3. Fußball-Liga: SV Elversberg gewinnt Duell gegen den 1. FC Saarbrücken mit 3:1

Saarbrücken · Die SV Elversberg hat das Derby der 3. Fußball-Liga gegen den 1. FC Saarbrücken mit 3:1 gewonnen. Dank eines leidenschaftlicheren Auftritts - und dank eines Ex-Saarbrückers, der sich für die SVE als Volltreffer entpuppte.

Es war der Sprint des Tages im Saarderby der 3. Fußball-Liga am Samstag im Waldstadion an der Kaiserlinde. Serkan Göcer, erst am Mittwoch vom 1. FC Saarbrücken zur SV Elversberg gewechselt, hatte in der 59. Minute seinen großen Auftritt. Nach einer Kopfball-Verlängerung von SVE-Stürmer Felix Luz kam Göcer an der FCS-Strafraumgrenze an den Ball, zog sofort ab und traf zum 3:1-Sieg für die SVE. Nicht erst in diesem Moment rätselten die FCS-Anhänger, warum der 20-Jährige abgegeben wurde.

Hirsch sagt Göcer-Tor voraus

Zurück zum Sprint: Über 70 Meter versuchten seine Mitspieler anschließend, Göcer einzufangen. Doch der 20-Jährige bahnte sich im Zick-Zack- Lauf den Weg über den Platz und sprang seinem neuen Trainer Dietmar Hirsch in die Arme. "Er hat mir die ganze Woche gesagt, dass ich auch in diesem Spiel ein wichtiges Tor schießen werde. Wieso er das gewusst hat, weiß ich nicht. Aber er hatte Recht und ich wollte direkt zu ihm", sagte Göcer. "Ich sehe, wie sich Serkan im Training gibt und was er für ein Potenzial hat. Wir sind richtig froh, dass wir ihn verpflichtet haben", sagte sein Trainer Dietmar Hirsch.

In einem mit 8200 Zuschauern erstmals seit dem Umbau ausverkauften Stadion an der Kaiserlinde begann die SVE mit vier Neuzugängen: Ondrej Smetana spielte als einzige Sturmspitze, Göcer auf Linksaußen, und Ricky Pinheiro und Jeff Gyasi (beide wurden erst am Donnerstag verpflichtet) waren die beiden defensiven Mittelfeldspieler. Beide eroberten viele Bälle im Mittelfeld und verteilten sie klug nach vorne. Und das, obwohl Gyasi als Innenverteidiger die Position noch nie gespielt hatte.

"Das war schon ungewöhnlich, aber wir sind Fußballer. Wenn es sein muss, spielen wir jede Position", sagte Gyasi, der gefühlt kein Kopfball- Duell verlor. In der Abwehr setzte Hirsch auf die Vierer-Kette, die in der vergangenen Saison den Aufstieg in die 3. Fußball-Liga schaffte: Marc Groß, Lukas Billick, Timo Wenzel und Sebastian Wolf. "Die vier haben extreme Sicherheit ausgestrahlt", freute sich Hirsch. Elversberg hatte bereits vor dem Seitenwechsel mehr Spielanteile, doch klare Torchancen gab es auf beiden Seiten nicht.

Aber bei der SVE gibt es ja Milad Salem, der Mann mit Ideen, Mut und feiner Technik. In der 42. Minute zog Salem fast vom Strafraum-Eck ab und traf diagonal in den Winkel - ein absolutes Traumtor zum 1:0. Nach der Halbzeitpause musste der bemühte, aber glücklose Smetana für Felix Lz weichen - und der gab gleich richtig Gas. Salem flankte von der rechten Seite auf den zweiten Pfosten, Luz stieg hoch und wuchtete die Kugel ins kurze Eck - das 2:0 (54.).

Doch der Jubel der 1500 SVE-Fans verhallte nur zwei Minuten später: Nach einem Eckball traf Marcel Ziemer zum 2:1-Anschluss für den FCS. Ein Hoffnungsschimmer für die Blau-Schwarzen, den Göcer in der 59. Minute mit dem 3:1 aber wieder erlöschen ließ. "Wir haben heute Leidenschaft und Herz gezeigt. Dass wir das Derby gewonnen haben, ist schön, aber viel wichtiger sind die drei Punkte", sagte Hirsch. "Unsere Mannschaft funktioniert einfach. Dadurch haben wir auch keine Probleme, vier neue Spieler einzubauen", analysierte Marc Groß, der dienstälteste SVE'ler.

