Erleuchtung am Fluss

Saarbrücken · Saarbrücken bereitet sich auf eine ästhetische Belagerung vor. Die Kunsthochschule inszeniert an drei Tagen die Berliner Promenade neu. Das Lichtprojekt „Light_Act“ könnte eines der größten in Europa werden.

 Die Berliner Promenade in Saarbrücken bei den Lichtproben. Foto: Daniel Hausig

Die Berliner Promenade in Saarbrücken bei den Lichtproben. Foto: Daniel Hausig

Foto: Daniel Hausig

Schöner kann man ein künstlerisches Vorhaben kaum ankündigen: Man habe sich "aus dem Herzen" für "Light_Act" entschieden, bekannte Saarbrückens Kulturdezernent Erik Schrader (FDP) bei der offiziellen Vorstellung des großen Lichtprojektes. Es geht von der Kunsthochschule (HBK) aus, die damit "den Elfenbeinturm" verlässt und sich der Stadt annimmt. Ideengeber Professor Daniel Hausig hat mit Hochschulmitarbeitern und Studierenden fast zwei Jahre lang daran gearbeitet. Freitag nach Ostern ist Premiere, an zwei weiteren Abenden kann die Lichtvorstellung angeschaut werden. So wird die Berliner Promenade zur Bühne, die Umgebung zum Zuschauerraum.

Die besten Plätze werden auf Brücken (Luisen- und Wilhelm-Heinrich-Brücke) und am Leinpfad entlang der Saar sein. Sechs Hochleistungsprojektoren würden bei der abendlichen ästhetischen Belagerung der Stadt zu Kanonen, verhieß Daniel Hausig scherzhaft. Licht macht zwar keinen Lärm, aufwecken könnte "Light_Act" die Saarbrücker schon. Oder besser: aufrütteln. Was Künstler sich ausgedacht haben, und was die Stadt und Energie Saar-Lor-Lux als Hauptsponsor befördern, ist Lichtkunst - und ein Beitrag zur Stadtentwicklung. Wenn es gelingt, mit Kunst den Blick auf Innenstadtgebäude zu lenken, die nicht als schön gelten, gelingt es vielleicht auch den Blick zu ändern. Und somit die Einstellung zur Nachkriegsarchitektur.

So liefert die Lichtkunst - Hausig spricht von der Fortsetzung der Malerei mit anderen Mitteln - gute Argumente für die Stadt. Und sie liefert, was jeden glücklich macht, der Aufmerksamkeit für eine Stadt will: ein Alleinstellungsmerkmal. Man sei von Island bis Portugal alle Festivals durchgegangen, die sich mit Licht beschäftigten, und habe keine größere Veranstaltung gefunden, sagte Daniel Hausig. Das macht dann nicht nur die Stadt stolz, sondern die Hochschule und deren Rektorin Gabriele Langendorf.

An den Fassaden der Geschäftshäuser an der Saarbrücker Berliner Promenade wird eine große Vielfalt künstlerischer Handschriften zu sehen sein: Fotografie, Handzeichnung, Malerei, computergestützte Kunst. Bei der Vorstellung von "Light_Act" kam vieles zur Sprache, auch der Einsatz des Saarbrücker Kulturamtes für die Infrastruktur der Lichtkunst. Denn sie birgt auch bürokratische Herausforderung, und sei es nur, das Wasserschifffahrtsamt in die Planung einzubinden, um Kunst über den Fluss hinweg zu genehmigen.

Über all das wurde gerne gesprochen, eher ungern jedoch über Geld. Nun lassen sich die Kosten für solche Lichtkunst auch schwer beziffern. Die Stadt hat bei der Organisation geholfen, sie beteiligt sich mit rund 10 000 Euro an den Kosten für einen Katalog und für die Projektoren und tritt selbst als Veranstalter auf, was der Kulturdezernent ebenfalls mit 10 000 Euro bezifferte. Der Sponsor nannte keine Zahlen. Staunenswert gering und wohl deshalb gerne genannt, sind die Stromkosten für die Hochleistungsprojektoren: insgesamt 200 bis 300 Euro. Unbezahlbar: die Idee, der künstlerische Einsatz und der Mut der Stadt.

"Light_Act": 25. bis 27. April, jeweils von 21 bis 24 Uhr.

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