FCH gegen FCS: Der Klassiker zum Saisonstart

Homburg · Die Fußball-Regionalliga Südwest startet heute Abend mit dem Duell der beiden Traditionsvereine FC Homburg und 1. FC Saarbrücken. Beide Mannschaften fiebern der Partie vor vermutlich mehr als 11.000 Zuschauern im Homburger Waldstadion entgegen.


1. FC Saarbrücken, spürst du unseren Wind im Rücken? Schieß ein Tor für unsere Kurve. Wir wollen dich siegen sehen." Mit diesem Lied auf den Lippen marschierten mehr als 100 Fans des Fußball-Regionalligisten am Mittwoch auf das Trainingsgelände und demonstrierten vor dem heutigen Derby beim Erzrivalen FC Homburg (19 Uhr, Waldstadion in Homburg) den bedingungslosen Schulterschluss mit ihrer Mannschaft.

"Die waren so laut, dass wir noch enger im Kreis zusammenrücken mussten, damit wir den Trainer verstehen", sagt FCS-Kapitän Jan Fießer: "Der Auftritt der Fans hat uns noch heißer gemacht. Ich freue mich riesig auf dieses Spiel." Auch Trainer Fuat Kilic ist von der Fanaktion begeistert und vergleicht es mit einer Situation bei einem seiner früheren Vereine: "Nach dem Einzug ins Pokalfinale mit dem MSV Duisburg hatten wir 6000 Fans beim Training. Da war nicht so eine Stimmung wie am Mittwoch bei uns."

Die Stimmung in der Kabine sei noch entspannt. "Auf dem Trainingsplatz geht es aber mehr zur Sache als sonst", sagt Fießer auch im Hinblick auf einen Zusammenstoß von Patrick Schmidt mit André Mandt. "Das ist gut so, denn es geht um die Plätze", ergänzt Kilic, der gesteht, schon "99 Prozent der Startelf" von heute im Kopf zu haben.

David Hohs wird im Tor stehen. Keine Überraschung wird es auch in der Viererkette geben. Da sind Mounir Chaftar, Alexander Hahn, Peter Chrappan und Timo Kunert ebenso gesetzt wie davor Kapitän Fießer auf der Sechser-Position. Neben oder knapp vor ihm wird Lukas Kiefer auflaufen, der in den Testspielen und im Training bislang einen herausragenden Eindruck hinterlassen hat. Dennis Wegner auf der linken Außenbahn und Matthew Taylor im Sturmzentrum sind ebenfalls erste Wahl.

Danach hängt viel davon ab, welche Grundausrichtung Kilic wählen wird. "Wir können aus unserem System plötzlich drei oder vier Stürmer haben", bleibt Kilic bei einer Frage nach der zweiten festen Offensivkraft unverbindlich, "lassen wir uns mal überraschen". Beim erfolgreichen Test gegen die SG Wattenscheid (3:2) interpretierte Patrick Zoundi die Rolle der hängenden Spitze ausgezeichnet. Doch der Neuzugang aus Duisburg könnte auch über rechts spielen, wo sich dank guter Leistungen auch Marius Willsch Hoffnungen auf die Startelf macht. Wählt Kilic die defensivere Variante, wird er sich zwischen Christian Sauter und André Mandt im Mittelfeld entscheiden müssen. Der einzige Spieler, der in den Überlegungen keine Rolle spielt, ist Hassan Amin, der wegen Rückenproblemen aktuell ausfällt.

In der Spielvorbereitung geht Kilic in dieser Saison neue Wege. Statt wie in der vergangenen Spielzeit ins Hotel sind die Spieler gestern nach dem Abschlusstraining in ihre eigenen vier Wände zurückgekehrt. Heute Vormittag treffen sie sich dann zu einer sogenannten "Aktivierungseinheit", wie der Trainer erklärt: "Anschließend beziehen wir ein Tageshotel, damit jeder noch einmal seine Ruhe findet und sich auf die Aufgabe fokussieren kann. Und dann geht es auf nach Homburg." Begleitet von vermutlich deutlich mehr als 5000 Saarbrücker Anhängern, wie es derzeit aussieht.

