Jensen setzt auf den „kühlen Kopf“

Saarlouis · Heute um 20 Uhr sind die HF Springe zu Gast in der Stadtgartenhalle. Die HG Saarlouis bestreitet ihr letztes Heimspiel der Saison in der 2. Liga. Danach steht noch eine Partie an. Die HG braucht unbedingt noch Punkte.

 Der Saarlouiser Trainer Heine Jensen versucht, seinen Spielern mit Ruhe und Sachlichkeit Vertrauen zu vermitteln. Foto: Ruppenthal

Der Saarlouiser Trainer Heine Jensen versucht, seinen Spielern mit Ruhe und Sachlichkeit Vertrauen zu vermitteln. Foto: Ruppenthal

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Eine regelrechte Aufbruchsstimmung war vor knapp einem Jahr zu spüren, als die HG Saarlouis ihren neuen Trainer vorstellte. Der Handball-Zweitligist präsentierte stolz die Verpflichtung des früheren Frauen-Nationaltrainers Heine Jensen - und mit ihm gleich eine neue Erwartungshaltung. Mittlerweile ist die Euphorie der bitteren Realität gewichen. Die HG ist wie in den Spielzeiten zuvor kurz vor Saisonende akut abstiegsbedroht. Heute Abend um 20 Uhr empfängt sie die HF Springe, die als Absteiger in die 3. Liga feststehen, sich aber seit Wochen in Topform präsentieren.

"Einmal habe ich in Norwegen sogar in einer Relegationsrunde um den Klassenverbleib gespielt. Und wir haben es geschafft", sagt Jensen, der vor seiner Zeit bei der HG vor allem Erfahrungen in der oberen Tabellenhälfte sammelte: "Aber auch Meister werden ist nicht einfach. Der einzige Unterschied ist die Konsequenz, die sich ergibt." Für einen Leistungssportler eine bemerkenswert nüchterne These. Aber so ist Heine Jensen. Sachlich und mit dem Anspruch an sich und seine Spieler, immer einen "kühlen Kopf" zu bewahren. Unaufgeregt kommentiert er die Auftritte seiner Mannschaft auch dann, wenn sie wie zuletzt gegen Friesenheim (22:34) gegen Ende enttäuschte. Bleibt die nötige Emotionalität so auf der Strecke?

"Man kann als Trainer wie auch als Mensch mit seiner Art nicht jeden zu 100 Prozent treffen", ist sich Jensen bewusst. Der 39-jährige Däne weiß auch, dass seine Mannschaft weniger Punkte gesammelt hat, als es ihr Potenzial zulässt. "Daran muss ich mich als Trainer messen lassen", sagt er. Viele Partien waren bis zum Ende hart umkämpft. Den Niederlagen gingen immer von individuellen Fehlern eingeleitete Phasen der Verunsicherung voraus. Zudem fielen mit Ibai Meoki und Jerome Müller zwei unersetzliche Leistungsträger wochenlang aus.

Das Team scheint hinter Jensen und seiner Art zu stehen. "Wie er es macht, ist vollkommen in Ordnung. Er lässt schon mal einen coolen Spruch fallen, bringt aber seine Botschaft deutlich rüber", findet der abstiegskampferprobte Kapitän Darius Jonczyk und erklärt: "Gerade, wenn die Jungs vorne selbst das leere Tor nicht treffen, ist es richtig, sie kurz auf die Seite holen und ruhig auf sie einzugehen, statt sie anzupflaumen." Den erfolgversprechenden schmalen Grat zwischen Aggressivität und "kühlem Kopf" haben Jensen und sein Team aber noch nicht gefunden.

Um ihm näher zu kommen, setzt Jensen nach wie vor stark auf Eigenverantwortung. Er liefert das Konzept, in dessen Rahmen die Spieler viele Freiheiten genießen und walten können. Das galt in der starken Phase zu Saisonbeginn und gilt auch in der derzeitigen Stresssituation im Abstiegskampf. "Ich will den Jungs vermitteln, dass ich nach wie vor an sie glaube und voll hinter ihnen stehe. Sie müssen auch selbst an sich glauben", sagt der Trainer.

"Groß taktieren bringt in dieser Phase eh nix. Wir müssen heiß und fokussiert sein und mit Mut in dieses Spiel gehen", bestätigt Jonczyks Torwartkollege Patrick Schulz und richtet einen Appell an die HG-Fans: "Ich wünsche mir am Freitag ein Publikum, das uns von Anfang an pusht und riesigen Druck auf den Gegner ausübt. So eine Atmosphäre brauchen wir, um denen den Spaß zu nehmen." Emotionen von den Rängen und der kühle Kopf des Trainers - das könnten die Zutaten des Erfolgsrezepts für das letzte Heimspiel der Saison sein. Zwei Spiele bleiben noch, einen Punkt Vorsprung hat die HG auf die Abstiegszone. Es ist und bleibt verdammt eng.

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