1. FCS: Sicherheitschef Becker und Fanprojekt ziehen sich zurück

Saarbrücken · Das Pokalspiel in Wiesbach wirkt beim 1. FC Saarbrücken immer noch nach. Erst der Pokalausschluss vom Verband und nun tritt auch noch der Sicherheitschef Peter Becker wegen dieses Spiels zurück.

Fußball-Regionalligist 1. FC Saarbrücken spielt an diesem Samstag zu Hause gegen Hessen Kassel (14 Uhr). Ein Spitzenspiel für den Tabellenzweiten. Die Relegation ist greifbar, doch von Euphorie ist nur wenig zu spüren. Im Gegenteil. Die Fans diskutieren eher den Rücktritt des Sicherheitsbeauftragten Peter Becker. Am Mittwochabend erklärte er diesen. Nach dem Spiel gegen Kassel sei Schluss. Mit einem "wiederholten Eingreifen in meinen Tätigkeitsbereich", begründete Saarbrückens ehemaliger Polizeichef seinen Rücktritt.

Das kam so: Becker steht als Sicherheitschef auch einem Gremium vor, das sich seit Jahren um die Aussetzung, Aufhebung oder Aussprache von Stadionverboten kümmert. Neben Becker sitzen Vertreter des Fanprojektes "Innwurf", die FCS-Geschäftsführung, der Fanbeauftragte des Vereins und szenekundige Beamte der Polizei am Tisch. Sie hören Beschuldigte an, sichten Beweise und treffen Entscheidungen. "Einige davon hat der Verein im Nachhinein revidiert. Ohne mit dem Gremium oder dem Sicherheitsbeauftragten zu reden", teilte das Fanprojekt am Mittwoch mit. So sei keine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich. Daher kündigte auch das Projekt an, sich aus dem Gremium zurückzuziehen. Die Polizei ist schon seit mehreren Wochen nicht mehr dabei. Dies sei "Teil einer neuen Ausrichtung unserer Arbeit im Saarland", erklärt Frank Mink vom Landespolizeipräsidium.

Der Fall, der das Fass zumindest bei Fanprojekt und Becker zum Überlaufen brachte, hat mit der 1:2-Niederlage des FCS im Pokal in Wiesbach zu tun. Nach der Partie am 10. März griffen FCS-Anhänger einen Schiedsrichter-Assistenten an, der daraufhin ins Krankenhaus musste. Konsequenz: Der Saarländische Fußballverband (SFV) schloss den FCS vom Pokalwettbewerb der kommenden Saison aus. Dazu soll der Klub 10 000 Euro zahlen. Der Verein legte Berufung gegen das Urteil ein. In zwei Wochen tagt das Verbandsgericht.

Ginge es nach Becker, hätte der FCS dem Gericht einen Schuldigen präsentieren können. So hätten sie anhand von Videoaufnahmen einen FCS-Fan ausfindig gemacht, der den Schiedsrichter in Wiesbach angegangen habe. Dieser Mann sei bereits mit einem Stadionverbot aus alten Tagen "ausgestattet", das zur Bewährung ausgesetzt worden sei. "Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie er den Schiedsrichter anspuckt", sagt Becker. Dies ist eine Körperverletzung. "Deswegen laufen polizeiliche Ermittlungen gegen ihn", weiß Becker.

Am Dienstag tagte das Gremium zu diesem Fall - ohne den Beschuldigten. "Obwohl wir ihn eingeladen haben", sagt Becker. Ohne Anhörung beschloss es, die Bewährung aufzuheben und dem jungen Mann den Stadionzutritt zu verbieten. "Diesen Widerruf habe ich wie üblich unterzeichnet. Der Leiter der Geschäftsstelle hat ihn gegengezeichnet", sagt Becker. Am Mittwoch bekam der Sicherheitsbeauftragte die Nachricht, dass der Verein aus "strategische Gründen die Bewährung nicht widerruft". Eine Überlegung könnte sein, dass der FCS als Unschuldslamm vor dem Verbandsgericht sitzen will.

Das bestreitet der Verein. Seine Version: Zeitgleich zur Entscheidung des Gremiums sei ein Schreiben eingegangen, das "weitere Informationen zum Fall in Wiesbach beinhaltet. Das wollen wir sichten - und erst dann urteilen", erklärt Präsident Hartmut Ostermann auf SZ-Anfrage. Es ginge in keinem Fall darum, "etwas zu vertuschen". Was er vom Rücktritt Beckers, des Fanprojekts und dem Rückzug der Polizei halte? "Vom Fanprojekt weiß ich noch nichts. Mit der Polizei werden wir weiter gut zusammenarbeiten. Und Peter Becker hatte bereits vor vier Wochen angekündigt, jetzt gehen zu wollen." Becker erinnert sich anders: "Damals hatte ich gesagt, ich gehe, wenn Vizepräsident Sebastian Pini sein Amt nicht niederlegt." Was er getan hat (wir berichteten). "Mein jetziger Rücktritt hat mit Pini also nichts zu tun." Mit dem Spiel gegen Kassel übrigens auch nichts.

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"Es gibt nur gewinnen", sagt David Hohs, Torwart des Fußball-Regionialligisten 1. FC Saarbrücken , vor dem Heimspiel gegen Hessen Kassel an diesem Samstag um 14 Uhr im Ludwigsparkstadion. Vier Wochen nach seiner im Spiel in Koblenz erlittenen Schädelfraktur kehre Hohs in die Startelf zurück, sagt FCS-Trainer Fuat Kilic. Beim FCS fehlen werden Abwehrchef Peter Chrappan (fünfte Gelbe Karte), Linksverteidiger Mounir Chaftar (Knieprobleme) sowie Mittelfeldspieler Christian Sauter (Grippe). cor

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