Der letzte Rest Eiszeit in der Stadt

Homburg · Kein alltägliches Naturstück, was da hinter dem Homburger Friedhof liegt: Die Binnendüne mit Sandrasen und Silbergras ist sehr selten und bietet Rückzugsräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten

Die Stadt Homburg bietet herrliche Naturräume, teilweise von großer Seltenheit. Viele werden die Homburger Binnendüne nicht oder nur dem Namen nach kennen. Die hinter dem Homburger Hauptfriedhof an der Straße nach Bechhofen liegende Düne ist eine der höchsten Binnendünen in Südwestdeutschland und Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten, welche auf der Roten Liste stehen.

"Die offene Düne mit Sandrasen und Silbergras ist ein ökologisches Kleinod, ein Hidden Champion, in Homburg und der letzte sichtbare Rest für die Eiszeit in Homburg", betont der Vorsitzende des Homburger Naturschutzbundes (Nabu), Winfried Anslinger. Binnendünen seien spezielle Lebensgemeinschaften und Biotope, welche allgemein stark gefährdet seien. Das gelte auch für die "Binnendüne nordöstlich Homburg", ergänzte der Nabu-Vorsitzende, welcher sich mit den beiden Nabu-Mitgliedern Elisabeth Klinkmann und Marianne Casper-Dubro vor Ort an der Binnendüne traf, um sich bei Ingo Holz vom Landesamt für Umweltschutz (LfU) sowie dem Umweltschutzbeauftragten der Stadt Homburg, Dieter Dorda, über die aktuelle Situation dieses speziellen und immer mehr bedrohten Biotops zu informieren. Die 5,1 Hektar große Düne erstreckt sich auf einer Länge von 650 Metern, sei eines der Homburger FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat-Gebiet) und gehöre zu den "Natura 2000-Gebieten", so Anslinger.

Die mittlere Düne sei zweifelsohne die höchste, breiteste und damit augenfälligste Düne, zumal sie einen Hochspannungsmast trage, welcher allerdings nach heutigen Gesichtspunkten nicht mehr genehmigungsfähig wäre. FFH-Gebiete bildeten das europäische Schutzgebietesystem "Natura 2000". Ziel sei es, "einen günstigen Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume und der Population wild lebender Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse zu bewahren oder wiederherzustellen", betonte Dorda. Wie Anslinger berichtete, sind auf der Binnendüne in Homburg neben Silbergras auch Schafschwinger, Bergsandglöckchen sowie seltene Heuschreckenarten zu finden. Im letzten Jahrhundert sei die Düne durch schnell wachsende Arten zugewuchert und hätten andere verdrängt. Fachmann Ingo Holz, beim LfU zuständig für die Umsetzung von Pflegemaßnahmen, riet dem Homburger Nabu, zunächst einmal eine Fläche von annähernd zehn Quadratmeter vom Moos (Neophyt) zu befreien, um den Sandrasen offen zu halten. Als erste Maßnahme nehme sich der Nabu die Pflege der Orchideenwiese in Mörsbach vor, auf der Dutzende Arten von Orchideen wachsen, erklärte Anslinger. Hier sei im letzten Herbst gemäht worden. Leider habe das Straßenbauamt die dort stehenden Hecken entfernt, bedauerte er. "Sie hätten stehen bleiben sollen, da sie als Brutplätze dienen und die Wiese auch schützen".

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