Der schmerzhaft-schöne Abschied

Toronto · Für diese Auftritte lebt Kobe Bryant. Bei seinem letzten Allstar-Spiel steht der Basketball-Superstar von den Los Angeles Lakers im Rampenlicht. Doch sein Karriere-Ende ist eine eher traurige Abschieds-Show.

Ächzend erhebt sich Kobe Bryant von seinem Stuhl. Bei seinem letzten Allstar-Spiel will der Superstar der Basketball-Profiliga NBA noch einmal das Rampenlicht genießen. Der zwölfminütige Auftritt vor der Presse wenige Tage zuvor bereitet dem 37-Jährigen dennoch sichtbare Schmerzen. "Ich fühle mich fürchterlich. Meine Knöchel tun weh, meine Knie tun weh", klagt der fünfmalige Meister der Los Angeles Lakers : "Das Beste, was ich machen kann, ist Basketball spielen, auch wenn ich mich wirklich wie Dreck fühle. Ich möchte einfach noch einmal zeigen, was ich tun kann."

Bryant wäre nicht Bryant, wenn ihn sein unbändiger Ehrgeiz nicht auch beim Showauftritt der besten Liga der Welt in der Nacht zu Montag (2 Uhr) in Toronto antreiben würde. Zum 18. Mal wurde der Flügelspieler ins Allstar-Team berufen, nur Lakers-Legende Kareem Abdul-Jabbar hat mehr Nominierungen. Dieses Jahr erhielt Fan-Liebling Bryant knapp 1,9 Millionen Stimmen der Anhänger, fast 300 000 mehr als der zweitplatzierte Stephen Curry vom Meister Golden State Warriors . "Kobe ist der Michael Jordan unserer Generation", schwärmt Dirk Nowitzki , der in Toronto nicht dabei ist: "Er ist einer der Besten, der jemals die Schuhe geschnürt hat."

Doch Anspruch und Wirklichkeit könnten im Abschiedsjahr von Bryant nicht weiter auseinanderklaffen. Mit nur elf Siegen aus 55 Spielen sind die Lakers das zweitschlechteste Team der Liga, spielen die mieseste Saison ihrer ruhmreichen Historie. Obwohl die Kalifornier mehrere vielversprechende Talente haben, nimmt Bryant immer noch die meisten Würfe - und trifft so schwach wie nie in seiner Karriere.

"Seit Bryant seinen Rücktritt verkündet hat, ist jede Partie zu einer bedeutungslosen Ausstellung mit nur einem Aussteller verkommen, ein ausgelassenes Allstar-Spiel mit nur einem Allstar, einige wenige glänzende Momente umgeben von langen, traurigen Strecken, die die Lakers tief bereuen dürften", schreibt die "LA Times". Dennoch wird Bryant zum Abschluss seiner Laufbahn auch während Auswärtsspielen gehuldigt. Selbst bei den Boston Celtics jubeln die Fans dem verhassten Erzrivalen zu, und Chicago-Bulls-Legende Michael Jordan verkündete jüngst per Videobotschaft: "Ich möchte dir zu einer unglaublichen Karriere gratulieren. Du warst wie mein kleiner Bruder."

Einen wichtigen Teil seines Ansporns zog Bryant stets aus den Vergleichen mit dem sechsmaligen Meister, übernahm von diesem jüngst Platz drei in der ewigen Punkterangliste der NBA. Und auch den letzten Allstar-Auftritt von Jordan ruinierte Bryant 2003. Für den Osten hatte Jordan fünf Sekunden vor Ende die Führung erzielt - mit dem Ausgleich schickte Bryant das Spiel in die Verlängerung. Der Westen gewann, Jordan war die scheinbar schon sichere Ehrung als wertvollster Spieler verdorben.

Es würde überraschen, wenn Bryant diesen Titel nicht für seinen Allstar-Abschluss anstreben würde. "Es ist mein letzter Auftritt, deshalb versuche ich es so gut wie möglich zu genießen", sagt er und sieht die positiven Seiten des Showspiels gegenüber der regulären Saison: "Es ist kein Rennen, kein Stoßen, nichts davon. Den Rest der Zeit liege ich im Eisbad."

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HintergrundDie NBA-Basketballer mit den meisten Allstar-Spielen:19 Einsätze: Kareem Abdul-Jabbar .18 Einsätze: Kobe Bryant .15 Einsätze: Tim Duncan , Kevin Garnett , Shaquille O'Neal.14 Einsätze: Michael Jordan , Karl Malone, Jerry West.13 Einsätze: Dirk Nowitzki , Wilt Chamberlain, Bob Cousy, John Havlicek. dpa

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