Saar-Fußball-Verband am Pranger

Saarbrücken · Der Saarländische Fußball-Verband hat mit der Ansetzung des Saarlandpokalfinals der A-Jugend am 5. Mai für massive Kritik gesorgt. Jetzt will sich Verbands-Chef Franz Josef Schumann darum kümmern.

 Die U 19 des 1. FC Saarbrücken hofft auch in der kommenden Saison Erfolgserlebnisse in der Bundesliga feiern zu können. Foto: Schlichter

Die U 19 des 1. FC Saarbrücken hofft auch in der kommenden Saison Erfolgserlebnisse in der Bundesliga feiern zu können. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

"Ich dachte immer, der Saarländische Fußball-Verband sei der Vertreter der Interessen seiner Vereine und des Sports", sagte Thorsten Klein , Organisator des internationalen A-Jugendturniers des SV Aschbach: "Mittlerweile muss ich daran echt zweifeln." Klein, im Übrigen auch Sprecher der saarländischen Landesregierung, steht mit seiner Meinung längst nicht allein da.

Jüngstes Beispiel für offenbar "grob sportwidriges Verhalten" des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV) ist die Ansetzung des Saarlandpokal-Endspiels der A-Jugend. Der Verbandsjugendausschuss hatte die Partie der JFG Schaumberg-Prims gegen den 1. FC Saarbrücken auf 5. Mai terminiert, obwohl der FCS bereits im Januar darauf hingewiesen hatte, dass nur zwei Tage später der letzte Spieltag der U 19-Bundesliga stattfindet und dieser nicht verlegt werden kann (wir berichteten). Der FCS, der die Terminierung fassungslos zur Kenntnis genommen hat, kämpft um den Ligaverbleib.

Der Präsident des SFV, Franz Josef Schumann, hielt sich gestern auf SZ-Anfrage mit einer Bewertung des Vorfalls zurück. "Erst muss ich mit den zuständigen Mitarbeitern sprechen. Ich bin mit der Angelegenheit alles andere als glücklich. Ich muss gestehen, dass wir uns im Verbandsvorstand mit der Thematik noch nicht beschäftigt haben." Das wollte man in der Sitzung gestern Abend nachholen. Sie war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet. Grundsätzlich sei ein fester Termin für das Pokalendspiel der A-Junioren (Vatertag ) begrüßenswert. "Der Jugendausschuss wollte daraus ein besonderes Ereignis machen und ist ja damit auch auf einem guten Weg", sagte Schumann.

Die Terminierung widerspricht einer Empfehlung des Deutschen Fußball-Bundes, wonach Jugendspieler nicht innerhalb von 48 Stunden an zwei Spielen teilnehmen sollen. Und sie steht kontrovers zur SFV-Jugendsatzung. Darin steht im Paragraf 13, Absatz 3: "Die B-Junioren spielen grundsätzlich Sonntagvormittag, alle anderen Mannschaften Samstag." Warum der Verband trotzdem diesen Termin gewählt hat und trotz erklärter terminlicher Flexibilität von Hauptsponsor IKK und Ausrichter 1. FC Riegelsberg am 5. Mai festhält, konnte Schumann gestern nicht beantworten: "Da wurden mir bislang gegenläufige Informationen gegeben."

Die Rolle von Rainer Bommer sieht Schumann unproblematisch. Bommer, der Vorsitzende des Verbandsjugendausschusses, ist Mitglied beim SV Überroth, der zu den Stammvereinen von Endspiel-Teilnehmer JFG Schaumberg-Prims gehört, der heute mit dem Hermann-Neuberger-Preis für gute Jugendarbeit ausgezeichnet wird. "Jeder Mitarbeiter des Verbands hat einen Heimatverein", spielte Schumann das kleine "Geschmäckle" herunter.

Einen faden Beigeschmack hat Klein, Organisator des Aschbacher A-Jugendturniers. Die Veranstaltung soll in diesem Jahr zum 39. Mal stattfinden. Seit 1978 haben daran mehr als 50 Clubs aus 25 Nationen teilgenommen. "Jetzt steht unser Turnier vor dem Aus und auch der Verein, da wir auf die Einnahmen angewiesen sind", sagt Klein. Der SFV habe das Pfingstwochenende für einen normalen Spieltag von Jugend und Aktiven genutzt: "Durch die Ansetzung von Pflichtspielen ist vielen Vereinen die Teilnahme unmöglich." Auch er habe das Gespräch mit dem SFV gesucht und um eine einvernehmliche Lösung gebeten: "Dabei gab es im vergangenen Jahr die Zusage eines Verbandsvertreters, man wolle Pfingsten zumindest für die U 19 spielfrei halten." Daran gehalten habe man sich nicht.

Meinung:

Endspiel muss verlegt werden

Von SZ-Redakteur Michael Kipp

Unter Hermann Neuberger hätte es das nicht gegeben. Nein, der ehemalige DFB-Präsident (1975 bis zu seinem Tod 1992) war zeitlebens ein großer Anhänger des 1. FC Saarbrücken . Solch eine Farce um die Ansetzung zweier Spiele des FCS hätte ihn zum Toben gebracht. "Verlegen - und zwar sofort", hätte er befohlen. Im Saarland hätten sie ihm vorgehalten, dass er nur den FCS fördere, doch das war ihm egal. Sowieso: Die Zeiten sind vorbei.

In den unseren Zeiten fühlt sich der FCS vom Verband schlecht behandelt. Innerhalb von 48 Stunden in zwei Spielen gleichstarke Leistungen auf den Rasen bringen? Nicht machbar. Das Pokal-Endspiel müsse verlegt werden. Recht hat der FCS. Das wird auch der Endspiel-Gegner JFG Schaumberg Prims verstehen. Schließlich ist er Hermann-Neuberger-Preisträger.

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