Der neue Impulsgeber in Saarlouis

Saarlouis · Mit dem ASV Hamm-Westfalen macht der Fünfte der letztjährigen Zweitliga-Saison am Samstag seine Aufwartung in der Saarlouiser Stadtgartenhalle. Jonas Faulenbach wird die HGS als Kapitän aufs Feld führen.

 Der frühere Niederwürzbacher Bundesliga-Spieler Jörg Bohrmann (Mitte) steht vor seinem ersten Ligaspiel mit der HG Saarlouis. Foto: Ruppenthal

Der frühere Niederwürzbacher Bundesliga-Spieler Jörg Bohrmann (Mitte) steht vor seinem ersten Ligaspiel mit der HG Saarlouis. Foto: Ruppenthal

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Seine wichtigste Eigenschaft? Die Bereitschaft, immer alles zu geben. Das zeichnete Jörg Bohrmann als Spieler, auch im Trikot des TV Niederwürzbach , aus. Und so tickt Bohrmann auch heute noch - als Trainer des Handball-Zweitligisten HG Saarlouis . "Der Wille, sich weiterzuentwickeln, und die Disziplin, sich dem Team unterzuordnen, sind einfach die Grundvoraussetzungen, um erfolgreich zu sein", sagt der 47-Jährige, der an diesem Samstag (19.30 Uhr, Stadtgartenhalle) mit der HG Saarlouis im Heimspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen in die Saison startet.

Eine Saison, die mit gleichen Vorzeichen beginnt wie die vorherigen. Sie soll sorgenfrei verlaufen - mit dem sportlichen Ligaverbleib und nicht wegen der Lizenzentzüge anderer. "Die Einstellung ist da", sagt Bohrmann: "Aber wir haben noch einiges zu tun, um mehr Struktur reinzubekommen."

Richard Jungmann setzt auf Bohrmann, der den aus privaten Gründen nach Dänemark zurückgekehrten Heine Jensen ersetzt. "Er ist bodenständig, authentisch und kommt aus der Praxis. Er spricht Dinge beim Training oder im Spiel direkt an und legt damit den Finger genau in die Wunde", sagt der HG-Vorsitzende: "Er ist bemüht, den Spielern eine noch profihaftere Einstellung auf und neben dem Spielfeld näherzubringen. Wir hoffen, dass seine Schwerpunkte die richtigen sind und zum Erfolg führen."

Erfolg wünscht ihm auch ein alter Weggefährten aus Niederwürzbacher Zeiten, Christian Schwarzer . "Ich hoffe, dass er neue Impulse setzen kann, die auch bis in den Jugendbereich wirken", sagt Schwarzer, der den früheren Rechtsaußen seit der gemeinsamen Bundesliga-Zeit im Saarland schätzt. "Er war für jeden Spaß zu haben, hatte immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und war vom Typ her sehr angenehm. Es war eine schöne Zeit, die wir beim TVN hatten", sagt der frühere Kreisläufer und Weltmeister von 2007. Beide gewannen 1995 mit dem TVN den Europapokal. "Weil er aus der Großstadt Wiesbaden kam, war er uns auf dem Dorf immer einen Tick voraus", erinnert sich Schwarzer augenzwinkernd.

Angefangen hatte bei Jörg Bohrmann alles beim TV Breckenheim, wo sein Vater Spieler und Trainer war. Der Dorfverein schaffte es Mitte der 1980er Jahre sogar bis in die 2. Bundesliga. "Dort sind alle handballverrückt, von daher war es ein logischer Schritt, mit fünf Jahren anzufangen", erinnert sich Bohrmann. Er wurde Profi, unter anderem in Niederwürzbach, und später Trainer. Knapp zehn Jahre wirkte er beim Zweitliga-Absteiger TSV Bayer Dormagen, zunächst bis 2012 als Jugendtrainer, danach bis März 2016 als Trainer der Herren. 2014 gelang ihm mit Dormagen der Aufstieg in die 2. Liga.

Bei alldem vernachlässigte der 47-Jährige nie die Welt neben des Handballfeldes: Der ausgebildete Industriekaufmann arbeitete zu TVN-Zeiten beispielsweise bei der Dillinger Hütte . "Mir war immer wichtig, zusätzlich etwas anders zu tun. Auch, um den Kopf frei zu bekommen", betont Bohrmann, der vor seinem Wechsel zur HG als Lehrer arbeitete. Derzeit ist er allerdings Vollzeit-Trainer - mit einem klaren Ziel.Eine Vorbereitung aus dem Lehrbuch war das, was die HG Saarlouis in den letzten Wochen durchmachte, sicher nicht. Erst musste der Handball-Zweitligist kurzfristig einen neuen Trainer finden, weil der alte, Heine Jensen, um die Vertragsauflösung bat. Der Neue, Jörg Bohrmann, hatte in der Folge mit Personalmangel zu kämpfen. Einige Spieler waren angeschlagen, Lars Weissgerber und Jerome Müller fehlten aufgrund ihrer Teilnahme an der Junioren-EM, und der Syndesmoseband-Riss im Sprunggelenk, den sich Neuzugang Marcel Engels nach starken Testspielen zuzog, war der Tiefpunkt der Vorbereitung.

Dennoch ist bereits eine klare Handschrift zu erkennen. Unter Bohrmann will die HG versuchen, schnell umzuschalten und einfache Tore zu erzielen. In den ersten 20 Minuten des DHB-Pokalspiels gegen Rimpar (22:24) funktionierte das sehr gut. Danach nicht mehr. Das soll sich am Samstag ab 19.30 Uhr in der Stadtgartenhalle gegen Hamm ändern. "Sie werden Platz fünf der letzten Saison bestätigen wollen - wenn nicht sogar die Chancen auf einen der drei vordersten Plätze besteht", meint Bohrmann: "Der ASV hat eine starke, junge Mannschaft, die über Jahre behutsam aufgebaut wurde." In der letzten Saison war es Björn Zintel, der Saarlouis beim Heimspiel gegen Hamm mit entscheidenden Treffern entnervte. Der Saarländer in Diensten der Westfalen kann auch diesmal ein spielentscheidender Faktor sein. "Er hat bei der Junioren-EM richtig stark gespielt, strahlt immer Torgefahr aus", warnt Bohrmann.

Immer torgefährlicher wurde im Laufe der vergangenen Spielzeit Jonas Faulenbach. Der Rückraumspieler wurde vom HG-Trainer zum neuen Kapitän bestimmt und löst damit Publikumsliebling Darius Jonczyk ab. "Das war keine Entscheidung gegen Darius. Ich wollte einfach einen Feldspieler haben, der auf dem Feld mein verlängerter Arm ist", erklärt Bohrmann. "Das ist für mich eine neue Verantwortung, in die ich reinwachsen werde", sagt Faulenbach.

In einem Punkt sind sich der Trainer und sein neuer Kapitän einig: Es muss nach der Verletzung von Engels noch eine Neuverpflichtung her. "Da brauchen wir gar nicht drumherum zu reden. Gerade im Pokalspiel hat man gesehen, dass es sehr nötig ist, noch einen zusätzlichen Mann dazuzubekommen", sagt Faulenbach.

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