FCS-Profi Kreuels meldet sich nach lebensbedrohlicher Krankheit zurück

Saarbrücken · Versager, Drückeberger – Anfeindungen hat Philipp Kreuels in den vergangenen Monaten etliche erlebt. Dass der 29-Jährige aber lebensbedrohlich erkrankt war, wussten die wenigsten. Jetzt ist er wieder gesund und will angreifen.

Man kann sich kaum vorstellen, was für eine Belastung das sein muss: Du bist schwer krank, die Ärzte rätseln lange, was du überhaupt hast. Du kannst nicht arbeiten und wirst über Monate als Versager und Drückeberger beschimpft. Philipp Kreuels, Mittelfeldspieler beim Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken, hat das erlebt.
"Ich bin hierher gewechselt, um mit dem FCS vorne anzugreifen", erzählt Kreuels, den alle nur "Pippo" nennen. Acht Mal trug der ehemalige Babelsberger das Trikot der Malstatter in der Liga, auch bei den DFB-Pokalerfolgen gegen Werder Bremen und den SC Paderborn kam Kreuels zum Einsatz. "Aber dann begann das Leiden", erinnert er sich: "Ich habe mich nur noch schlapp gefühlt, ohne jeden Antrieb."

Die sportärztlichen Untersuchungen während seiner gesamten Profikarriere hatten nie einen Befund ergeben, und auch jetzt tappten die Mediziner lange im Dunkeln. "Ich habe dann selbst im Internet gesucht", erzählt der 29-Jährige, der zu Saisonbeginn Spielmacher bei den Blau-Schwarzen werden wollte, "und die Symptome passten auf eine Schilddrüsenfehlfunktion".

Die richtige Spur war gefunden - gerade rechtzeitig. Die Diagnose: Hashimoto-Thyreoiditis, eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die bei etwa zwei Prozent der Bevölkerung vorkommt. "Der Arzt sagte, dass andere Menschen mit meinen Blutwerten schon längst gestorben wären", sagt Kreuels, "es war wirklich lebensbedrohlich. Ich hatte einfach nur Glück. Mit Medikamenten haben wir das in den Griff bekommen. Die muss ich jetzt nehmen bis an mein Lebensende. Aber ich fühle mich endlich wieder wie ein Mensch."Zur körperlichen Belastung durch die Krankheit kam der seelische Stress dazu. Doch Ehefrau Moriab war immer an Philipps Seite. "Auch für sie war es nicht einfach. Sie war Tag und Nacht an meiner Seite, dafür bin ich sehr dankbar", sagt Kreuels.

Die Gesundung schritt voran, das Aufbautraining schlug an. Am 19. Januar meldete sich Kreuels wieder voll arbeitsfähig. Doch Trainer Milan Sasic wollte ihn nicht mittrainieren lassen. Der Kroate scheute offenbar das - nicht mehr vorhandene - gesundheitliche Risiko und riskierte sogar einen Rechtsstreit. Doch soweit kam es nicht. Sasic ging, sein Assistent Fuat Kilic übernahm und integrierte Rückkehrer Kreuels ins Mannschaftstraining. Erst dosiert, inzwischen wieder in vollem Umfang.

"Ich habe mich persönlich mit dem Arzt unterhalten", sagt Kilic, "er hat mir bestätigt, dass Pippo wieder voll belastbar ist." In den bisherigen Einheiten hat der gebürtige Düsseldorfer seine Fähigkeiten angedeutet. So sehr, dass er im Drittliga-Kader verbleiben durfte und nicht wie Artur Schneider, Jaron Schäfer, Maurice Deville und Lukas Kohler zur zweiten Mannschaft abkommandiert wurde. "Natürlich habe ich noch einiges aufzuholen, aber ich will der Mannschaft und dem Verein in dieser Situation unbedingt weiterhelfen", betont Kreuels und gibt sich kämpferisch: "Ich will den vielen Kritikern zeigen, dass sie ein falsches Bild von mir hatten - und denen, die zu mir standen, dieses Vertrauen durch Leistung zurückzahlen."

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