Der beste Springer des Jahres

Saarbrücken · Florian Gaul war 2016 nicht bei Olympia – aber so gut wie nie. In diesem Jahr will der Stabhochspringer zur Leichtathletik-WM. Beim Neujahrsspringen am Samstag in Merzig startet er in die neue Saison.

Florian Gaul ist Stabhochspringer . In seinem Sport ist Timing alles. Aber genau das fehlte dem 25-Jährigen vor den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Gaul schaffte im Juli mit 5,77 Metern die Norm für das Weltereignis in Brasilien - zu spät, um nominiert zu werden. Ähnlich war es Ende Juni gewesen, vor der Leichtathletik-Europameisterschaft in Amsterdam.

Wenn Gaul am kommenden Samstag ab 17 Uhr beim Neujahrsspringen im ausverkauften Zeltpalast in Merzig antritt, dann ist das zwar nicht vergessen, aber mehr Anekdote als Ärgernis. "Es ist sehr schade, dass es mit Olympia nicht geklappt hat. Aber ich hatte mir im Vorfeld keine großen Hoffnungen gemacht. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Saison 2016", blickt Gaul zurück.

"Sehr zufrieden mit 2016"

Gaul hat einen riesigen Sprung gemacht - anders kann man das nicht sagen. Diese 5,77 Meter, die er bei einem Meeting in Rottach-Egern übersprang, bedeuteten für ihn eine neue Bestleistung. Mehr noch: Plötzlich war er der beste Stabhochspringer des Landes. In der Bestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) hielt er sich bis zum Jahresende auf Platz eins. "Es ist ein schöner Erfolg, sich bester deutscher Stabhochspringer des Jahres nennen zu können", sagt Gaul. Aber er weiß, dass seine Konkurrenten nicht alle ihr bestes Jahr hinter sich haben. Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken landete mit 5,70 Metern in der Bestenliste auf Platz vier. 2015 hatte der frühere Weltmeister das Tableau noch deutlich angeführt - mit 5,94 Metern.

Immerhin: Bei den Olympischen Spielen ging Deutschland mit Holzdeppe, Karsten Dilla und dem deutschen Meister Tobias Scherbarth, beide Bayer Leverkusen , an den Start. Blickt man nur auf die Bestleistung, so liegt Gaul bereits vor Dilla und Scherbarth, der ebenfalls nach Merzig kommen wird. Gaul meint: "Ich habe auf jeden Fall aufgeschlossen." Das sieht auch Jörn Elberding so. Der Bundestrainer sagt über Gaul: "Sein Jahr war äußerst positiv. Ich habe ihn schon länger auf dem Radar. Jetzt hat er einen großen Schritt nach vorne gemacht."

Knapp zwei Jahre ist es her, dass Gaul den ersten größeren Rückschlag erlebte. Er erlitt einen Bandscheibenvorfall. "Mittlerweile ist wieder alles im grünen Bereich", sagt er. Auch deshalb, weil Gaul aus der Verletzung seine Schlüsse gezogen hat: "Es hat seine Zeit gedauert, bis ich die Erfahrung gemacht habe, dass weniger auch mal mehr ist." Das hilft ihm nun weiter. Gauls nächster Meilenstein: Die WM im August in London. Geht es nach Bundestrainer Elberding, könnte Gaul dabei sein: "Das Vermögen hat er, er ist im engeren Kreis." 2018 folgt die EM im Berliner Olympiastadion. Danach sind die nächsten Olympischen Spiele nicht mehr fern - auch für Gaul: "Ich bin noch nicht zu alt für Tokio. Langfristig gesehen ist das ein Ziel."

"Noch nicht zu alt für Tokio"

In Merzig ist Gaul zum zweiten Mal dabei. Das Meeting gefällt ihm. Wegen eines verkürzten Anlaufs seien die ganz großen Höhen nicht zu erwarten. Aber im Saarland könne er gemütlich in die Saison starten. Elberding findet Merzig "perfekt für den Auftakt". Die Atmosphäre unter dem Zeltdach sei etwas ganz Besonderes. Im vergangenen Jahr belegte Gaul hinter Holzdeppe den zweiten Platz. Neben ihnen sind diesmal unter anderem die Polen Piotr Lisek, Vierter der Olympischen Spiele 2016 und WM-Dritter 2015, und Pawel Wojciechowski, Weltmeister 2011, dabei.

Ein anderer fehlt: Weltrekordhalter Renaud Lavillenie aus Frankreich musste verletzungsbedingt absagen (wir berichteten). "Es ist schade, dass er nicht dabei sein wird", sagt Gaul. "Ich hätte mich gefreut, ihm zuzuschauen. Er springt in einer eigenen Klasse. Vielleicht hätte ich ihn ein wenig ärgern können." Aber vielleicht gelingt ihm das ein anderes Mal. Alles eine Frage des Timings.

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