Einer für alle, alle für die erhoffte Medaille

St Moritz · Im Mannschafts-Wettbewerb wollen die deutschen Skirennläufer erstmals bei dieser Alpin-WM in St. Moritz aufs Podest.

 Felix Neureuther fiebert seinem ersten WM-Start heute mit der Mannschaft entgegen. Foto: Kappeler/dpa

Felix Neureuther fiebert seinem ersten WM-Start heute mit der Mannschaft entgegen. Foto: Kappeler/dpa

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Felix Neureuther übernahm gleich mal das Kommando. "Der Wettbewerb hat einen hohen Stellenwert", sagte er, kaum dass er das deutsche Mannschaftshotel "Cresta Palace" betreten hatte: "Es geht für Deutschland, als Mannschaft, da will man sich schon gut präsentieren." Gut präsentieren heißt für Neureuther: Im Team-Wettbewerb wollen die deutschen Ski-Rennläufer heute (12.05 Uhr/ARD und Eurosport) unter allen Umständen eine Medaille holen, die erste bei der WM in St. Moritz. Farbe: egal.

Wie wichtig vor allem Neureuther das mannschaftliche Frau gegen Frau und Mann gegen Mann in einem Parallel-Slalom ist, zeigt die vergangene WM in Beaver Creek. Die Deutschen schieden gleich in der ersten Runde aus, danach platzte ihrem Anführer der Kragen: Falsch aufgestellt, schimpfte Neureuther öffentlich. Stimmt, sagt Männer-Cheftrainer Mathias Berthold noch heute: "Das war die sinnloseste Aktion überhaupt, das war a gmahte Wiesn, wir haben es vergeigt."

Eine "gmahte Wiesn" (gemähte Wiese), übersetzt in etwa: ein Spaziergang, wird es diesmal nicht werden - obwohl der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier Achtelfinal-Gegner Slowakei ebenso als "machbar" einstufte wie Italien, den wahrscheinlichen Kontrahenten in der Runde der letzten Acht. Danach könnte die Schweiz warten, die wie die Deutschen zu den Favoriten zählt, erst im Finale Titelverteidiger Österreich.

Gefahren wird ein Parallel-Slalom, zwei Frauen und zwei Männer bestreiten direkte Duelle gegen die Konkurrenten, bei einem Unentschieden nach vier Duellen zählt die bessere addierte Zeit der jeweils besten Frau und des jeweils besten Mannes. "Für uns", sagte Berthold, "ist das ein sehr, sehr wichtiges Rennen".

Die deutschen Ski-Rennläufer sind als Mannschaft nicht schlecht. Bei der Premiere 2005 in Bormio, damals noch mit anderem Modus, gewannen Neureuther und Co. Gold, 2013 in Schladming Bronze. Neureuther gehört zu den Weltbesten beim Duell Mann gegen Mann, Linus Straßer hat gerade erst das Parallel-Rennen in Stockholm gewonnen. Stefan Luitz hat laut Berthold "beim letzten Weltcup-Finale das Team geführt". Und Lena Dürr, um deren Nicht-Aufstellung sich der Streit 2015 drehte, holte 2013 ihren bisher einzigen Weltcup-Sieg in einem Parallel-Slalom.

Der Team-Wettbewerb wird 2018 erstmals olympisch sein, doch er ist noch immer eine Abnormalität. Normalerweise verfolgen Neureuther oder Viktoria Rebensburg eigene Interessen. Nun gilt für sie das Motto der drei Musketiere: einer für alle, alle für einen. Mit einem Hintergedanken. "Man kann schon mal gut in die Weltmeisterschaften reinkommen", sagte Neureuther, der sich "einen Schub" für Riesenslalom und Slalom erhofft.

Das denkt sich womöglich auch Rebensburg, deren Nominierung neben den Slalom-Spezialistinnen Dürr und Christina Geiger ein wenig verwundert. Beim Slalom, sagte die Riesenslalom-Spezialistin Rebensburg, fuchtele sie immer derart wild mit den Armen, dass es aussehe "wie Wäsche aufhängen". Ein wenig scheint bei ihr der Egoismus durchgebrochen, auch wenn sie versichert: "Ich genieße das, im Team zu sein, dass jeder den anderen unterstützt."

Unterdessen hat Luca Aerni der Schweiz gestern überraschend die dritte Goldmedaille der WM beschert. Der 23-Jährige setzte sich in der Kombination hauchdünn vor Titelverteidiger Marcel Hirscher aus Österreich durch (0,01 Sekunden zurück). Bronze ging an Aernis Landsmann Mauro Caviezel (0,06).

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