Zwischen Generationswechsel und Reformen

Saarbrücken · Der neue Olympia-Zyklus beginnt, der Verteilungs-Kampf um Fördergelder ist im Gange. Auch im Saarland müssen sich einige Verbände neu aufstellen, Ziele für 2020 definieren. Die SZ beleuchtet ihre Situation.

2017 - wegen der der Spitzensportreform des Bundesinnenministeriums ein Jahr mit enormer Bedeutung für den deutschen Sport. Auch für den Deutschen Badminton-Verband (DBV). Der hat neben der Reform und dem sportlichen Umbruch nach dem Karriere-Ende einiger Leistungsträger eine weitere gravierende Veränderung vor sich. Ab Oktober 2017 wird das Stützpunkt-System reformiert: Alle Einzelspieler müssen an den Stützpunkt Mülheim in Nordrhein-Westfalen, alle Doppel- und Mixedspieler nach Saarbrücken . Zuvor gab es die geschlechtliche Trennung der Stützpunkte - die Frauen in Mülheim, die Männer am OSP im Saarland.

Hoffnungsträger Seidel

"Der Wechsel findet erst im Oktober 2017 statt, weil die Studiensituation von einigen Athleten noch angepasst werden muss. Vor Beginn des Wintersemesters soll alles klar sein", erklärt Martin Kranitz, Sportdirektor des DBV und Stützpunktleiter in Saarbrücken . Bei den Spielern sei die Änderung unterschiedlich angekommen, meint Kranitz. "Das Training ist mit dem neuen Konzept für Trainer besser zu steuern. Außerdem können wir so effektiver arbeiten", sagt er.

Athletensprecher Marc Zwiebler hat dazu eine andere Meinung: "Ich halte die Lösung nicht für gut. Ich kann zwar teilweise die Argumente für zwei Stützpunkte verstehen, aber ich hätte mir einen einzigen gewünscht - egal wo", sagt der Einzel-Spezialist vom 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim und ergänzt: "Wenn man einen Schnitt macht, dann sollte man ihn auch richtig machen."

Ob er selbst nach Mülheim geht, ist noch unklar. Bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio will der 32-Jährige nicht mehr weitermachen. Daher hat er eine Sondergenehmigung und die Option, in Saarbrücken zu bleiben. Vielleicht beendet er seine Karriere aber auch. "Marc muss nicht nach Mülheim. Er kann in Saarbrücken bleiben und wird in das Training hier integriert", sagt Kranitz: "Stand heute ist das die einzige Ausnahme. Allerdings könnte es wegen Studiensituationen zu kurzzeitigen Sondergenehmigungen kommen."

Für Zwieblers designierten Nachfolger als deutsche Nummer eins, Fabian Roth (TV Refrath), führt der Weg zwangsläufig nach Mülheim. Er zählt mit dem Herrendoppel Marvin Seidel (1. BC Bischmisheim ) und Mark Lamsfuß (BC Wipperfeld) zu den Hoffnungsträgern des Verbands in Richtung Olympische Spiele in Tokio. "Auch im Damenbereich haben wir sehr gute, junge Sportlerinnen. Sie sind alle Kandidaten für 2020, 2024 und manche sogar für 2028", sagt Kranitz.

Auf dem Weg zu den nächsten Spielen wird einer einen Rollentausch vollziehen: Johannes Schöttler hat seine Karriere beendet und wird ab dem neuen Jahr Bundestrainer im Herren-Doppel. "Ich habe meine Bachelorarbeit gerade abgegeben und freue mich, jetzt richtig einzusteigen", sagt Schöttler, der seinem Aushängeduo Seidel und Lamsfuß "alles zutraut". "Sie sind noch sehr jung, haben aber schon jetzt ein super Niveau. Ihr Potenzial ist riesig, doch es ist ein langer Weg bis an die Spitze", erklärt der 32-Jährige. In der Stützpunktreform sieht er eine große Chance, vor allem im Mixed- und Damenbereich. "Für die jetzige Generation ist es schwer, weil sie umziehen müssen. Aber ich denke, es ist eine gute Lösung", sagt Schöttler.

Athleten werden Trainer

Er ist nicht der einzige ehemalige Spieler, der mittlerweile als Trainer beim DBV tätig ist, auch Ingo Kindervater und Hannes Käsbauer sind diesen Weg gegangen. "Das Konzept für Trainer zahlt sich nun aus. In der Vergangenheit hatten wir eher ausländische Trainer. Durch das Angebot, schon während der aktiven Karriere den A-Trainerschein zu machen, haben wir ehemalige Leistungsträger an den Verband gebunden", erklärt Kranitz.

Ob der komplette Trainerstab gehalten werden kann, steht allerdings noch nicht fest. Denn wie hoch die finanziellen Mittel im ersten Halbjahr 2017 sind, wird sich erst in den kommenden Wochen klären. Danach geht es für die Verbände in die Strukturgespräche mit dem Deutschen Olympischen Sportbund bezüglich der Leistungssportreform. "Die finden bis Juni 2017 statt, einen genauen Termin gibt es noch nicht", sagt der DBV-Sportdirektor und ergänzt: "Sollten wir die Trainer alle halten können, sind wir personell gut aufgestellt."

Als Kritikpunkt sieht Kranitz die finanzielle Abhängigkeit des Verbandes: "Wir sind sehr unflexibel und haben zu wenig Eigenmittel. Daher sind wir abhängig von Drittmitteln. Wie das geändert werden kann, wird gerade diskutiert. Das ist aber ein langer Prozess."

Zum Thema:

Auf einen Blick Marc Zwiebler ist mit einer klaren Niederlage in das Saisonfinale der Superseries-Turniere in Dubai gestartet. In seinem ersten Gruppenspiel unterlag der dreimalige Olympiateilnehmer gestern dem Chinesen Tian Houwei in nur 34 Minuten mit 15:21, 7:21. Für den Weltranglistensiebten vom BC Bischmisheim war es im dritten Duell mit der aktuellen Nummer sieben die zweite Niederlage. Nächster Gegner des 32-Jährigen ist heute der Vizeeuropameister Jan Ö. Jörgensen aus Dänemark. Als letzter Kontrahent wartet Hu Yun aus Hongkong auf den deutschen Badminton-Rekordmeister . In Dubai ziehen die jeweils beiden besten Spieler der beiden Vierergruppen ins Halbfinale ein. Für den Bischmisheimer Zwiebler ist es die erste Teilnahme an dem mit 943 800 Euro dotierten Finalturnier. sid

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