner immer wieder höchst beeindruckenden Schabkarton-Technik fest: Das Federmesser kratzt helle Linien aus einem schwarz eingefärbten Karton heraus.Hannes Binder/Giuseppe Zironi: Antonio Ligabue. Jacoby & Stuart, 149 Seiten, 29 Euro.

Winter 1958 in Barcelona. Ein Junge mit seiner Mutter auf dem Weg zur Schule möchte unbedingt einen Comic am Kiosk gekauft bekommen. Wofür er eine Kopfnuss kassiert. Gegenüber, bei Bruguera, einem der mächtigsten Verlage, gehen diejenigen ein und aus, die seine Helden zeichnen. Vier von ihnen kommen gerade wieder zurück zu Knebelverträgen und Überstunden, nachdem ihr abenteuerliches Projekt eines eigenen Verlages gescheitert ist.

In schattigen Farben auf zart kolorierten Seiten im klassischen Stil des Sprechblasen-Comics erzählt der Spanier Paco Roca in "Der Winter des Zeichners" spannend von den Anfängen des Comics Ende der 50er Jahre unter Franco und von denen, die das Genre groß gemacht haben.

In Zeitsprüngen zwischen Winter 1957 und Sommer 1958 sieht man das Treiben in den breiten Straßenzügen der Stadt, vor Cafés und in Kneipen und spürt die Stimmung, die im von Franco unterdrückten Land herrschte. Roca erzählt atmosphärisch dicht von dieser Suche nach Freiheit in der Diktatur. rr

Paco Roca: Der Winter des Zeichners. Reprodukt Verlag,

128 Seiten, 20 Euro.

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