Nach Niederlage im Saarderby: Rückendeckung für FCS-Trainer Sasic

Saarbrücken · Die Stimmung beim Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken nach der Niederlage im Derby bei der SV Elversberg ist am Boden. Trainer Milan Sasic steht unter Beschuss, bekommt aber noch Rückendeckung.

"Sehen wir das Positive: Weiter nach unten kann es nicht mehr gehen", sagte Milan Sasic, Trainer des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken, am Samstag nach der 1:3-Niederlage im Saarderby bei der SV Elversberg. Den Sarkasmus des Kroaten muss man nicht mögen die Feststellung ist aber richtig: Der FCS ist Tabellenletzter.

Klare Worte von Arnold

"Das war eine Riesenenttäuschung, vor allem was das Konzept angeht. Wieder nur lange Bälle nach vorne", sagt FCS-Aufsichtsrats-Vorsitzender Michael Arnold, "es war genügend Zeit zu arbeiten. Wir haben viel investiert in Trainingslager und Spieler. Dann bekommen wir gegen einen Gegner drei Tore, der vorher vier Spiele lang nicht getroffen hat. Bei Elversberg stand eine Mannschaft auf dem Platz, bei uns nicht." Fest steht: Der vom Trainerwechsel im September erhoffte Effekt ist ausgeblieben. "Der Trainer ist eine Angelegenheit des Präsidiums", stellt Arnold klar.

Präsident Hartmut Ostermann will sich von der Negativstimmung auch unter vielen Fans nicht anstecken lassen. "Wer einen Spaziergang erwartet hat, lag falsch. Natürlich hätte auch ich mir einen anderen Start erwartet, aber das Formen einer Mannschaft erfordert auch Geduld", sagt Ostermann, "für uns hat die Saison am Samstag wieder neu begonnen. Ich lasse mich jetzt nicht von einem Spiel vom Kurs des Umbaus abbringen." Auch Schatzmeister Dieter Weller gibt Durchhalteparolen aus: "Wir werden einen großen Teil der Rückrunde auf einem Abstiegsplatz stehen. Wir dürfen die Nerven jetzt nicht verlieren. Ich bin überzeugt, wir werden am Ende da unten raus kommen."

Gespräche mit Kandidaten?

Mehr oder weniger öffentlich werden allerdings schon Nachfolger für Sasic gehandelt. Angeblich gab es sogar erste Sondierungsgespräche. Unter anderem mit Jens Kiefer. Die Fußball- Lehrer-Ausbildung des Spieseners ist im März fertig. Bei seinen bisherigen Stationen als Jugend-Bundesliga-Trainer beim 1. FC Saarbrücken und Aktiventrainer in Homburg und in Elversberg ließ Kiefer erfolgreichen Fußball spielen. Der frühere Regionalliga-Stürmer kennt dazu Verein und Umfeld.

Bei Bernhard Trares, der ebenfalls gehandelt wird, ist das nicht der Fall. Der 48-jährige frühere Bundesliga-Spieler (183 Einsätze, 16 Tore) ist seit 2011 Trainer der U23 des FC Schalke 04. Der dritte mögliche Kandidat hat bereits im Saarland gearbeitet. Christian Hock betreute 2010/2011 den FC Homburg, wechselte unter unschönen Begleittönen zum KSV Hessen Kassel. Der 43-jährige Aschaffenburger leitet seit 1. Januar 2013 das Nachwuchsleistungszentrum des SV Wehen Wiesbaden. Er kennt Hartmut Ostermann aus dessen Zeit als Sponsor der Wehener.

Ostermann ist in dieser Woche geschäftlich unterwegs. Auch darum spricht vieles dafür, dass Sasic bis zum nächsten Spiel gegen den VfB Stuttgart II am Samstag (14 Uhr, Ludwigsparkstadion) Zeit bekommt, in die Erfolgsspur zurückzukehren. Fragen, was bei einer weiteren Niederlage passiert, lässt der FCS-Präsident nicht zu: "Natürlich ist der Druck da. Ich bin aber überzeugt, die Mannschaft wird sich finden."

Gestern um 19 Uhr traf sich der Aufsichtsrat des 1. FC Saarbrücken in einem Saarbrücker Hotel. Thema war neben der aktuellen sportlichen Situation vor allem die konzeptionelle Ausrichtung des Vereins in den kommenden drei Jahren.
MEINUNG

Ostermanns Dilemma

Von SZ-Redakteur Michael Kipp

Hartmut Ostermann ist in einem echten Dilemma. Fast jeder fordert von ihm, dass er Trainer Milan Sasic freistellen soll - doch seine eigene Vergangenheit hemmt ihn. Seit drei Monaten ist Ostermann wieder im Amt, hat als Präsident den Club auf den Abstiegskampf eingeschworen, sprach auf der Mitgliederversammlung Sasic grenzenloses Vertrauen aus. Er zahlte ihm zwölf neue Spieler. Das zügelt Ostermann.

Doch vor allem will er die Geschichte seiner ersten Amtszeit nicht wiederholen - damals stieg der FCS bis in die Oberliga ab. Ostermann galt als ein Präsident, der Trainer und Spieler verschliss, bis das Bankkonto glühte. Ungeduld, eine vermeintlich sprunghafte Personalpolitik - darin sahen die Fans die Ursachen für die Abstiege. So sah das Ostermann im Nachhinein vielleicht auch. Vielleicht hat er sich selbst Mäßigung angemahnt, nicht mehr so reflexartig zu handeln, wenn es nicht läuft.

Und derzeit läuft es nicht für Sasic. 13 Spiele, 14 Punkte: Eine dürftige Bilanz. Dazu kommt das autoritäre Auftreten von Sasic, dass er der Mannschaft in der Kabine lange Bälle vorschreibt und sie dennoch dafür öffentlich kritisiert. Seine Einwechslungen sind so verwirrend wie das Spielsystem. Und auch in der Jugendabteilung, die sich von ihm unterdrückt fühlt, rumort es. Es gibt viele Indizien, die eine begründete Entlassung zulassen - wäre da nicht das Dilemma von Ostermann. Gewinnt der FCS auch am Samstag nicht, muss sich der Präsident aus diesem befreien. Sonst ist er nachher für viele wieder der Schuldige.

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