„Es gab keinen Lichtblick“

Straßburg · Die olympische Generalprobe vor dem Abflug nach Rio verlief für die deutschen Europameister nicht nach Wunsch. Beim Turnier in Straßburg zeigte der Medaillenkandidat bei der 19:25-Niederlage gegen Dänemark überraschende Schwächen.

 Mächtig angefressen war Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson nach der 19:25-Halbfinalpleite beim Vierländer-Turnier gegen Dänemark. Foto: anspach/dpa

Mächtig angefressen war Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson nach der 19:25-Halbfinalpleite beim Vierländer-Turnier gegen Dänemark. Foto: anspach/dpa

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Die Gewitter über Straßburg waren harmlos gegen das Donnerwetter von Dagur Sigurdsson in der Kabine. Der Handball-Bundestrainer machte nach der 19:25 (8:12)-Halbfinalpleite beim Vierländer-Turnier gegen Dänemark keinen Hehl aus seiner Verärgerung über die schwache Leistung seiner Europameister.

"Es gab keinen Lichtblick, der Gegner war in allen Belangen besser: Angriff, Abwehr, Tor", sagte Sigurdsson nach einer 15-minütigen Gardinenpredigt noch sichtlich angesäuert und schimpfte: "Die Wurfquote war unterirdisch."

Anstatt bei der Generalprobe vor dem Abflug nach Rio am 1. August weiteres Selbstvertrauen für die olympische Medaillen-Mission zu sammeln, kassierte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) im Elsass einen empfindlichen Dämpfer.

Dementsprechend tief saß der Frust. Vor allem Torhüter Andreas Wolff (THW Kiel ) legte den Finger nach der enttäuschenden Angriffsleistung in die Wunde. "Man kann sich nicht für die Größten halten und denken, dass wir spielerisch mit allen mithalten können. Das war nicht so, wie wir es als ‚Bad Boys' bei der Euro gezeigt haben", sagte Wolff: "Es kommt nicht darauf an, wie man sich nennt, sondern, dass man Leidenschaft, Herz und Kampf an den Tag legt." Es waren deutliche Worte, die der EM-Held in der Schwüle des Rhenus-Sport-Centers sprach. "Das", betonte er, "das war hoffentlich ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit."

Auch Kapitän Uwe Gensheimer kritisierte die Einstellung seines Teams harsch. "Jeder muss sich jetzt Gedanken machen. Das ist nicht unser Anspruch, was wir gezeigt haben", meinte der Linksaußen von Paris St. Germain und mahnte: "Wir müssen unsere Fehlerquote gering halten. Das wird bei Olympia richtig wichtig sein."

Afrikameister Ägypten, der am Freitag mit 26:30 (15:15) gegen Weltmeister und Gastgeber Frankreich verlor, ist in Rio der letzte Vorrundengegner (15. August) der deutschen Mannschaft. Außerdem warten in den Gruppenspielen Schweden (7. August), Polen (9. August), Gastgeber Brasilien (11. August) und Slowenien (13. August) auf das DHB-Team.

Im Duell mit Ex-Europameister Dänemark lag das Team von Sigurdsson nach etlichen Fehlwürfen schnell mit 3:8 (20.) im Hintertreffen. In der zweiten Halbzeit betrug der Rückstand immer mindestens fünf Treffer.

Wie wichtig ein guter Teamgeist in Rio sein wird, hatte DHB-Vizepräsident Bob Hanning bereits vor der Pleite gegen Dänemark herausgestrichen. "Es wird darauf ankommen, dass es uns wie bei der EM gelingt, dieses Gefühl des Miteinanders zu entwickeln", sagte Hanning: "Dass jeder deutlich mehr einzahlt, als er sich persönlich rausnimmt."

Die deutschen Handball-Europameister haben ihre olympische Generalprobe vor dem Abflug nach Rio de Janeiro gewonnen und beim Vierländer-Turnier in Straßburg Platz drei belegt. Im kleinen Finale besiegte das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson nach durchwachsener Leistung Afrikameister Ägypten mit 30:27 (13:11). Vor 4000 Zuschauern sicherten Kapitän Uwe Gensheimer (8 Tore/Paris St. Germain) und Julius Kühn (6/VfL Gummersbach) als beste deutsche Werfer den Erfolg.

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