Die aufkommende Derbystimmung hat die Kritik im Umfeld leiser werden lassen - was sich bei einer Niederlage im Lokalkampf ganz schnell wieder ändern könnte. "Fans, Verein und Umfeld haben eine Erwartungshaltung an uns, dessen sind wir uns bewusst", sagt Kilic, der gestern einen freudig aufgeregten, aber keinen nervösen Eindruck vermittelte: "Wir wollen ein gutes Spiel abliefern, positiv in die Saison starten und unseren Fans einen Sieg schenken."
Ein "Saarbrücker Bub" im Fokus

Tim Stegerer wird heute im Trikot des FC Homburg "ein ganz besonderes Spiel" erleben

Er hat die komplette Jugend über und zuletzt zwei Jahre in der 3. Liga das Trikot des 1. FC Saarbrücken getragen. Tim Stegerer ist ein echter Saarbrücker Junge. Einer, der heute Abend "seinen" Verein plötzlich als Gegner hat.


Von SZ-Mitarbeiter Ralph Tiné

Homburg. Im weiten Oval des Homburger Waldstadions wird bis zuletzt gewerkelt, was das Zeug hält. Auf der einen Seite verschrauben Stahlarbeiter neue Wellenbrecher auf den Stehtribünen. Ihnen gegenüber trägt ein Bagger die Böschung hinter dem Gästeblock ab, um so mehr Platz für die gegnerischen Fans zu schaffen. Gleichzeitig werden gleich an mehreren Stellen im Stadion zusätzliche Versorgungsstände und Toilettenwagen aufgebaut. Alles soll gerichtet sein, wenn der FCH heute um 19 Uhr vor zu erwartenden 11.000 Zuschauern den 1. FC Saarbrücken zum Saarderby in der Fußball-Regionalliga empfängt.

Das gilt natürlich auch für die Mannschaft der Grün-Weißen, die sich auf dem Rasenplatz hinter dem Stadion sportlich auf das große Spiel vorbereitet. Ein Spieler fiebert der Partie besonders entgegen. Für Tim Stegerer ist es nicht nur ein Spiel gegen seinen Ex-Verein. Der 26-Jährige ist auch ein waschechter "Saarbrücker Bub", wie er von sich selbst sagt, und fügt hinzu: "Selbstverständlich ist das für mich ein ganz besonderes Spiel."

Geboren in Saarbrücken, hat Stegerer von der E- bis zur A-Jugend alle Mannschaften beim FCS durchlaufen. Danach hat er beim VfR Saarbrücken, der später im FC St. Arnual aufgegangen ist, und für den SV Auersmacher gespielt. Bis zum Abstieg in die Regionalliga hat "Stegi", so sein Spitzname, wieder zwei Jahre für den FCS in der 3. Liga gekickt. "Ich hatte zwei schöne Jahre in Saarbrücken", sagt Stegerer, korrigiert sich dann aber: "Naja, eigentlich war es ein schönes Jahr." In der Abstiegssaison sei zu vieles schief gelaufen. "Am Ende hat es leider mit mir und dem Verein nicht mehr hingehauen", sagt der gelernte Versicherungs- und Finanzkaufmann und möchte das Kapitel damit abhaken. Ab jetzt zählt nur noch der FC Homburg.

Drei FCS-Kollegen haben ihn zum FCH begleitet (Jaron Schäfer, Frederic Ehrmann, Nils Fischer), nur wenige seiner alten Kameraden sind in Saarbrückern geblieben. Auf ein Wiedersehen mit ihnen freut er sich, stellt aber klar: "Wenn der Anpfiff ertönt, gibt es keine Freunde mehr."

Ob Stegerer dann in der Startelf des FCH stehen wird, weiß er nicht, er rechnet sich aber gute Chancen aus. Sein größtes Plus ist seine Vielseitigkeit. Eigentlich ist die Außenverteidigung sein angestammtes Revier. Aber der Allrounder hat auch schon in der Innenverteidigung und im offensiven Mittelfeld gespielt. Da er ohnehin nicht beeinflussen kann, auf welche Position er beordert wird, will er "die Sache auf mich zukommen lassen". Als Fußballer, sagt er, möchte er am Ende jeder Saison "am liebsten ganz oben stehen". Dass der FCH durchaus Chancen hat, dies zu erreichen, weiß Stegerer natürlich auch. Gut gefallen würde es ihm, mit dem Verein seinen alten Arbeitgeber in der Tabelle hinter sich lassen. "Wenn man von Saarbrücken weggeht, will man auch gerne vor denen stehen", sagt Stegerer. Das hören die Homburger Fans sicher gerne - auch von einem Saarbrücker Bub. rti

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