Comics und der Arabische Frühling

Saarbrücken. Das Zeichnen an der HBK werde besser, meinte Kunsthochschul-Professor Rolf Sachsse im Mai beim Saarbrücker "Graphic Novel"-Symposium. Dort war auch die Zeichnerin Barbara Yelin zu Gast, nun trägt sie in diesem Semester als Gastprofessorin an der HBK das Ihre zu dieser Entwicklung bei

 Eine Seite aus Yelins Werk "Gift", das gerade auch in Spanien erschienen ist. In ihm zeichnet sie, nach Texten von Peer Meter, den historischen Fall einer Giftmörderin in Bremen nach. Foto: Reprodukt

Eine Seite aus Yelins Werk "Gift", das gerade auch in Spanien erschienen ist. In ihm zeichnet sie, nach Texten von Peer Meter, den historischen Fall einer Giftmörderin in Bremen nach. Foto: Reprodukt

Saarbrücken. Das Zeichnen an der HBK werde besser, meinte Kunsthochschul-Professor Rolf Sachsse im Mai beim Saarbrücker "Graphic Novel"-Symposium. Dort war auch die Zeichnerin Barbara Yelin zu Gast, nun trägt sie in diesem Semester als Gastprofessorin an der HBK das Ihre zu dieser Entwicklung bei. Alle zwei Wochen ist die gebürtige Münchnerin, die in Berlin lebt, für zwei Tage in Saarbrücken, im Januar öfter, wegen eines Intensivwochenendes, in dem der praktische Hauptkurs vertieft wird: In dem zeichnen Studenten Comic-Kurzgeschichten. Außerdem bietet Yelin einen Theoriekurs über die Graphic Novels an, die romanhafte Ausformung der Comics. Ums Zeichnen gehe es da weniger als um die generelle Frage, "wie man mit Bildern Geschichten erzählen kann", erklärt Yelin. Beantwortet werden soll sie im Kurs mit dem Studieren aktueller Comicbände. Der Zuspruch ist gut, sagt sie, so gut, dass der Kurs zweigeteilt werden musste, um allen Studenten gerecht zu werden.Seit 2004 arbeitet die 34-Jährige als Comiczeichnerin und leitet Workshops, zuvor hatte sie von 2001 bis 2004 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg Illustration studiert.

Yelin war 2010 und 2011 immer wieder in Kairo, für einen Comic-Workshop des Goethe-Instituts mit ägyptischen Nachwuchszeichnern. Begonnen hatte der Kurs vor der Revolution, danach wollte das Institut angesichts der Ereignisse unbedingt weitermachen. Als rein dokumentarisch verstehen sich diese Comics nicht, es dürfe auch fiktiv gearbeitet werden, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. "Comics sind ein modernes, unmittelbares Medium", findet Yelin, "beim Comic ist man alles - Erzähler, Beleuchter, Kameramann." Hat sie bei den ägyptischen Kollegen ein anderes Comicverständnis erlebt? Nein, aber die arabische Bildkultur habe bewirkt, "dass man dort sehr ornamental arbeitet, oft die Schrift als Bild einsetzt. Das können die viel besser als wir." Wie geht es den Kollegen heute? "Nach den Wahlen scheinen viele frustriert. Und sie wissen nicht, wie ihre Geschichten enden sollen." Zu sehen ist Yelins reportageartiges Tagebuch dazu unter www.goethe.de/comic-journal.

Seit drei Monaten, das Ende ist offen, läuft in der "Frankfurter Rundschau" Yelins täglicher Comicstrip "Riekes Notizen" über das Leben einer freiberuflichen Zeichnerin. Autobiografisch also? "Nicht absichtlich, aber man erzählt, was man kennt - mich interessieren die selbstironischen Momente in der Arbeit eines selbstbestimmten Freiberuflers." Die Strips für eine Woche versucht Yelin in zwei bis drei Tagen zu schaffen, "den Rest brauche ich für die Gastprofessur". Nach Ende des Semesters will sie sich auf ihre nächste Graphic Novel konzentrieren, die erste nach ihrem preisgekrönten Band "Gift" (Szenario von Peer Meter) nach einem historischen Kriminalfall im Bremen des 19. Jahrhunderts. Zum Inhalt möchte sie noch nichts sagen, die Grundstruktur soll aber bei einem zweimonatigen "Artist in residence"-Stipendium in Linz entstehen.

Gerade erschienen ist das achte Jahresheft von "Spring", einem lockeren Verbund von Zeichnerinnen, zu deren Kern Yelin gehört. In den Anthologien "versuchen wir, Comic, Illustration und künstlerische Bilderzählung zu kombinieren und den Raum dazwischen auszuloten". Denn einerseits werde die Kunst des eher gängigen Comics oft zu gering geschätzt, während andererseits ambitionierte Bild-Erzählungen als zu avantgardistisch und unlesbar gelten. Da setzt "Spring" an, genau wie Yelin an der HBK.

 Zeichnerin und Dozentin Barbara Yelin. Foto: Yelin

Zeichnerin und Dozentin Barbara Yelin. Foto: Yelin

barbarayelin.de

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