Anderen helfen und dabei lernen

Dillingen · Ein Oberstufenprojekt des Dillinger Albert-Schweitzer-Gymnasiums unterstützt benachteiligte Grundschulkinder. Die engagierten Jugendlichen werden nun ihrerseits von der Studienstiftung Saar gefördert.

 Ein Teil der Schüler, die in der FESP Grundschulkinder beim Lernen unterstützt. Foto: Thomas Seeber

Ein Teil der Schüler, die in der FESP Grundschulkinder beim Lernen unterstützt. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Wer schon einmal mit einem Grundschüler Hausaufgaben gemacht hat, weiß, wie schwierig das sein kann. 24 Oberstufenschüler des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Dillingen machen das sogar freiwillig. Sie besuchen Grundschüler einmal pro Woche in der Nachmittagsbetreuung, erledigen die Hausaufgaben mit ihnen, üben Diktate oder Rechenaufgaben.

Claudine Gerard und Katharina Stein zum Beispiel arbeiten jede Woche mit einem Jungen und einem Mädchen an der Grundschule Hemmersdorf. "Die Lehrer waren zunächst überrascht, dass wir in unserer Freizeit kommen. Aber unsere Hilfe nahmen sie gerne an", berichtet Gerard.

Keine Schülerfirma

FESP heißt dieses Sozialprojekt, "Firma zur Erwirtschaftung sozialen Profits". Die Idee dazu hatte Lehrer Winfried Lion vor knapp zwei Jahren: Kinder aus wie auch immer benachteiligten Familien sollen bessere Bildungschancen haben, das ist der Ansatz. Der Weg: Die Jugendlichen unterstützen die Kleinen in einer Art Patenschaft und bringen ihnen Lernstrategien bei. Derzeit kooperiert die Gruppe aus rund 25 Jungs und Mädchen mit acht Grundschulen in Dillingen, Beckingen, Rehlingen, Siersburg und Hemmersdorf.

"Das Projekt ist wie eine kleine Firma strukturiert", beschreibt Lion. Von einer Schülerfirma grenzt er das Projekt dennoch deutlich ab: "Die Schülerfirmen sind auf Profit ausgerichtet, nach einem kapitalistischen Grundgedanken. Das ist bei uns bewusst anders: Wir wollen nur sozialen Profit."

Sich für eine gute Sache selbstlos einzusetzen, anderen zu helfen, ohne etwas dafür zu verlangen, das will Lion seinen Schülern mit diesem außerschulischen Einsatz vermitteln. "Ich habe an der Schule vermisst, dass es ein Projekt gibt, das die Oberstufe zusammenschweißt", erzählt er. Weil sich immer mehr Freiwillige meldeten, hat die Gruppe ihr Konzept inzwischen geöffnet und unterstützt auch an ihrer eigenen Schule Fünftklässler.

Andere Lebenswelten

Finanzielle Unterstützung für FESP kommt von der Studienstiftung Saar. Fünf Euro pro Stunde und Schüler sind angesetzt, für Fahrtkosten oder auch mal Schulmaterialien, wenn die Familie des Kindes diese nicht bezahlen kann. "Es geht auch darum, unseren privilegierten Schülern am Gymnasium Einblicke in andere Lebenswelten zu verschaffen", erklärt Lion. Denn die Patenkinder kommen alle aus bildungsfernen Schichten oder haben Migrationshintergrund.

Die Jugendlichen selbst nehmen viel aus ihrer Arbeit mit: "Man lernt selbst, wie man anderen etwas vermittelt, so dass es gerade Jüngere auch verstehen", meint Katharina Stein. "Man lernt viel besser, auf Kinder zuzugehen. Ich glaube, ich bin viel kontaktfreudiger geworden", ergänzt Anna-Maria Wirth. "Man lernt auch, wie man sich Respekt verschafft", meint Paulina Schönberger. Und Claudine Gerard erzählt: "Mir geht es nach der Stunde immer gut, und vielleicht hab ich das Kind ja auch ein bisschen glücklich gemacht."

Zum Thema:

Hintergrund Das ASG Dillingen wird als eine von drei Schulen im Saarland und als einzige im Landkreis von der Studienstiftung Saar gefördert. Am ASG gibt es 24 Junior-Stipendiaten.Mit einem Junior-Stipendiat unterstützt die Stiftung talentierte Schüler beim Übergang auf die Hochschule, insbesondere Schüler, deren Eltern nicht studiert haben, und die sich ehrenamtlich für andere einsetzen. Junior-Stipendiaten können an Seminaren zur Persönlichkeitsbildung und Coachings teilnehmen. Sie haben zudem bessere Chancen, im Studium ein Stipendium der landeseigenen Studienstiftung Saar zu erhalten, das auch mit monatlichen Geldzahlungen verbunden ist. nic

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