„Mein Traum ist, dass die Bude voll ist“

Saarbrücken · Saarbrücken. Fuat Kilic, der Trainer des 1. FC Saarbrücken, kann mit dem FCS den Wiederaufstieg schaffen. SZ-Mitarbeiter Patric Cordier hat vor dem ersten Spiel heute gegen die Würzburger Kickers (19 Uhr, Ludwigspark) mit Kilic über die Entwicklung der Mannschaft und das Aufstiegsduell gesprochen.

 Mit Vollgas an der Seitenlinie: Fuat Kilic, der Trainer des 1. FC Saarbrücken. Foto: Andreas Schlichter

Mit Vollgas an der Seitenlinie: Fuat Kilic, der Trainer des 1. FC Saarbrücken. Foto: Andreas Schlichter

Foto: Andreas Schlichter

Herr Kilic, Sie stehen kurz vor dem Ziel eines Weges, der vor rund 15 Monaten begann, als Sie Cheftrainer beim 1. FC Saarbrücken wurden. Wobei der erste Schritt einer zurück war - nämlich der Abstieg.

Fuat Kilic: Es hat mich stolz gemacht, dass der Verein an mich geglaubt hat und gesagt hat: Der Junge kann es schaffen. Leider haben wir unsere Möglichkeiten nicht genutzt. Es waren harte Monate mit schlaflosen Nächten. Wir haben unermüdlich gearbeitet, trotzdem das Ziel nicht erreicht. Das hinterlässt Spuren. Aber es haben zu viele Punkte nicht gepasst. Keiner kann sich vom Abstieg frei sprechen. Aber ich habe Spieler vorgefunden, die schon auf gepackten Koffern saßen und mit Saarbrücken bereits abgeschlossen hatten. Es hat vorne und hinten nicht gepasst.

Im Sommer kam ein Neuaufbau. Innerhalb eines Zwei-Jahres-Planes sollte der Wiederaufstieg angegangen werden. Wie haben Sie die Kaderzusammenstellung vorangetrieben?

Kilic: Es war schwer für mich, diesen Abstieg zu verarbeiten und im Umfeld die Überzeugung zu schaffen, dass man in der Lage ist, ein neues Team aufzubauen. Es ist gelungen, viele von den Spielern dazuzubekommen, die ich haben wollte. Wir wollten keine Spieler, die nur eine Saison bleiben. Man hat ja eine Vorstellung, wie man spielen möchte. Das Gerüst sollte zu Beginn stehen.

Später haben Sie mit Sven Sökler, Alexandre Mendy und Dominik Rohracker aufgerüstet.

Kilic: Ich habe gemerkt, dass ein kreatives Bindeglied fehlt. Söki war prädestiniert dafür. Mittlerweile macht er weite Wege und ist nicht nur darauf aus, den Ball anzunehmen und weiterzuleiten. Ich wünsche mir für ihn, dass er sich in der Relegation noch mehr belohnt und entscheidende Tore macht. Bei Mendy habe ich keine Sekunde gezögert, als ich hörte, dass er auf dem Markt ist. Wie der die rechte Seite bearbeitet - mein lieber Gott. Mit Rohracker konnten wir im Winter strategisch den Konkurrenzkampf weiter anheizen.

In der Vorrunde konnte die Mannschaft die bis dahin eher niedrigen Erwartungen mehr als erfüllen, hat sich entwickelt. Die Euphorie wurde größer - damit auch die Ansprüche von außen?

Kilic: Bei der Autogrammstunde vor der Saison waren viele Menschen gekommen, die uns das Gefühl gegeben haben, das man gemeinsam die Situation korrigieren möchte. Das war groß. Die Mannschaft hat von Beginn an viel angenommen. Ich hatte das Gefühl, dass Fans und Mannschaft wieder komplett eins geworden sind.

Auf der Mitgliederversammlung begann dann im Dezember die sogenannte "Pinigate"-Affäre, es folgten Proteste gegen das Präsidium, die bis heute andauern. Die Ostkurve verweigert in den ersten 19:03 Minuten die Unterstützung. Wie sehen Sie das, wie die Mannschaft?

Kilic: Die Mannschaft war überrascht, was da abgegangen ist. Dadurch haben wir uns aber nicht von unserem Weg abbringen lassen und uns auf unsere Aufgabe konzentriert. Diese 19:03 Minuten haben die Mannschaft am meisten getroffen.

Was erwarten Sie von den Fans in den beiden Aufstiegsspielen?

Kilic: Dass man von Anfang an Gas gibt. Es geht um die 3. Liga. Es geht um den Aufstieg. Wer den FCS im Herzen trägt, wird seine Unterstützung nicht verweigern. Für alles andere gibt es eine Mitgliederversammlung, bei der man sich über alle Themen unterhalten kann.

