Eine Kriminologin auf der Jagd nach Titeln

Saarlouis · Die US-Amerikanerin Portia Durrett hat sich bei den Basketballerinnen der TV Saarlouis Royals innerhalb kürzester Zeit zu einer der Leistungsträgerinnen entwickelt. Dabei hat sie einen ungewöhnlichen Werdegang – und große Ziele.

 Portia Durrett kam erst vor rund vier Wochen nach Saarlouis, wurde aber schnell eines der neuen Gesichter der Royals. Die 24-Jährige prägt das Spiel der Bundesliga-Basketballerinnen, steht im Schnitt mehr als 36 Minuten auf dem Platz und erzielt 15 Punkte. Foto: Rolf Ruppenthal

Portia Durrett kam erst vor rund vier Wochen nach Saarlouis, wurde aber schnell eines der neuen Gesichter der Royals. Die 24-Jährige prägt das Spiel der Bundesliga-Basketballerinnen, steht im Schnitt mehr als 36 Minuten auf dem Platz und erzielt 15 Punkte. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Würde sie den Ball mit ihren Füßen berühren, könnte man sagen: Portia Durrett ist eine Straßenfußballerin. Aber die US-Amerikanerin, 24 Jahre, 1,85 Meter groß, athletisch, hat sich für eine andere Sportart entschieden. Mit dem Ball in ihren Händen steht sie beim Training in der Saarlouiser Stadtgartenhalle genau dort, wo sie soll: unter dem Basketball-Korb.

Am kommenden Sonntag ab 15 Uhr wird Durrett im Heimspiel der Saarlouis Royals gegen die Halle Lions an derselben Stelle zu sehen sein. Seit sie im Januar mitten in der Saison der Frauen-Bundesliga nach Saarlouis kam, hat sie einen festen Platz in der Mannschaft von Trainer Hermann Paar.

Ihre Karriere begann Durrett in den USA an einem ungewöhnlichen Ort: "Ich habe Basketball im Park gespielt, mit vielen Jungs", erzählt sie. Nach der Schule ging sie raus, wann immer sie konnte. Dieses "Extratraining", wie Durrett es nennt, behielt sie lange bei. "Der größte Anteil meines Spiels kommt davon, dass ich draußen gespielt habe", ist sich die 24-Jährige sicher. Was sie im Park gelernt hat, ist vor allem: Härte unter dem Korb, oder übersetzt in ein langes deutsches Wort: Durchsetzungsvermögen. "Wenn du punkten willst, musst du arbeiten, um diesen Punkt zu bekommen." Das hat die Amerikanerin verinnerlicht.

Durrett wuchs in Louisville auf, der größten Stadt im US-Bundesstaat Kentucky, vier Autostunden entfernt vom Walter State Community College in Morristown, Tennessee. In der Mannschaft der kleinen Uni machte Durrett auf sich aufmerksam, bevor sie zum Topteam der Universität Oklahoma wechselte. Heute hat Durrett einen Studienabschluss in Kriminologie, doch bis auf Weiteres ist sie: Basketball-Profi.

Als Durrett im November 2015 erstmals nach Europa ging, gratulierte ihr altes College auf Twitter zum Karrieresprung "overseas", zu Deutsch: über das Meer. Durrett spielte bei BK Amager in Dänemark, später in der schwedischen Liga für Telge Basket. Im Dezember, wieder in den USA, telefonierte sie mit Hermann Paar. "Dann war ich hier, mit dem nächsten Flug", erzählt Durrett.

Sie landete an einem Donnerstag in Frankfurt, morgens um 7.20 Uhr. Zehn Tage später debütierte sie in einer ihr unbekannten Liga: "Ich hatte keine Ahnung, habe aber recherchiert." Mittlerweile schätzt Durrett den engen Wettbewerb in Deutschland. Und sie hat sich schnell an das hohe Tempo der Royals angepasst. "Sie spielen schnell, aber am College spielen wir schneller", meint Durrett.

Sie erzielt durchschnittlich 15 Punkte pro Partie. Mit 11,4 Rebounds liegt sie in dieser Kategorie auf Platz zwei der Bundesliga, vor ihrer Mitspielern Sabine Niedola (10,4). Zwar hat Durrett weniger Spiele bestritten, trotzdem dürften diese Zahlen mehr sein als eine Momentaufnahme.

"Portia ist Basketball-intelligent, physisch stark - was wir gesucht haben", fasst Trainer Paar zusammen, was Durrett auszeichnet. Der Neuzugang bringe den Royals "mehr Qualität, mehr Konstanz". Ihre Aufgabe umreißt Paar in einem Satz: "Sie muss uns unter den Körben unterstützen."

Was sie tut, in ausgedehnten Einsatzzeiten. Sieht man von ihrem Debüt ab, steht sie im Schnitt über 36 Minuten auf dem Parkett. "Das ist schon eine Menge", meint Paar, ein Spitzenwert der Liga. Durrett gehört nach einem Monat zu den "Hauptspielerinnen", was aber auch am überschaubaren Kader der Royals liegt. "Wir haben zu wenig Spielerinnen", wird Paar nicht müde zu betonen. Sein Lob, das daraus folgt: "Wir spielen weit über unserem Level."

Dass Personal fehlt, zeigte sich vergangenes Wochenende bei der 56:73-Heimniederlage gegen den Herner TC, als Saarlouis ab dem zweiten Viertel abbaute. Nun wartet Halle mit dem früheren Royals-Trainer René Spandauw. Diese Personalie spielt für Paar "keine Rolle". Er will, dass sich seine Mannschaft, aktuell Tabellendritter, "weiter oben stabilisiert", um gut in die Playoffs zu kommen - und möglichst bis ins Halbfinale der deutschen Meisterschaft. Portia Durrett schwebt noch mehr vor: "Mein Ziel ist es, eine Meisterschaft zu gewinnen." Denn: "Ich hasse es, zu verlieren." Auch so ein Satz, den man draußen lernen kann - auf der Straße oder im Park.

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