Wirtschaftsminister: "Es brummt"

Herr Hartmann, fragt die Wirtschaft derzeit Flächen im Saarland nach?Hartmann: Es brummt, anders kann ich das nicht sagen. Wir haben in den ersten vier Monaten dieses Jahres konkrete Investitionsförder-Anträge gehabt, die über dem Betrag des gesamten letzten Jahres lagen. Aber der Platz für große Neuansiedlungen im Saarland ist begrenzt

Herr Hartmann, fragt die Wirtschaft derzeit Flächen im Saarland nach?Hartmann: Es brummt, anders kann ich das nicht sagen. Wir haben in den ersten vier Monaten dieses Jahres konkrete Investitionsförder-Anträge gehabt, die über dem Betrag des gesamten letzten Jahres lagen. Aber der Platz für große Neuansiedlungen im Saarland ist begrenzt.

In Saarlouis gibt es ja noch Platz für Ansiedlungen. Wie sieht es zum Beispiel aus mit dem Lisdorfer Berg?

Hartmann: Mir liegt eine konkrete Nachfrage nach 32 Hektar vor, ein produzierendes Unternehmen, das im ersten Bauabschnitt 100 Millionen Euro investieren und weit über 100 Leute beschäftigen will - mit der Option, auf 300 hochzugehen. Ich denke, wir können vorsichtig optimistisch sein, dass das klappen kann. Das wäre die größte Ansiedlung seit zehn Jahren im Saarland. Wenn alles zügig läuft, könnte die Entscheidung über die Ansiedlung im August fallen. Da wurde auch schon über Details gesprochen. Es gab wiederholt Gespräche, auch mit dem Umweltministerium.

Wie kam das Unternehmen ausgerechnet auf Saarlouis?

Hartmann: Der frühere Staatssekretär in Sachsen-Anhalt, Rudolf Bohn, hat mich angerufen und mich über eine Firma informiert, die gern ins Saarland kommen würde. Dann gab es ein Treffen bei mir, die Firma hat sich vorgestellt, die Kollegen der SBB kamen dazu, und die haben gesagt: das wäre doch was für Saarlouis. Der Investor war dann auch beim Oberbürgermeister von Saarlouis. Meine Hoffnung und Bitte ist, dass wir das gemeinsam mit der Stadt Saarlouis realisieren können. Wenn die Bagger nicht noch in diesem Jahr rollen, kriegen wir das nicht hin, das muss man ganz klar sagen.

Was ist der Part von Saarlouis?

Hartmann: Die Stadt Saarlouis muss dazu Baurecht schaffen.

Wie weit sind die Planungen auf dem Lisdorfer Berg?

Hartmann: Der Entwurf des Bebauungsplanes liegt seit April vor. 90 Prozent der Fläche von rund 110 Hektar gehört bereits der Saarländischen Bau und Boden (SBB). Die Erschließung des ersten Bauabschnitts kostet 56 Millionen Euro. Die SBB hat neun Angebote an Unternehmen versandt, Gesamtbedarf 66 Hektar. Wir übernehmen die Kosten für Planung, Kauf des Landes und Erschließung zu 100 Prozent.

Was kostet der Landerwerb?

Hartmann: Insgesamt 13 Millionen Euro. Dabei gibt es Festpreise auch für die noch fehlenden zehn Prozent der Grundstücke. Es hat keinen Sinn, die Preise durch Warten nach oben spekulieren zu wollen. Dann wird eben nicht gekauft, und das Land bleibt Ackerland.

Wie steht es um eine neue Zufahrt zum Stahlwerk Bous?

Hartmann: Wenn alles gut läuft, sind wir bis 2013 mit den Genehmigungen durch und könnten loslegen. Die Planungen sind schwierig. Die Trasse muss einen gewissen Abstand zum Naturschutzgebiet dort haben, deswegen muss sie über die Bahn drüber. Die Bahn muss also mit ins Planungsrecht hinein - und die Bahn ist in solchen Dingen sehr langsam.

Tourismus-Förderung ist eine Aufgabe des Wirtschaftsministeriums. Was fördert es im Kreis Saarlouis?

Hartmann: Zum Beispiel den Erlebnisweg Wilde Prims zwischen Nalbach und Schmelz. Die Kosten von gut einer Million Euro setzen sich zusammen aus Investitionen in den Radweg - hiervon übernehmen wir 70 Prozent - und in die Themenstationen (Zuschussquote 55 Prozent). Dann ist da der Primstalradweg im Bereich der Gebrüder Meiser, der geschlossen werden muss. Da sind wir finanziell auch dabei. Und 2008 wurde dem Oberbürgermeister der Stadt Saarlouis 70 Prozent für die Förderung der Kosten von vier Millionen Euro für die touristische Aufbereitung des Saaraltarms in Aussicht gestellt - davon haben wir hier aber seitdem nichts mehr gehört. Wenn es eine touristische Aufwertung von Saarlouis geben soll - ich bin gerne bereit, das zu unterstützen, solange wir noch Geld haben.

Geht es voran mit dem Outlet-Center in Wadgassen?

Hartmann: Die Bauanträge sind genehmigt worden. Die Widersprüche der Städte Saarlouis und Völklingen sind bislang noch nicht vom Kreisrechtsausschuss entschieden. Der Investor und die beiden Städte versuchen derzeit, den Rechtsstreit durch einen Vergleich zu lösen. Da geht es um die Festlegung eines Sortimentes, das negative Umverteilungen zuungunsten von Völklingen und Saarlouis vermeiden soll.

Was ist aus Ihrer Erfahrung entscheidend für erfolgreiche Wirtschaftsförderung?

 Lisdorfer Berg: Die Verbindungsstraße zwischen dem französischen und dem deutschen Autobahnnetz macht das Gelände für Industrieansiedlungen attraktiv. Foto: Hartmann Jenal

Lisdorfer Berg: Die Verbindungsstraße zwischen dem französischen und dem deutschen Autobahnnetz macht das Gelände für Industrieansiedlungen attraktiv. Foto: Hartmann Jenal

Hartmann: Vor allem das Handwerk und Verlässlichkeit. Damit meine ich das einfache Abarbeiten einer Agenda. Ich gebe eine Zusage, dass ich innerhalb von einer Woche dieses und jenes mache. Dann habe ich mich daran zu halten und Punkt. Und wenn etwas nicht so läuft, dann erkläre ich sofort, was dazwischen gekommen ist.

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