Galliger FCS ringt die SVE nieder

Völklingen · Der 2:0-Sieg des 1. FC Saarbrücken gegen die SV Elversberg am Samstag in Völklingen stellte die FCS-Fans zufrieden – und sorgte für missmutige Stimmung bei den vor dem Spiel leicht favorisierten Gästen.

 Seltene Glücksgefühle: Die zuletzt so deprimierten FCS-Spieler feiern die Tore von Alexandre Mendy (Zweiter von links) und Kevin Behrens (Zweiter von rechts). Foto: Schlichter

Seltene Glücksgefühle: Die zuletzt so deprimierten FCS-Spieler feiern die Tore von Alexandre Mendy (Zweiter von links) und Kevin Behrens (Zweiter von rechts). Foto: Schlichter

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Als kurz vor dem Anpfiff Innenverteidiger Kevin Maek von der SV Elversberg seinen ehemaligen Mannschaftskameraden Sven Sökler vom 1. FC Saarbrücken herzlich begrüßte, schien das sinnbildlich für das Stärkeverhältnis der beiden Saarvereine: Der 1,92 Meter lange Abwehrchef, der bislang eine ganz starke Saison spielt, musste sich zum kaum über 1,70 Meter großen Spielmacher, der zuletzt schwankende Leistungen ablieferte, hinunter beugen.

Nach der Partie blieb dann aber Elversbergs Fußball-Lehrer Michael Wiesinger nur, Saarbrückens A-Lizenz-Inhaber Taifour Diane zum klar verdienten 2:0 (1:0) zu gratulieren. "Glückwunsch zum Derbysieg", sagte Wiesinger, "gerade in der ersten Halbzeit war Saarbrücken galliger, gieriger in den Zweikämpfen. Wir haben zu sehr auf die fußballerische Karte gesetzt."

Den vielleicht spielentscheidenden Trumpf hatte Diane mit einer taktischen Umstellung gezogen. Alexandre Mendy, sonst auf der Außenbahn, spielte überraschend im defensiven Mittelfeld neben Jan Fießer. "Ich habe überlegt, wie man Mijo Tunjic aus dem Spiel nehmen kann", erklärte Diane, "ich brauchte einen Sechser, der kopfballstark ist und Zweikämpfe antizipieren kann." Tunjic, einer der herausragenden Stürmer der Regionalliga, hatte am Samstag vor 3156 Zuschauern im Hermann-Neuberger-Stadion nicht eine einzige nennenswerte Aktion.

Die einzige Möglichkeit der Gäste im ersten Durchgang hatte der Ex-Saarbrücker Lukas Kohler, der mit einem Kopfball an FCS-Torwart David Hohs scheiterte - da waren bereits 44 Minuten gespielt. "Wir waren die bessere Mannschaft, hatten mehr Ballbesitz und hätten eigentlich gewinnen müssen", zog Maek Bilanz. Auch nach dem Wechsel wurde es nur zwei Mal gefährlich - nach einem tollen Solo von Patrick Dulleck, als Hohs glänzend reagierte (61.) und beim nicht gegebenen Strafstoß (77.) nach dem Handspiel von FCS-Spieler Hassan Amin (siehe Text unten).

Die Elversberger waren mit der gleichen Aufstellung ins Spiel gegangen wie beim 3:0 gegen Bahlingen, ließen auf einem schwer zu bespielenden Platz aber über weite Strecken den notwendigen Biss für einen Lokalkampf gegen engagierte Saarbrücker vermissen.

Saarbrücken beantwortete die Frage nach der verschollenen Qualität zumindest mit Charakter. In eine Ecke von Sökler wuchtete sich der bärenstarke Innenverteidiger Peter Chrappan. Sein Kopfball konnte Elversbergs Torwart Daniel Batz nicht festhalten, und Mendy staubte zum 1:0 ab (32.).

"Warum wir so nicht die ganze Zeit auftreten? Ich weiß es nicht", sagte der Franzose, "der Trainer hat mich gefragt, ob ich mir die Position zutraue. Ich habe das in Rostock schon gespielt und mein Bestes gegeben." Das taten ausnahmslos alle Blau-Schwarzen, und sie belohnten sich für ihren Einsatz. In der 90. Minute, als die SVE weit aufgerückt war, passte der eingewechselte Solomon Okoronkwo im Mittelfeld zu Sökler, der den Ball direkt in den Lauf von Kevin Behrens weiterleitete. Der Neuzugang legte sich den Ball an Batz vorbei und erzielte sein erstes Pflichtspieltor für den FCS.

