Die Welt in Farben bewahren

St Wendel · Am 1. April 1894 wurde die Malerin Mia Münster geboren. Wer war die Frau, die das Museum St. Wendel ab Sonntag mit der Ausstellung „Mia Münster: Modezeichnungen, St. Wendeler Land und Lothringer Bilder – 1925-1945“ ehrt?

 Zwei Modezeichnungen von Mia Münster, zu Papier gebracht mit Aquarell und Bleistift, um 1930. Foto: Museum St. Wendel

Zwei Modezeichnungen von Mia Münster, zu Papier gebracht mit Aquarell und Bleistift, um 1930. Foto: Museum St. Wendel

Foto: Museum St. Wendel

Modezeichnungen aus den 1920er Jahren, Gouachen aus dem St. Wendeler Land und Lothringen aus den 1940er Jahren: Ab Sonntag zeigt das Museum St. Wendel Arbeiten von Mia Münster. Anlass ist der 120. Geburtstag der 1970 verstorbenen Malerin und Graphikerin. In ihr spiegelt sich das Leben einer Frau und Künstlerin, die selbständig mit künstlerischer Arbeit ihr Leben gestaltete.

Mia Münster hatte beharrlich ihre Kunstausbildung vor-angetrieben, zuerst in Düsseldorf an einer privaten Kunstschule, nach Jahren als Bürogehilfin in St. Wendel studierte sie dann ab 1919 in München und Berlin. Ihr Studium finanzierte sie durch Auftragsarbeiten als Dekorationsmalerin, Gebrauchsgrafikerin und Illustratorin, unter anderem für die Saarbrücker Zeitung. Es galt, sich Freiräume zu schaffen, im eigenen Leben wie in der Kunst. Die Modezeichnungen der 20er Jahre zeigen, woran Mia Münster als Malerin interessiert war: Farbe in der Fläche wirken zu lassen.

Berlin, wo sie bei der Satirezeitschrift "Ulk" eine Anstellung gefunden hatte, verließ sie nach dem Verbot der Zeitschrift und kehrte 1933 nach St. Wendel zurück. Der Plan eines Lebens als Künstlerin blieb - dafür stehen die "Lothringer Bilder": Im Auftrag der NS-Reichskulturkammer bereiste sie mit Kollegen, darunter Edvard Frank und Fritz Zolnhofer, 1940/41 die evakuierte Zone im Grenzland Lothringen. Es sind scheinbar harmlose Idyllen einer in Grüntönen lodernden Landschaft und verlassene Dörfer. Verlangt war Propaganda, doch Mia Münster schuf sich darin Freiraum für ihre Malerei, erfüllt von einer Sehnsucht nach Welt, nicht um sie zu unterwerfen, sondern um sie in Farben zu bewahren.

Als Teil einer "verlorenen Generation", die nach 1945 gegenständlich weitermalte, fiel auch Mia Münster aus der Zeit und hielt doch Kurs zwischen Pastellporträts von St. Wendeler Bürgern und Kunst-am-Bau-Aufträgen. Drei Selbstporträts finden sich, kess mit Stirnband, in Schwarz-Weiß aus den 20ern und in erdigen Farben leuchtend aus den 40ern. Sie zeigen eine Frau, die - trotz aller Widrigkeiten - ein selbstbestimmtes Leben als Künstlerin lebte. Es verdient Respekt und Sympathie.

Eröffnung am Sonntag um 15 Uhr. Läuft bis 1. Juni, Öffnungszeiten Di, Mi, Fr: 10 bis 16.30 Uhr, Do 10 bis 18 Uhr. Sonn-/Feiertag 14 bis 18 Uhr. Am Karfreitag geschlossen.

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