AUF EINEN BLICK

"Unser taktisches Konzept ist aufgegangen. Wir sind rundum zufrieden mit dem Einsatz beim Derby", sagte Thomas Dräger-Pitz, der Chef des 140-köpfigen Einsatzkommandos der Polizei beim Saarderby. "Die Verkehrssituation war optimal. Die ausgewiesenen Parkplätze, der Shuttle- Service und der Hinweis auf eine rechtzeitige Anreise wurden sehr gut von den Zuschauern angenommen. Die Verkehrssituation und der Einlass am Stadion waren 20 Minuten vor Anstoß voll entspannt", so Dräger-Pitz. Bis auf eine Ausnahme verhielten sich die Fans dabei vorbildlich. Im Elversberger Fanblock stand sogar eine große Gruppe Saarbrücker Fans. Beide feuerten ihre Teams an, ohne sich in die Quere zu kommen. Im reinen FCS-Fan- Block bekamen sich die Fans allerdings mehrmals untereinander in die Haare. "Wir haben alles videographiert und werden das Material auswerten. Danach wird es gegebenenfalls Strafverfahren geben", sagte Dräger- Pitz. leh

"So darf man in einem Derby nicht spielen"

Dem 1. FC Saarbrücken steht nach der Derby-Niederlage eine unruhige Woche bevor - Heimsieg gegen Stuttgart jetzt fast schon Pflicht

Es sollte das große Aufbäumen im Abstiegskampf werden. Es wurde eine erneute Enttäuschung. Nach der Derby-Niederlage stellen sich beim 1. FC Saarbrücken viele Fragen. Erstmals gab es "Sasic-raus"-Rufe.

Elversberg. Seit Samstag, 15.48 Uhr, ist für viele Fans des Fußball- Drittligisten 1. FC Saarbrücken klar: Das Unternehmen Klassenverbleib, das Trainer Milan Sasic mit zwölf Neuzugängen in Angriff nehmen soll, wird alles andere als ein Selbstläufer. Was die Mannschaft beim 1:3 gegen die SVE ablieferte, war über weite Strecken ein fußballerischer Offenbarungseid. Bälle wurden oft nur hoch und weit nach vorne gebolzt.

"Wir haben mehr Kopfball gespielt und den Ball hochgehalten", gestand der FCS-Trainer, der angeschlagen wirkte. Saarbrückens einzige Möglichkeit aus dem Spiel heraus in den ersten 45 Minuten entstand aus einem Konter. Torwart Timo Ochs machte nach einer abgefangenen Ecke das Spiel schnell. Taku Ishihara - noch der beste Saarbrücker - bediente Lukas Kohler, der an Kenneth Kronholm im SVE-Tor scheiterte (38. Minute). "Ich hatte eine ganz andere Leistung erwartet. Das war erschreckend", sagte Ochs nach dem Abpfiff. "So darf man in einem Derby nicht spielen."

Das änderte sich auch nach dem Anschlusstor durch Marcel Ziemer nicht. Immerhin fiel das 1:2 (56.) nach einer Ecke, ein Fortschritt bei den diese Saison so schwachen Standards des FCS. Das war aber nur ein schwacher Trost bei vielen offenen Fragen. Einige davon: Warum ist ein Stürmer mit Joker-Qualität wie Thomas Rathgeber nicht im Aufgebot? Warum spielt Philipp Hoffmann, die Entdeckung der Vorrunde, nicht von Anfang an? Und: Warum spielt eine von den Namen her so spielstarke Mannschaft einen solchen Grottenfußball? Der FCS ist jetzt Tabellenletzter, muss von den verbleibenden 16 Spielen wohl acht gewinnen, um in der Liga zu bleiben. Ein Heimsieg gegen den VfB Stuttgart II am kommenden Samstag um 14 Uhr im Saarbrücker Ludwigsparkstadion ist quasi schon Pflicht.

"Als Journalist würde ich das auch so sehen", sagte FCS-Kapitän Timo Ochs, "als Spieler darf ich es nicht so sehen." Die Niederlage in Elversberg hat das Unternehmen Klassenverbleib nicht leichter gemacht, den Blau-Schwarzen steht eine unruhige Woche bevor - auch dem Trainer, der ersten Gegenwind verspürt und sich am Samstag erstmals "Sasic raus"- Rufe anhören musste. Für Unruhe werden sicher auch die Äußerungen von Saarbrückens Ex-Kapitän Marc Lerandy sorgen, der von Sasic im Oktober ausgemustert wurde. Lerandy meldete sich bei Facebook zu Wort und schrieb seinem Freund Marcel Ziemer: "Da kannst du fighten und Tore schießen, wie du willst. Aber mit so einem Anti-Trainer packt ihr das nicht mehr." cor

AM RANDE

Es war das Wochenende der Weggeschickten: Der Ex-Saarbrücker und Neu-Elversberger Serkan Göcer entschied (wie im Hinspiel) mit seinem Tor das Derby. In Halle sprechen Beobachter von einer "Augenweide", wenn sie das Spiel von Tim Kruse (31) beschreiben. Der Ex-Saarbrücker war beim 3:0 seines neuen Clubs am Freitag beim SV Wehen-Wiesbaden einer der Besten. Auch Andreas Glockner durfte endlich wieder spielen. Beim FCS nahm Sasic den Spielmacher nicht mit ins Trainingslager, beim VfL Osnabrück durfte Glockner eine Viertelstunde mithelfen, um beim 1:1 einen Punkt gegen Darmstadt 98 zu erkämpfen. cor

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