Der junge Ferdinand flieht vor den Gefahren der Straße auf den Gehweg

Fast die gesamte Strecke ohne Radweg in die Schule. Wie fühlt sich ein Grundschüler dabei? Für Ferdinand ist das Alltag. Punkt 7.30 Uhr ist der Viertklässler startklar, setzt seinen Helm auf, schnallt den Rucksack auf den Rücken und holt sein schickes Zweirad aus der Garage. Zum Glück ist es schon hell. Doch jeden Tag wird es jetzt dunkler

 Die meisten Radunfälle mit Kindern passieren auf dem Weg in die Schule und nachmittags auf dem Rückweg. Die saarländische Polizei legt deshalb großen Wert auf die Verkehrserziehung. Foto: Robby Lorenz

Die meisten Radunfälle mit Kindern passieren auf dem Weg in die Schule und nachmittags auf dem Rückweg. Die saarländische Polizei legt deshalb großen Wert auf die Verkehrserziehung. Foto: Robby Lorenz

Fast die gesamte Strecke ohne Radweg in die Schule. Wie fühlt sich ein Grundschüler dabei? Für Ferdinand ist das Alltag. Punkt 7.30 Uhr ist der Viertklässler startklar, setzt seinen Helm auf, schnallt den Rucksack auf den Rücken und holt sein schickes Zweirad aus der Garage. Zum Glück ist es schon hell. Doch jeden Tag wird es jetzt dunkler.Der Neunjährige fährt alleine los, denn die Schwester geht aufs Rotenbühl-Gymnasium und die Mutter muss früh zur Arbeit. Nichts Neues für den Jungen: "Das mach ich schon seit der zweiten Klasse." Und er zeigt, bevor wir losfahren, noch auf seinen Fahrradführerschein-Aufkleber. Den Führerschein hat er in der Ostschule gemacht und eine theoretische sowie praktische Prüfung bestanden, erzählt er.

Jetzt aber los. Weil es in der St. Ingberter Straße keinen Radweg gibt, fährt er links auf dem Gehweg runter in Richtung Kreuzung Zweibrücker Straße. Hier ist schon viel Verkehr. Mehrere Autofahrer wollen zur Hauptverkehrsader in dem Viertel, der Kaiserslauterer Straße. Ferdinand wartet, schaut vorbildlich nach links und rechts, bis alle Autos weg sind und fährt dann über die Kreuzung und wieder auf den Gehweg. Das Kopfsteinpflaster sei manchmal blöd, sagt Ferdinand, weil sich Steine lösen. Da muss er aufpassen.

Wieder geht's bergab. "Hier muss ich manchmal auf die Straße, weil ein Auto den Gehweg zuparkt", berichtet Ferdinand. Dann wird's knifflig. Der Neunjährige streckt seinen rechten Arm seitlich aus und blickt zurück über die Schulter, weil er über die Straße muss, um auf den anderen Gehweg zu wechseln. Denn die viel befahrene Kaiserslauterer Straße ist ihm zu gefährlich. Die einzig brenzlige Situation in seinem Radfahrerleben habe er an dieser Stelle erlebt, als er den Autofahrer nicht gesehen hat, der ihn aber auch nicht, erzählt Ferdinand. Zum Glück sei nichts passiert. Würde er sich hier einen Radweg wünschen? "Ja, das wäre sicherer. Ich fahr nicht oft auf der Straße. Wenn kein Radweg da ist, fahr' ich lieber auf dem Gehweg."

 Weil auf der Kaiserslauterer Straße morgens viele Autofahrer unterwegs sind, fährt Ferdinand lieber auf dem Gehweg. Hier muss er auch konzentriert sein und auf die Fußgänger achten. Foto: Oliver Dietze

Weil auf der Kaiserslauterer Straße morgens viele Autofahrer unterwegs sind, fährt Ferdinand lieber auf dem Gehweg. Hier muss er auch konzentriert sein und auf die Fußgänger achten. Foto: Oliver Dietze

 Die meisten Radunfälle mit Kindern passieren auf dem Weg in die Schule und nachmittags auf dem Rückweg. Die saarländische Polizei legt deshalb großen Wert auf die Verkehrserziehung. Foto: Robby Lorenz

Die meisten Radunfälle mit Kindern passieren auf dem Weg in die Schule und nachmittags auf dem Rückweg. Die saarländische Polizei legt deshalb großen Wert auf die Verkehrserziehung. Foto: Robby Lorenz

 Weil auf der Kaiserslauterer Straße morgens viele Autofahrer unterwegs sind, fährt Ferdinand lieber auf dem Gehweg. Hier muss er auch konzentriert sein und auf die Fußgänger achten. Foto: Oliver Dietze

Weil auf der Kaiserslauterer Straße morgens viele Autofahrer unterwegs sind, fährt Ferdinand lieber auf dem Gehweg. Hier muss er auch konzentriert sein und auf die Fußgänger achten. Foto: Oliver Dietze

Kein Wunder, die Kaiserslauterer Straße ist jetzt richtig voll. Viele wollen zur Arbeit. Nur ein mutiger Radler wagt sich an diesem Morgen auf die Straße. Ferdinand fährt weiter auf dem Gehweg. Von der Seite kommen jetzt viele Schüler vom Ostbahnhof, die zu Fuß zur Schule gehen. Bei der Unterführung wird's eng. Aber Ferdinand kennt die Stelle schon, fährt langsam und biegt dann in die Halbergstraße ein. Der Bürgersteig ist so breit, dass hier auch ein roter Radweg eingezeichnet ist. Die Autofahrer können ihm jetzt nicht gefährlich werden. Trotzdem blickt er konzentriert nach vorne. "Ich muss hier immer auf die Fußgänger achten", sagt Ferdinand. Am Fußgängerüberweg vor dem Deutsch-Französischen Gymnasium steht ein Polizist, damit alle Schüler gut über die Straße kommen. Ferdinand fährt rüber und biegt rechts in Richtung Ostschule ab. Jetzt hat er's gleich geschafft. Rauf auf den Schulhof, Fahrrad abschließen und rein ins Schulgebäude. Er ist gut angekommen. Trotzdem sagt der Neunjährige: "Ich bin froh, wenn ich bald aufs Rotenbühl-Gymnasium gehe. Dann kann ich zusammen mit meiner Schwester fahren. Das ist sicherer."

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