Griff nach dem vierten Gold
Saarbrücken · Die TG Saar turnt an diesem Samstag in Karlsruhe gegen die KTV Straubenhardt um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft und ist Außenseiter. Eine Rolle, die den Saarländern liegt, wie die bisherigen Erfolge zeigten.
Als die Bundesliga-Turner der TG Saar 1981 in Völklingen den ersten von drei Meistertiteln holten, ging die KTV Straubenhardt in der Gau-Liga an die Geräte. 34 Jahre später kämpfen die Saarländer gegen das badische Star-Ensemble ums vierte Mannschaftsgold. Im großen Finale der Deutschen Turnliga (DTL) sind die Jungs von Trainer Viktor Schweizer an diesem Samstag ab 17.30 Uhr in der Karlsruher Messehalle 2 allerdings leichte Außenseiter.
Eine Rolle, die der TG Saar meist lag. Rückblick: Benno Groß, Albert Haschar, Ferdi Greulich, Alfred Lefebre, Uwe Kammer, Hans Alger, Bernd Juchems, Christian Hahn, Jürgen Weber , Dirk Prinz, Klaus Hoffmann und Willi Moy hießen die Helden, die 1981 und 1982 Titel-Favorit FC Bayern herausforderten und beide Male als Sieger von den Geräten gingen.
Als Vizemeister der Bundesliga-Staffel Nord hatte sich die TG Saar 1981 für das Finale qualifiziert und war vom Deutschen Turnerbund mit der Ausrichtung beauftragt worden. "Damals haben vier Vereine um den Titel geturnt. Wir waren nicht der Favorit, aber haben es dank Teamgeist und unserer Fans geschafft", erinnert sich Ex-Trainer Paul Rupp an den ersten Triumph vor 3000 Zuschauern. Mit 226:224 Punkten setzte sich die TG Saar gegen die Bayern beim "Heimspiel" durch.
Ein Jahr später verteidigte sie in München den Titel. "Diesmal war es noch knapper", erinnert sich Benno Groß. "Die Bayern haben immer geführt. Erst die letzte Boden-Kür von Albert Haschar hat uns auswärts den Sieg gebracht", blickt der Olympiateilnehmer von Los Angeles gerne zurück. Kurios: Das Gros der Final-Zuschauer kam aus dem Saarland, von wo aus fünf Busse Kurs auf die Rudi-Sedlmayer-Halle nahmen. Die weiteste Anreise hatten aber die Skifahrer der TG-Saar-Gründervereine TV Griesborn und TV Lebach . Nach einem Urlaub in den französischen Alpen machte der Bus auf der Heimreise einen Abstecher in München. Herbert Schmidt war dabei. "500 Kilometer Umweg, die sich gelohnt haben", erzählt der TG-Gründungsvorsitzende.
Auf ihre Fans konnte sich die TG Saar immer verlassen, auch in schweren Zeiten. Als neue Clubs mit optimal geförderten Ostturnern zur Bundesliga stießen, hatten die Saarländer keine Chance mehr und stiegen 1990 ab. Mit der Verpflichtung von Olympiasieger Sergej Charkov ging es wieder aufwärts und 1997 zurück ins Oberhaus.
Ab 2007 begann eine neue Ära. Trainiert von Viktor Schweizer und angeführt von Leitwolf Eugen Spiridonov zogen die Saarländer sieben Mal ins DTL-Endturnier ein, wurden zwei Mal Vizemeister und 2012 in Berlin zum dritten Mal deutscher Meister - nach dem 37:30-Sieg gegen Straubenhardt. "Im hohen Turn-Alter wurde mein Kindheitstraum wahr", jubelt Thorsten Michels, der im März 2012 von Rupp den Vorsitz bei der TG übernahm.
Nach Karlsruhe werden an diesem Samstag zwei Fan-Busse reisen. Auch Karl Steinmetz ist an Bord. Als einer der wenigen Zeitzeugen erlebte der Bouser alle drei Titelgewinne live mit. Wird er auch diesmal jubeln? "Wir sind wieder Außenseiter. Der Wettkampf wird eng", glaubt der 70-Jährige.
Die Fans hoffen vor allem auf Oleg Wernjajew, dessen Verpflichtung vor zwei Jahren sich als Sensations-Coup entpuppte. Ob der Mehrkampf-Europameister der TG Saar zum vierten Meistertitel verhelfen kann, wird sich am Samstag in Karlsruhe zeigen. Ob er auch kommende Saison für die TG Saar turnt, ist heute auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz Thema. Vieles spricht dafür so kurz vor dem Griff nach dem vierten Gold .Vor drei Jahren bejubelten die Turner der TG Saar zuletzt den Gewinn der deutschen Mannschaftsmeisterschaft. An diesem Samstag haben sie im Finale wieder gute Chancen. Foto: Steinmetz
