Die Vorfreude steigt von Tag zu Tag

Saarbrücken · Vier Sportlerinnen schickt der Behinderten- und Rehasportverband Saarland zu den Paralympics in Rio de Janeiro: Vanessa Braun, Maike Hausberger sowie die Schwestern Nicole und Claudia Nicoleitzik. Letztgenannte ist mit 26 Jahren die erfahrenste.

 Beim Einkleiden der deutschen Paralympics-Mannschaft hatte Claudia Nicoleitzik Spaß. In Rio nimmt sie zum dritten Mal an Paralympischen Spielen teil. Foto: ruppenthal

Beim Einkleiden der deutschen Paralympics-Mannschaft hatte Claudia Nicoleitzik Spaß. In Rio nimmt sie zum dritten Mal an Paralympischen Spielen teil. Foto: ruppenthal

Foto: ruppenthal

"Ich möchte gerne ziemlich weit vorne mit dabei sein", sagt Claudia Nicoleitzik fast schon bescheiden. Dabei ist sie die große Medaillenhoffnung des Behinderten- und Rehasportverbands Saarland (BRS) bei den Paralympics in Rio de Janeiro (7. bis 18. September). Im Quartett der Saar-Sportlerinnen, auch Vanessa Braun, Maike Hausberger und Schwester Nicole Nicoleitzik, sind in Brasilien dabei, ist sie mit 26 Jahren die erfahrenste. Die Spiele in Rio sind ihre dritten Paralympics nach Peking (2008) und London (2012).

Die durch eine Ataxie (Bewegungsstörung) beeinträchtigte Leichtathletin des TV Püttlingen geht in der Klasse T36 über 100 Meter, 200 Meter und in der 4x100-Meter-Staffel an den Start. Wie man bei großen Wettkämpfen unter den besten Drei landet, weiß sie. In Peking holte Claudia Nicoleitzik jeweils Silber über 100 und 200 Meter, in London jeweils Bronze. Ihren wichtigsten Erfolg holte sie aber 2013 in Lyon, als sie Weltmeisterin über die 100 Meter wurde.

Und auch jetzt ist Claudia Nicoleitzik in Form. Bei der Europameisterschaft im Juni im italienischen Grossetto landete sie zwar nur auf Rang acht. Allerdings wurde ihre mit einer anderen, weniger beeinträchtigen Startklasse zusammengelegt. "Ich hatte leider keine guten Chancen mitzuhalten. Aber das wichtigste sind für mich die Paralympics . Und dort wird es anders laufen", ist sich die Leichtathletin sicher. "Wenn es gut läuft, können wir auf eine Medaille hoffen", weiß ihre Trainerin Evi Raubuch: "Allerdings kann man im Behindertensport nie Prognosen treffen wie bei Nichtbehinderten. Es kommt je nach Art der Beeinträchtigung viel auf die Tagesform an."

Aus ihren Erfolgen schöpft Nicoleitzik die Motivation für das alltägliche Training und die harte Vorbereitungszeit: "Wenn man auf dem Treppchen steht, weiß man, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat", sagt sie und strahlt. Prinzipiell macht ihr das Training Spaß, nur "wenn es in den Ausdauerbereich geht - das mag ich nicht so", gibt sie zu. Für die intensive Paralympics-Vorbereitung ist die Püttlingerin freigestellt. Ansonsten arbeitet sie bei der Reha GmbH in Saarbrücken .

Die Vorfreude auf die Spiele in Rio steigert sich von Tag zu Tag. Der August war schon proppevoll mit Terminen: Nach einem zehntätigen Trainingslager ging es zur Einkleidung der Athleten, anschließend standen wenige Tage zu Hause auf dem Programm, bevor es wieder in ein einwöchiges Trainingslager ging. "Das war ziemlich anstrengend. Aber das Einkleiden macht Spaß - darauf hatte ich mich gefreut. Dieses Mal gab es mehr Kleider wie vor London und Peking", berichtet Nicoleitzik, deren Vorfreude sich nicht nur auf die Wettkämpfe gründet: "Ich freue mich auch darauf, die anderen Athleten im paralympischen Dorf wiederzusehen. Und besonders auf die Eröffnungs- und Abschlussfeier. Allerdings kann ich an der Eröffnungsfeier leider nicht teilnehmen. Am Tag danach habe ich den ersten Wettkampf", erklärt sie.

"Schwimmen war nichts für mich"

Den Weg auf die Laufbahn fand sie als Schülerin der Förderschule für Körperbehinderte in Püttlingen. "Dort haben die Sportlehrer erkannt, dass ich gut beim Laufen und im Weitsprung bin und haben mich zu Wettkämpfen mitgenommen", erinnert sich die 26-Jährige. Mittlerweile ist der Sport ihre große Leidenschaft. Das war nicht immer so. "Ich musste eine Sportart finden, damit meine Behinderung nicht so schnell fortschreitet", erklärt sie: "Ich hatte es auch schon mal mit Schwimmen versucht, aber das war nichts für mich. Mit der Leichtathletik hat es gleich gepasst - und das war für mich absolut das Richtige."

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