Ausgestöpselt und aufgeblüht

Neunkirchen · Ganz auf akustische Instrumente hat die Band BAP bei ihrem Neunkircher Konzert gesetzt. Das bekam der Musik erstaunlich gut. Nur der Schlagzeuger konnte einem ein wenig leidtun.

 Er konnte am Samstag rundum zufrieden sein: BAP-Sänger Wolfgang Niedecken. Foto: Willi Hiegel

Er konnte am Samstag rundum zufrieden sein: BAP-Sänger Wolfgang Niedecken. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Das für Akustik-Konzerte übliche "Unplugged"-Siegel ist ein von MTV geschützter Begriff; deshalb hieß es am Samstagabend in der ausverkauften Gebläsehalle in Neunkirchen wohl "BAP zieht den Stecker". Eine solche Tour habe er zwar jahrelang geplant, erzählte BAP-Chef Wolfgang Niedecken den knapp eintausend Zuhörern, aber erst jetzt realisieren können. Es sei ihm auch gelungen, den marokkanisch-stämmigen und in Köln ansässigen Ausnahme-Percussionisten Rhani Krija zu verpflichten: "Die ganzen Weltklassemusiker müssen jetzt solange auf ihn warten, bis unsere Tour vorbei ist", scherzte der BAP-Sänger. Stimmt - unter anderem haben Sting, Herbie Hancock und die Black Eyed Peas Krija schon engagiert. Er war das i-Tüpfelchen einer sehr gelungenen Vorstellung, wobei einem der Schlagzeuger, BAP-Urgestein Jürgen Zöller, schon ein wenig leidtun konnte: Ihn hätte man neben dem Derwisch Krija nicht unbedingt gebraucht.

Der ausschließliche Einsatz akustischer Instrumente tat der Musik gut. Die sonst meist auf die Violine beschränkte Anne de Wolff brachte einige Schätzchen ihrer Sammlung mit auf die Bühne, wie etwa ein indisches Harmonium; daneben zeigte sie ihr Können auch an der Posaune und dem Cello. Und sie hatte ihren Ehemann Ulrich Rode dabei: Der ersetzte den aus familiären Gründen verhinderten Gitarristen Helmut Krumminga tadellos.

Stammbassist Werner Kopal nahm dann und wann den Kontrabass in die Hand und war somit kurzfristig die einzige stehende Person im Saal - bis es bei "Verdamp lang her" die Fans aus den Sitzen riss. Und das, obwohl es bis zum unverkennbaren Gesangeinsatz Niedeckens brauchte, bis das Stück überhaupt erkannt wurde. Der BAP-Klassiker blühte im neuen Arrangement auf; auch das frische Gewand von "Jupp" bewies hohe Qualität, der glasklare Sound in der Gebläsehalle tat sein Übriges dazu - die vermeintliche Beschränkung durch den Verzicht auf rein elektrische Instrumente erwies sich als Bereicherung von BAP. Dazu beglückten die Kölner ihr begeistertes Publikum mit über zweieinhalb Stunden Spielzeit. Da auch die Fußball-Ergebnisse für 1. FC Köln-Fan Niedecken passten (Sieg seiner Mannschaft, Niederlagen für Leverkusen und Bayern), hatte auch dieser einen doppelt schönen Samstag.

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