Der nimmermüde Altmeister

Saarbrücken · Auch mit 40 Jahren mischt Vladimir Samsonov noch in der Tischtennis-Weltspitze mit. Nachdem er bei Olympia sein bestes Resultat erzielte, zählt er auch beim World Cup in Saarbrücken zu den Favoriten.

 Fast schon staatsmännisch mit Beinahe-Angela-Merkel-Haltung empfängt Vladimir Samsonov die SZ zum Interview-Termin in einem Saarbrücker Hotel. Foto: Schlichter

Fast schon staatsmännisch mit Beinahe-Angela-Merkel-Haltung empfängt Vladimir Samsonov die SZ zum Interview-Termin in einem Saarbrücker Hotel. Foto: Schlichter

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Mehr als sein halbes Leben ist er Tischtennis-Profi, hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Aber nur fast: Neben einem WM-Titel fehlt noch eine olympische Medaille. Dabei war Vladimir Samsonov diesem "Traum", wie er selbst sagt, in diesem Jahr in Rio de Janeiro so nah wie nie. Bei seinen sechsten Spielen zog der 40-Jährige ins Halbfinale ein - und musste sich am Ende doch mit Rang vier begnügen.

Traum bleibt noch unerfüllt

"Einerseits war ich natürlich traurig, dass ich es nicht geschafft habe. Aber andererseits habe ich meine besten Olympischen Spiele gespielt und bin im Nachhinein auch mit dem Resultat zufrieden", erzählt der ehemalige Weltranglistenerste beim Gespräch mit der SZ in einem Saarbrücker Hotel. Zudem war er durch eine Rippenverletzung leicht eingeschränkt und konnte die Vorhand nicht so druckvoll spielen wie gewohnt. Die Verletzung hatte er sich im Spiel zuvor zugezogen, dem Spiel, das er wohl lange in Erinnerung behalten wird: "Die Partie gegen Dimitrij Ovtcharov bleibt auf jeden Fall hängen. Es war ein sehr komisches Spiel gegen einen Freund, den ich sehr gut kenne", beschreibt Samsonov das Duell mit seinem Teamkollegen bei Fakel Orenburg: "Ich musste mir, nachdem ich ausgerutscht war, einige Pausen nehmen. Nach dem Matchball haben sich so viele Emotionen vermischt."

Möglicherweise kommt es an diesem Wochenende zur Revanche zwischen den beiden Freunden. Beide sind in der Saarlandhalle beim World Cup, nach Olympia und WM das drittwichtigste Turnier im Tischtennis , am Start - und beiden ist eine vordere Platzierung zuzutrauen. Als gesetzte Spieler greifen sie erst am Sonntag ins Geschehen ein - genau wie die zwei topgesetzten Chinesen Fan Zhendong und Xu Xin.

"Fan Zhendong ist der Topfavorit. Er war nicht bei Olympia, ist frisch und hat die China Open gewonnen. Auch Dimitrij ist in guter Form und kann zu Hause in Deutschland um den Sieg mitspielen", meint der erfahrene Rechtshänder, der selbst lange für Borussia Düsseldorf spielte und noch immer viele Fans in Deutschland hat. Für sich selbst sieht der dreimalige World-Cup-Gewinner das Halbfinale als realistisches Ziel an, schränkt aber ein: "Es kommt auf die Auslosung an."

Trotz wenig Schlaf - sein Flug von Minsk nach Frankfurt ging am frühen Morgen - macht er einen lockeren Eindruck und lacht viel. Auch auf die Frage, wem er im Achtelfinale am Sonntag möglichst aus dem Weg gehen möchte. "Da gibt es zu viele. Jeder, der die Gruppenphase übersteht, ist stark genug, um mich zu schlagen", sagt Samsonov bescheiden. Er freue sich auf jeden Fall auf das Turnier, denn "in Deutschland macht es viel Spaß zu spielen. Ich denke, es werden viele Zuschauer kommen. Die Atmosphäre wird gut sein."

"Ich liebe Tischtennis "

Egal, wie er in Saarbrücken abschneiden wird, er wird auch in Zukunft weiter munter in der Weltspitze mitmischen. Auch in dieser Saison hat er noch viel vor. "In ein paar Wochen steht die EM an, da wäre eine Medaille super. Im Dezember ist dann das World Tour Finale. Und für den Verein möchte ich immer möglichst gut spielen", erzählt Samsonov, der mit Düsseldorf, Vilette Charleroi und Orenburg elf Mal die Champions League beziehungsweise den Europapokal gewonnen hat.

Wie lange er dem Sport erhalten bleibt, weiß er selbst noch nicht. "Ich liebe Tischtennis . Und solange ich noch gut spiele, will ich weitermachen. Einen konkreten Plan gibt es aber nicht", sagt er mit einem Schmunzeln. Vielleicht erfüllt er sich in Tokio 2020 seinen großen Traum ja doch noch.

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