Adel und seine Frauen

Saarbrücken · Vier Jahre nachdem das Erfolgs-Duo Ich + Ich seine „kreative Pause“ bekannt gegeben hat, ist der tunesisch-ägypische Sänger Adel Tawil nun solo auf Tournee. Beim Saarbrücker Konzert am Mittwoch kam Tawil ganz ohne Annette Humpe dann doch nicht aus.

Frauen sind offenbar die bevorzugte Zielgruppe von Sänger Adel Tawil, der am Mittwoch in der Saarbrücker Saarlandhalle gastierte und dem die Bezeichnung "Schmusesänger" nicht vollkommen fremd sein dürfte. Und Frauen spielten auch die wichtigsten Rollen bei seinem Gastspiel: Vor Tawil hatte die nicht mehr ganz unbekannte und sehr talentierte Madeline Juno einen Kurzauftritt; sein eigenes Programm ließ der Sänger von Ehefrau Jasmin am Piano eröffnen. Außerdem hatte er mit Maria Helmin eine starke Geigerin dabei, die auch noch in der Lage war, Cassandra Steen gesanglich beim Hit "Stadt" zu ersetzen.

Doch die entscheidende Frau in der Karriere des Berliners fehlte: Die für den Durchbruch maßgebliche Annette Humpe, ehemalige Sängerin der 80er-Jahre-Kultband Ideal, hatte Tawil vor elf Jahren fürs Erfolgs-Duo Ich + Ich verpflichtet. In Saarbrücken erwähnte Twail seine musikalische Ex-Partnerin mehrfach; erst ließ er schöne Grüße ausrichten (wer sollte das nur übernehmen?), lobte dann den typischen "Humpe-Sound" und erzählte später, sie habe ihm Yoga nähergebracht - über das Ende der produktiven Zusammenarbeit erfuhren die 3000 Zuhörer jedoch nichts.

Da Humpe ohnehin fast nie mit auf der Bühne gestanden hat, glich das Konzert den früheren Ich + Ich-Auftritten. Mit der letztes Jahr erschienenen Solo-Platte konnte sich Tawil außerdem von seiner ehemaligen Songschreiberin erfolgreich lösen. Sein letzter Hit "Lieder", eine Mischung aus Hommage an Tawils Lieblingsmusik und Beschreibung seiner eigenen Laufbahn, wurde am frenetischsten mitgesungen. Einen kleinen Hänger hatte der Abend nur in der ersten Hälfte der Show, als Tawil allzu viel Herzschmerz-Material des neuen Albums spielte - da fehlte die Abwechslung. Die Stimmung steigerte sich beim Gastauftritt des Reggae-Sängers Matisyahu, der erst sauertöpfisch wirkte, als habe er in eine Zitrone gebissen, sich dann aber von den Fans auf Händen tragen ließ und die Bühne freudestrahlend verließ.

Das relativ früh beendete Konzert erlebte seinen Höhepunkt in den beiden langen Zugabe-Blöcken, als Tawil seine alten Hits abfeierte, bei "Stark" tatsächlich etwas Feuchtigkeit in den Augen zu haben schien und sich kurzfristig singend zwischen zwei Fans in den Zuschauerblock setzte - zwischen zwei weibliche Fans selbstverständlich.

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