Expedition auf der exotischen Insel

Dillingen. Sieben Jahre Madagaskar waren kein Zuckerschlecken. Nicht, wenn man wie Joseph Peter Audebert die viertgrößte Insel der Welt von 1875 bis 1882 erforschte. Große Teile waren unbekannt, es gab Querelen mit der damaligen Kolonialmacht Frankreich, und Geldzahlungen aus Europa brauchten per Schiff bis zu 14 Tage

 Der Dillinger Madagaskarforscher Joseph Peter Audebert im Jahr 1932. Foto: Geschichtswerkstatt Dillingen

Der Dillinger Madagaskarforscher Joseph Peter Audebert im Jahr 1932. Foto: Geschichtswerkstatt Dillingen

Dillingen. Sieben Jahre Madagaskar waren kein Zuckerschlecken. Nicht, wenn man wie Joseph Peter Audebert die viertgrößte Insel der Welt von 1875 bis 1882 erforschte. Große Teile waren unbekannt, es gab Querelen mit der damaligen Kolonialmacht Frankreich, und Geldzahlungen aus Europa brauchten per Schiff bis zu 14 Tage.

Madagaskar liegt rund 600 Kilometer vor der südöstlichen Spitze Afrikas im Indischen Ozean. Audebert entdeckte dort unbekannte Tierarten, wusste Autor Armin Jost von der Dillinger Geschichtswerkstatt in der Stadtbibliothek Dillingen zu berichten. Der französischstämmige Großvater Audeberts war Kapitän in der Saarlouiser Garnison. 1815 wurde er Kassenbeamter der Dillinger Hütte. Dessen Sohn Nikolaus Joseph führte zeitweise den Vorsitz des Dillinger Gemeinderates. "Den Dillinger Bahnhof hat er maßgeblich vorangetrieben", sagte Jost.

Ihr stattliches Wohnhaus, die so genannte "Audebert-Villa", habe in der Johannesstraße gestanden, nahe der Ecke zum heutigen Roten Platz. Auf dem Friedhof von St. Johann finde sich noch ein Grabstein der Familie Audebert.

Am 31. März 1848 wurde Joseph Peter Audebert in Dillingen geboren. Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 meldete er sich beim Naturkundemuseum im niederländischen Leiden für eine Expedition nach Madagaskar.

Ab 1875 bereiste er fünf Jahre lang den Ostteil der Insel. Weitere zwei Jahre blieb er auf eigene Faust, bis die Malaria ihn zur Rückkehr nach Deutschland zwang. Joseph Peter Audebert entdeckte neue Tierarten. Manche tragen auch seinen Namen, wie der Dickschnabel-Kuckuck, der lateinisch Pachycoccyx audeberti heißt, oder die Affenart Macaca audeberti. Bedeutend sind seine ethnologischen Forschungen über die Hova, heute bekannt als Merina.

Nach seiner Rückkehr hielt Audebert Vorträge, darunter in Berlin und Wien. Ende 1882 auch vor 200 Zuhörern in Saarlouis. 1892 wurde Audebert Jagdaufseher im hessischen Groß-Rohrheim. Dort starb er am 4. Februar 1933. "Seine Entdeckungen wurden über das Museum in Leiden veröffentlicht", sagte Jost zur geringen Bekanntheit des Dillinger Forschers. "Dabei tauchte Audeberts Namen oft nicht mehr auf."

Einen "Audebert-Platz" hat der Dillinger Stadtrat schon vor fast drei Jahren einstimmig beschlossen. Diesen Namen soll der Bereich am südlichen Ende der Saarlouiser Straße bekommen, wo einmal das Industriehotel stand.

 Der Dillinger Madagaskarforscher Joseph Peter Audebert im Jahr 1932. Foto: Geschichtswerkstatt Dillingen

Der Dillinger Madagaskarforscher Joseph Peter Audebert im Jahr 1932. Foto: Geschichtswerkstatt Dillingen

"Joseph Peter Audebert - Der vergessene Madagaskarforscher" heißt das Buch von Armin Jost. Auf 175 Seiten stellt er Audeberts Leben und Forschertätigkeit dar. Für 20 Euro ist es in der Stadtbibliothek Dillingen erhältlich sowie in den Buchhandlungen Dillingens.

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