Kampf gegen die Existenzängste

Saarbrücken · Im Sommer 2014 kam er zum 1. FC Saarbrücken, aber er hat noch keine Minute gespielt: Hassan Amin nimmt nach einer langwierigen Rückenverletzung und vielen Problemen und Zweifeln seine Rückkehr auf den Platz ins Visier.

 Auf dem Fahrrad kann Hassan Amin sitzen und an der Grundfitness arbeiten. Foto: Schlichter

Auf dem Fahrrad kann Hassan Amin sitzen und an der Grundfitness arbeiten. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Seit Montag befindet sich Fußball-Regionalligist 1. FC Saarbrücken im Trainingslager im türkischen Belek. Und Hassan Amin muss mal wieder passen. Der 23-jährige Deutsch-Afghane ist seit Ende Juli außer Gefecht gesetzt. "Ich bin hierher gekommen, weil ich spielen wollte. Ich hatte gute Gespräche mit Trainer Fuat Kilic und mir einiges vorgenommen", blickt Amin zurück auf seinen Wechsel von Eintracht Frankfurt zum FCS im vergangenen Sommer.

Die Vorbereitung verlief gut - bis zu einem Testspiel gegen den FSV Frankfurt . Danach ging nichts mehr. Schmerzen im Rückenbereich machten Training und Spiele unmöglich. Physiotherapeuten und Ärzte taten ihr Möglichstes. Massagen, Strom, Spritzentherapien - nichts brachte die erhoffte Linderung. "Schließlich hat man eine Entzündung einer Sehne im Gesäßbereich festgestellt", sagt Amin.

Was undramatisch klingt, ist jedoch langwierig. Im Oktober schien alles überstanden. "Ich war schon wieder beim Mannschaftstraining, aber dann waren diese Schmerzen wieder da", erzählt Amin, "erst dachte ich, ich bilde es mir nur ein. Manchmal spielt einem der Kopf ja nach so einer Verletzungszeit Streiche. Aber leider war es nicht so." Wieder ein Rückschlag. Familie und Freunde mussten viel Aufbauarbeit leisten. "Es ist wichtig, Leute um sich zu haben, die einen lieben", sagt Amin und dankt dabei nicht nur seinen Angehörigen, "auch mein Trainer und Milan Sasic haben mir immer wieder Mut zugesprochen. Denn natürlich macht man sich Gedanken, ob man das nochmal schafft."

Zukunfts-, ja Existenzängste sind gerade bei jungen Sportlern mit langwierigen Verletzungshistorien ein ernst zu nehmendes Problem. "Dieser Druck, auch durch die Medien, ist immens. Und die wenigsten Sportler haben gelernt, damit umzugehen", sagt Patrick Ries. Der Mann aus Ludweiler, früher selbst Wettkampfsportler und Sportfunktionär, hat sich auf die psychologische Beratung von Unternehmen und auch Athleten spezialisiert. "Probleme im Kopf führen oft zu Problemen im Körper", sagt Ries: "In der psychologischen Betreuung hat der Fußball Nachholbedarf, gerade gegenüber olympischen Sportarten. Diese Unterstützung wird künftig sicher mehr Raum einnehmen."

Für Hassan Amin scheint es inzwischen wieder Licht am Ende des Tunnels zu geben. Zwar kam das Trainingslager noch zu früh, "aber ich habe diese Saison noch nicht abgehakt", sagt der gebürtige Darmstädter, "diese Woche stehen die ersten Laufeinheiten auf dem Programm. Dann sehen wir, wie der Körper reagiert. Wenn ich dann schmerzfrei bin, ist alles möglich."

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