In der Tabelle hat das 2:0 keine größeren Auswirkungen. Die SVE bleibt Zweiter, der FCS Vierter. Der Derbysieg ist dennoch Balsam für die zuletzt geschundene Saarbrücker Fußballseele. Der SVE tut die Niederlage dagegen offenbar weh. So sehr, dass SVE-Präsidiumsmitglied Swen Hoffmann sich offenbar zu einer Auseinandersetzung mit einem Ordner im Innenraum hinreißen ließ und aus dem Stadion verwiesen worden sein soll. Diese Anschuldigung ließ Hoffmann über die SVE-Pressestelle am Sonntagabend dementieren.

Handspiel sorgt für Nachspiel

Nicht gegebener Elfmeter erzürnt die SV Elversberg - FCS-Spieler Amin gibt Aktion auf Nachfrage nicht zu

Eine "Torwart-Aktion" des Saarbrücker Spielers Hassan Amin im eigenen Strafraum blieb im Saarderby ungeahndet. Schiedsrichter Nicolas Winter fragte gar bei Amin nach, doch der gab das Handspiel nicht zu.

 Elversbergs Trainer Michael Wiesinger (links) und Saarbrückens Trainer Taifour Diane. Foto: Schlichter

Elversbergs Trainer Michael Wiesinger (links) und Saarbrückens Trainer Taifour Diane. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter
 Die Elversberger Spieler können es nicht fassen, dass Schiedsrichter Nicolas Winter nicht auf Elfmeter entscheidet. Foto: Wieck

Die Elversberger Spieler können es nicht fassen, dass Schiedsrichter Nicolas Winter nicht auf Elfmeter entscheidet. Foto: Wieck

Foto: Wieck

"Wenn du kein Handspiel gemacht hast und der Schiedsrichter fragt dich danach, weil er die Situation nicht gesehen hat, dann sagst du ganz energisch Nein und gestikulierst noch dabei. Der Saarbrücker Spieler hat ganz verlegen und leise Nein gesagt", sagt Leandro Grech, Spielführer der SV Elversberg . Der Argentinier meint die wohl spielentscheidende Szene im Saarderby am Samstag zwischen dem FCS und der SVE.

Der FCS führt nicht unverdient nach 77 Minuten mit 1:0. Und dann passiert's: Nach einem Eckball schießt Elversbergs Innenverteidiger Kevin Maek aus der Drehung auf das FCS-Tor. FCS-Außenverteidiger Hassan Amin lenkt den Ball mit einem starken Reflex mit dem Arm ins Toraus. Schiedsrichter Nicolas Winter entscheidet auf Eckball - und die SVE-Spieler flippen aus.

In Sekundenschnelle bilden alle Spieler, inklusive Torhüter Daniel Batz, einen Kreis um den Schiedsrichter, deuten immer wieder auf die Hand, fordern Elfmeter . "Der Schiedsrichter hat das Spiel entschieden. Normalerweise gleichen wir in dieser Situation durch den Elfmeter aus, Amin sieht die Rote Karte. Ich glaube, das haben 3000 Leute im Stadion gesehen, nur das Schiedsrichtergespann nicht", ärgerte sich Kevin Maek, der seine fünfte Gelbe Karte sah und am Mittwoch (19 Uhr) gegen Hessen Kassel fehlen wird.

Saarbrückens Kapitän Jan Fießer gibt Maek und der SVE recht: "Es war klares Handspiel und hätte Elfmeter geben müssen. Wir hatten in dieser Situation Glück und Elversberg Pech." So gab eine minutenlange Unterbrechung, immer wieder Rudelbildung - und schließlich die Nachfrage des unsicheren Schiedsrichters bei Amin, der das Handspiel nicht zugab. Der 24-jährige Afghane verschwand nach dem Spiel blitzschnell in der Kabine und sollte laut FCS-Verantwortlichen auch keine Aussage zu dieser Situation machen.

Elversbergs Trainer Michael Wiesinger ging nach dem Schlusspfiff mit erhobenem Zeigefinger auf Amin zu und warf ihm deutliche Worte an den Kopf. Die SVE-Spieler sprachen von unfairem und unsportlichem Verhalten. FCS-Trainer Taifour Diane entgegnete: "Ich hätte in dieser Situation auch gesagt, dass es kein Handspiel war. Das sind Emotionen. Außerdem ist der Junge erst 24 Jahre alt."

Hätte Michael Wiesinger an Amins Stelle gesagt, dass es Hand gewesen ist , die Saarbrücker Hoffnung auf die Relegationsplätze endgültig begraben und zudem noch auf gutes Geld durch die Siegprämie verzichtet? "Ich weiß nicht, ob ich es zugegeben hätte oder nicht. Da spielen die Emotionen eine große Rolle. Im Nachhinein mache ich Amin keinen Vorwurf", sagte Wiesinger.

Markus Obernosterer, bester Vorbereiter der SV Elversberg , war beim Derby am Samstag nicht im Kader. Nach SZ-Informationen soll sich Obernosterer am Freitag im Training so schwer am Knie verletzt haben, dass er wohl bis Saisonende ausfällt.

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