Eine nicht normale Heimschwäche

Saarlouis · Die HG Saarlouis hat in der 2. Handball-Bundesliga zuletzt immer wieder überrascht – allerdings nur auswärts. Nun kommt Bietigheim.

 Enttäuschung nach dem Spiel – das kam bei der HG Saarlouis nach Heimauftritten zuletzt häufiger vor. Hier diskutiert Ibai Meoki (rechts) mit Yann Polidore und Jerome Müller (Mitte). Foto: Schlichter

Enttäuschung nach dem Spiel – das kam bei der HG Saarlouis nach Heimauftritten zuletzt häufiger vor. Hier diskutiert Ibai Meoki (rechts) mit Yann Polidore und Jerome Müller (Mitte). Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Vor nicht allzu langer Zeit war jedem Gegner der HG Saarlouis klar: In der Stadtgartenhalle "hängen die Punkte hoch", wie die Sportler sagen. Um im Bild zu bleiben: Mittlerweile brauchen sich die Gegner nur zu bücken, um die Punkte mitzunehmen. Aus der gefürchteten Heimstärke entwickelte sich beim Handball-Zweitligisten eine diffuse Heimschwäche. Es gilt: Je größer die Favoritenrolle, desto wahrscheinlicher ist eine Niederlage. Am Samstag ist die HG allerdings Außenseiter, wenn ab 19.30 Uhr die SG Bietigheim zu Gast ist.

"Natürlich ist es auffallend, was da gerade vonstatten geht. Normal ist das nicht", sagt der Vorsitzende der HG, Richard Jungmann, und verspricht: "Wir sind alle drauf und dran, dieser eigenartigen Situation auf den Grund zu gehen. Die Mannschaft hat ja schon bewiesen, dass sie gegen starke Gegner gewinnen kann."

Jungmann meint die Punktverluste gegen die direkten Konkurrenten aus Neuhausen (28:28) oder Dessau (23:28). Demgegenüber stehen die Siege in Essen (28:23), Leutershausen (27:26) und zuletzt beim bis dahin zu Hause ungeschlagenen ThSV Eisenach (27:26). Mit nur drei Siegen aus elf Spielen steht Saarlouis in der Heimtabelle der Liga auf dem drittletzten Platz (Auswärtstabelle: 7. Platz). Früher kamen die Gegner mit gehörigem Respekt in die Stadtgartenhalle - auch vor dem Publikum, das dem Team in schweren Phasen immer noch lautstark zur Seite springt. Zuletzt half auch das nichts. Der Durchschnitt von 1106 Besuchern bedeutet ligaweit Platz 15, ist aber seit Jahren konstant.

Mit jedem enttäuschenden Heimauftritt steigt der Druck vor dem nächsten. "Aber damit muss man umgehen können. Das ist Alltag im Profisport", sagt Jungmann. "Vor ein paar Jahren gingen wir mit einer breiten Brust in jedes Heimspiel. Der Gegner war egal", sagt mit Torwart Darius Jonczyk die unumstrittene Identifikationsfigur der HG Saarlouis: "Bei einem Gegner wie Dessau hätten wir uns schon vor dem Spiel für die Punkte bedankt und uns auf die Siegesfeier in der Altstadt gefreut." Vor dem Duell mit dem Tabellendritten Bietigheim sieht das anders aus. "Aber vielleicht platzt gerade gegen einen starken Gegner der Knoten", hofft Jonczyk.

Dass der Knoten bei ihm endlich platzt, hofft auch Jerome Müller. Der Rückraumschütze hat seit Wochen Ladehemmung - obwohl oder weil er zu Beginn des Jahres seinen Grundwehrdienst leisten musste. "Ich habe mit dem Coach gesprochen, wie wir mich aus dem Tief herausbekommen können. Ich hoffe, dass es Schritt für Schritt besser wird", gibt er sich zuversichtlich und sagt: "Wir sind den Fans was schuldig, die letzten Minuten der letzten Heimspiele waren nicht okay. Deshalb wollen wir uns mehr reinhauen als sonst."

Dem pflichtet Lars Weissgerber bei. Müllers Junioren-Nationalmannschaftskollege weiß, wie es ist, durch ein Tief zu gehen: In Eisenach verwarf er gleich drei Siebenmeter in Folge. Trainer und Mitspieler wollten trotzdem, dass er auch weiterhin an die Linie tritt. "Das fand ich cool. Und deshalb habe ich mich auch getraut weiterzumachen", sagt der 20-Jährige, der anschließend zwei Siebenmeter verwandelte. Das schweißt zusammen. Die Heimschwäche, vor allem gegen direkte Konkurrenten, sieht er als "Kopfsache."

"Mir ist wurscht, wo wir die Punkte holen. Hauptsache, wir holen sie", macht Linksaußen Martin Murawski mit der Thematik kurzen Prozess: "Wir müssen wieder cleverer und lockerer auftreten als bisher." Ohnehin stehen die Chancen am Samstag gut. Denn bei der HG gilt auch: Je größer die Außenseiterrolle, desto wahrscheinlicher ist ein Sieg.

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