Nagelsmann hat Mees stark gemacht

Sinsheim · Der 20-Jährige aus Lebach will sich beim Bundesligisten 1899 Hoffenheim durchsetzen. Einen großen Rückschlag hat er weggesteckt.

 In der Jugend war Joshua Mees (hier im Trikot des FCS gegen die JFG Schaumberg-Prims) fast nicht zu stoppen. Foto: Semmler

In der Jugend war Joshua Mees (hier im Trikot des FCS gegen die JFG Schaumberg-Prims) fast nicht zu stoppen. Foto: Semmler

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Wie geht es dir? Es gab eine Zeit, da wusste Joshua Mees auf diese Frage keine Antwort. Gut eineinhalb Jahre sind seitdem vergangen. Mees spielt heute für die U23 der TSG Hoffenheim. Er gehört zu den besten Stürmern der Fußball-Regionalliga Südwest. Ihm geht es gut. Aber ein wenig laboriert der 20-Jährige noch an den Monaten, in denen das irgendwie anders war.

Die Geschichte von Joshua Mees handelt auch davon, wie der Fußball sich verändert hat. Sein Vater Christoph war vor 30 Jahren im Saarland ein bekannter Fußballer, kurz Profi beim 1. FC Saarbrücken in der 2. Bundesliga, später Meister der 3. Liga mit Borussia Neunkirchen. Eine Sportart, "zwei Welten", sagt Christoph Mees heute: "Ich habe das erste Mal in meinem Leben richtig trainiert, da war ich 18 oder 19 Jahre alt." In diesem Alter schuftete Joshua Mees längst wie ein Profi, er war Torschützenkönig der Junioren-Bundesliga, hatte Angebote aus ganz Deutschland.

Als Christoph Mees so alt war wie sein Sohn jetzt, spielte er noch beim FV Lebach, in der Verbandsliga. "Wahrscheinlich wäre ich in seinem Alter durch das Raster gefallen", erzählt er: "Mir hat die ganze Grundausbildung gefehlt." Mit 15 Jahren habe sein Sohn Joshua bessere Bedingungen gehabt als er in der 2. Bundesliga.

Joshua Mees begann in Lebach mit dem Fußball. 2011 wechselte er von den Junioren des FCS zur TSG Hoffenheim. Ihn überzeugte das "Gesamtpaket" im Kraichgau. Bis heute schwärmt er: "Sie haben in Hoffenheim eine unglaublich gute Infrastruktur, die Trainingsbedingungen schon in der Jugend sind Wahnsinn." Mees wohnte bei einer Gastfamilie, mit vier anderen Spielern. Als er mit 15 Jahren zur TSG kam und seinen Spind suchte, fand er ihn in der Kabine der U17. Beim älteren Jahrgang. Mees debütierte in der Junioren-Bundesliga. "Körperlich war das eine Riesenumstellung, auch vom Tempo her", erinnert er sich. Doch Mees passte sich schnell an, wurde besser, Stammspieler.

In der U19 bekam er einen Trainer, über den heute alle reden: Julian Nagelsmann. Spricht Mees über das "Wunderkind" der Bundesliga, fällt drei Mal nacheinander das Wort "unglaublich". "Er hat seine Pläne gemacht, für jedes Spiel", berichtet Mees. "Wenn wir sie umgesetzt haben, haben wir immer gewonnen."

Im ersten Jahr holte Nagelsmann mit seiner Mannschaft den Titel in der regionalen Staffel der Junioren-Bundesliga. Aber nicht nur das: Hoffenheim setzte sich auch in der Endrunde der deutschen Meisterschaft durch, stand im Juni 2014 im Finale gegen Hannover 96, gewann klar mit 5:0. Mittendrin: Joshua Mees.

So ging es weiter. "Wir haben eine noch bessere Saison gespielt", erzählt Mees: "Für uns war es fast schon normal, Erster zu sein." Mees wurde 2014/2015 mit 20 Treffern Torschützenkönig, trug in der Rückrunde mehrfach die Kapitänsbinde, schaffte es mit Hoffenheim erneut ins Meisterschafts-Finale. Gegen Schalke 04 gelang ihm in Wattenscheid vor 12 500 Zuschauern die Führung. Am Ende verlor die TSG mit 1:3. Dennoch: Hinter dem Saarländer lag eine überragende Spielzeit.

Bis zum letzten Jahr bei den Junioren hatte Mees keinen Berater. Sein Vater kümmerte sich um die Karriere. An der Schwelle zu den Profis konnte die Familie aber professionelle Hilfe gebrauchen. Denn: "Als das Saisonende näher kam, haben sich ganz viele Vereine gemeldet", berichtet Christoph Mees. Schließlich blieb Joshua.

Die Vorbereitung machte der Stürmer bei den Profis mit. Am letzten Tag der Wechselfrist im August ließ Mees sich 2015 an den SC Freiburg ausleihen. Für zwei Jahre. Mees stand gleich im Kader, war nah dran an der 2. Liga, kam zu Einsätzen in der U20-Nationalmannschaft. Alles lief nach Plan. Dann streikte sein Körper. "Mein Rücken hat wehgetan, und kein Mensch konnte mir sagen, was es genau ist", sagt Mees. Er fiel aus, über Monate. Hatte Schmerzen, ohne verletzt zu sein.

Freiburgs Trainer Christian Streich erkundigte sich mehrfach, wie es laufe, wann er wieder trainieren könne. "Ich konnte ihm halt nie eine Antwort geben", berichtet Mees. Als die Schmerzen endlich weg waren, begann die Endphase der Saison. Freiburg stand vor dem Aufstieg in die Bundesliga, die zweite Mannschaft vor dem Abstieg aus der Regionalliga. Streich sagte offen, dass es für Mees schwer werden würde, sich in der höchsten Spielklasse direkt durchzusetzen.

Also kehrte der Lebacher vorzeitig zurück zu seinem Jugendverein, wo er bis 2018 unter Vertrag steht. "In Hoffenheim, da kenne ich jeden. Das war auch wichtig nach der Zeit", sagt er. Vorab telefonierte Mees mit Nagelsmann, mittlerweile vom Jugendtrainer zum Chef der Profis befördert: "Es war mir wichtig, seine Meinung zu hören, denn er ist der Trainer, der mich am besten kennt." Spielpraxis erhält Mees in der U23, regelmäßig trainiert er bei den Profis mit. Wie es für ihn weitergeht? "Mein Ziel ist, mich hier in Hoffenheim durchzusetzen", antwortet Mees.

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