Kuriose Fehlentscheidung des Schiedsrichters beim Saarderby FCS gegen Homburg

Saarbrücken · Einer, der nicht gefoult hat, bekommt Rot. Ein anderer, der auch nicht gefoult hat, steht im Spielbericht als derjenige, der Rot bekommen hat. Schiedsrichter Michael Kempter sorgte beim Saarderby für Verwirrung.

 Die Szene des Derbys: Schiedsrichter Michael Kempter zeigt Marco Meyerhofer die Rote Karte, obwohl der Saarbrücker an der Aktion um den Homburger Marc Gallego nicht beteiligt war. Foto: Wieck

Die Szene des Derbys: Schiedsrichter Michael Kempter zeigt Marco Meyerhofer die Rote Karte, obwohl der Saarbrücker an der Aktion um den Homburger Marc Gallego nicht beteiligt war. Foto: Wieck

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Der 1:0 (1:0)-Erfolg des 1. FC Saarbrücken in der Regionalliga-Partie gegen den FC Homburg am Dienstagabend hatte so ziemlich alles, was ein echtes Derby so braucht. Da gab es faire Verlierer. "Wir brauchen nicht darüber zu reden, dass das ein verdienter Sieg für Saarbrücken war. Wie sich die Abwehr beim Gegentor verhalten hat, das war dilettantisch. Und wir waren in der zweiten Halbzeit grottenschlecht", ließ FCH-Trainer Jens Kiefer keinen Zweifel an seiner Enttäuschung über den Auftritt seiner Mannschaft.

Es gab auch zurecht stolze Gewinner. "Einfach nur geil. Es war ein verrücktes Spiel, aber wir haben uns das verdient", sagte Dennis Wegner, der Schütze des Siegtores in der 23. Minute. Und es gab Schiedsrichter Michael Kempter , der eine Minute nach dem Führungstreffer der Saarbrücker ein Foul am Homburger Marc Gallego gesehen haben wollte. "Gallego hat das gut gemacht, aber er tritt sich selbst in die Hacke", schilderte FCS-Abwehrchef Peter Chrappan seine Sicht der Dinge - er war am dichtesten dran an der Situation. Vielleicht hat Chrappan Gallego sogar leicht berührt. Das ließ sich auch nach Studie der Fernsehbilder nicht endgültig auflösen. Doch nach minutenlangen Diskussionen mit Linienrichtern, Trainern und Spielern zeigt Ex-Fifa-Schiedsrichter Kempter Marco Meyerhöfer die Rote Karte. Dass Kempter nach der Partie noch fälschlicherweise Alexander Hahn im Spielbericht als Rotsünder notierte, passte zu seinem indiskutablen Auftritt.

"Es war kein Elfmeter , aber wir sind alle nur Menschen", versuchte FCS-Trainer Fuat Kilic, den Unparteiischen aus der Schusslinie zu nehmen. "Es ist sehr unglücklich, dass er Marco vom Platz stellt, der mit der Situation gar nichts zu tun hatte", fügte Kilic hinzu. Der FCS wartet nun auf Post vom Verband und behält sich rechtliche Schritte gegen eine mögliche, aber auch mit der Begründung "Tatsachenentscheidung" nicht zu rechtfertigende Bestrafung Meyerhöfers vor. Als Giancarlo Pinna mit seinem schwach geschossenen Elfmeter an Torwart David Hohs scheiterte, empfanden die FCS-Anhänger unter den nur 5540 Zuschauern das als ausgleichende Gerechtigkeit. "Sechs Minuten auf die Ausführung eines Elfers warten zu müssen, ist sicher nicht optimal für den Schützen", nahm Kiefer Pinna in Schutz.

Homburg war nur in der ersten Viertelstunde gleichwertig. Danach übernahm der FCS das Kommando, ging verdient in Führung und ließ sich auch durch das Kempter-Theater und die Unterzahl nicht stoppen. "Es war schon Wahnsinn, wie wir gegen den Ball gearbeitet haben", lobte FCS-Kapitän Jan Fießer, "wir haben den Gegner in dessen Hälfte gestellt - in Unterzahl. Daran hat der Trainer die letzten Wochen mit uns gearbeitet".

Die Gäste wussten nichts mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit anzufangen. Anstatt Ball und Gegner laufen zu lassen, versuchten es die Homburger mit langen Bällen, die die FCS-Hintermannschaft kaum vor Probleme stellten. Fast alle FCH-Akteure bewegten sich spielerisch deutlich unterhalb ihrer Normalform. "Da fehlte die Bewegung und wir haben das Pass-Spiel vermissen lassen, das uns vorher so stark gemacht hatte", sagte der Ex-Saarbrücker Nils Fischer.

Dass der FCS mit diesem Sieg an Spitzenreiter Kickers Offenbach und Verfolger SV Elversberg dranbleibt, spielt für Trainer Kilic keine Rolle: "Die Tabelle interessiert uns nicht." Unmittelbar nach dem Spiel sah Kollege Kiefer dagegen den Vormarsch seiner Truppe nach sieben Spielen ohne Niederlage zurecht gestoppt: "Die Saarbrücker haben mit zehn Mann gezeigt, warum sie oben stehen - und warum wir, was weiß ich wo, hintendran stehen."

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