Fans und die Spieler sprechen vom 4:2 in Pirmasens als einem Schlüsselspiel für die Saison, als ein 1:2-Rückstand gedreht wurde. Sehen Sie das auch so?

Kilic: Die Niederlage gegen Trier kam zur richtigen Zeit. Wir hatten Probleme gegen Mannschaften, die einfach dazwischenhauen. Da bringt es nichts, wenn der Trainer das immer wieder anspricht. Die Eigenerfahrung ist das Beste, was es gibt. Es war gut, dass Trier uns weggehauen hat, weil die Jungs gesehen haben, dass es in dieser Liga nur spielerisch nicht geht. Trier hat gezeigt, was mit Herzblut möglich ist. Danach haben wir über Kampf und Leidenschaft unsere spielerische Qualität wieder nach vorne gebracht. In Pirmasens hat sich bestätigt, dass die Mannschaft immer an sich glaubt.

Mit den Würzburger Kickers kommt eine Mannschaft in den Park, der auch der Ruf vorauseilt, dazwischenzuhauen.

Kilic: Ich habe in den Wochen und Monaten gesehen, was meine Mannschaft leisten kann, wenn sie sich an den Spielplan hält. Jetzt kann sie beweisen, was sie gelernt hat. Wir wissen, wie Würzburg auftritt. Wir werden an die Grenzen gehen und uns nicht verstecken. Wer sich in solchen Spielen den Schneid abkaufen lässt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Es stehen die zwei Spiele des Jahres bevor. Kann man, darf man, muss man als Trainer im Vorfeld 24 Stunden am Tag daran denken, oder muss es auch Momente des Abschaltens geben?

Kilic: Natürlich versucht man, Nischen zu finden, die nichts mit Fußball zu tun haben. Für mich ist es, wenn ich Sport mache oder mich ins Kino verdrücke. Ich habe mich derzeit abgeschottet, weil diese Spiele auch für mich wichtig sind, um allen Zweiflern zu zeigen, was wir in der Lage sind, zu leisten. In den letzten Tagen dreht sich alles um die Würzburger Kickers und die eigene Mannschaft. Man will sicher sein, dass man nichts vergisst, der Mannschaft alles mit auf den Weg gegeben hat. Aber man darf die Jungs auch nicht zu sehr vollpacken. Sie müssen Spaß haben und den Moment genießen.

Was wird diese beiden Spiele letztendlich entscheiden?

Kilic: Mein Traum ist, dass die Bude voll ist und alle nur für den FCS da sind. Entscheidend wird die Effektivität sein. Man muss mehr investieren als der direkte Gegenspieler. Hinzu kommt eine klare Ordnung - und auch Glück.

Zwei Positionen sind noch offen

Stammformation gegen Würzburg steht - Kassen ab 17 Uhr geöffnet


"Wenn es nach mir ginge, könnte es sofort losgehen", sagte Daniel Döringer gestern rund 30 Stunden vor dem ersten Aufstiegsspiel in die 3. Liga gegen die Würzburger Kickers. "Es gibt nichts, was ich anders mache als sonst", meinte der Defensivspezialist zu seiner Vorbereitung, "gut essen, gut schlafen und dann voll fokussiert ins Spiel gehen".

Der Ablauf ist festgelegt. "Die Jungs schlafen alle zuhause bei Mutti", scherzte der gelöst wirkende FCS-Trainer Fuat Kilic. Am Vormittag gibt es noch eine Aktivierungseinheit. Danach geht es ins Hotel. Essen, Mittagsruhe. Letzte Besprechungen. Um 17 Uhr öffnen die Kassen am Ludwigspark, eine halbe Stunde später die Stadiontore. Anstoß ist um 19 Uhr. "Ich werde noch einmal die wichtigsten taktischen Dinge knapp zusammenfassen", sagte Kilic zu seiner Kabinenansprache, "die Jungs werden richtig heiß aus der Kabine kommen".

Große Veränderungen an der Stammformation hat Kilic nicht angekündigt. "Nur zwei Positionen sind noch nicht sicher", sagte er, "da werde ich aus dem Bauch heraus entscheiden." Die Achse mit Torwart David Hohs, Innenverteidiger Peter Chrappan, Döringer, Spielmacher Sven Sökler und Stürmer Matthew Taylor steht. Für Mittelfeldspieler Lukas Kiefer wird es nach seiner Fußverletzung noch nicht reichen.

Der FCS rechnet mit mehr als 12 000 Zuschauern, bis zu 1000 davon kommen aus Würzburg. Das Rückspiel in der flyeralarm-Arena am kommenden Sonntag ist seit gestern bereits ausverkauft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort