FCS überrollt Boll und Co.

Saarbrücken · Tischtennis-Bundesligist 1. FC Saarbrücken steht mit mehr als nur einem Bein im Finale um die deutsche Meisterschaft. Der FCS servierte den Titelfavoriten Borussia Düsseldorf im Halbfinal-Hinspiel mit 3:0 ab.

 Während sich der Saarbrücker Bojan Tokic (links) diebisch über seinen Sieg gegen den Düsseldorfer Timo Boll freut, schleicht der Rekord-Europameister enttäuscht zum Schiedsrichter. Foto: Ruppenthal

Während sich der Saarbrücker Bojan Tokic (links) diebisch über seinen Sieg gegen den Düsseldorfer Timo Boll freut, schleicht der Rekord-Europameister enttäuscht zum Schiedsrichter. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Irgendwo zwischen ungläubigem Staunen und ekstatischem Jubel spielten sich die Emotionen ab, denen die Saarbrücker Tischtennis-Fans am späten Samstagabend ihren freien Lauf ließen. Zuvor wurden die etwa 800 Zuschauer in der Joachim-Deckarm-Halle Zeugen einer Tischtennis-Lektion, die ihr 1. FC Saarbrücken dem deutschen Rekordmeister Borussia Düsseldorf erteilte: Mit einer glatten 0:3-Packlung schickten die Saarländer den haushohen Favoriten im Halbfinal-Hinspiel auf die Heimreise. Nun muss die Borussia im Rückspiel am kommenden Sonntag ab 15 Uhr in Düsseldorf ein Tischtennis-Wunder auf die Platte zaubern und noch deutlicher gewinnen, als sie am Samstag beim FCS verloren hat, um sich für das Finale zu qualifizieren.

Tokic: "Einfach nur schön"

"Manche Leute haben vorher gesagt, dass sie ein gutes Gefühl hätten und dass wir gewinnen würden", sagte FCS-Spieler Bojan Tokic: "Ich habe mir dann gedacht: Okay, das ist natürlich Quatsch und die wollen uns nur motivieren. Aber dass wir jetzt doch gewonnen haben - und das auch noch mit 3:0 - ist einfach nur superschön." Tokic hatte im zweiten Spiel den Rekord-Europameister Timo Boll mit 3:1 (13:11, 3:11, 12:10, 11:5) besiegt. "Er hatte heute nicht seinen besten Tag. Aber ich kann auch ein bisschen Tischtennis spielen", schob der überglückliche 34-Jährige nach. Vor ihm setzte sich Tiago Apolonia mit 3:2 gegen den Düsseldorfer Patrick Franziska durch.

"Ich habe jedem vorab gesagt, dass Düsseldorf der klare Favorit ist, aber dass wir keine Angst haben", erklärte der Sportliche Leiter des FCS, Erwin Berg, inmitten der Siegesfeier: "Die Jungs haben unheimlich fleißig trainiert und das Spiel sehr ernst genommen. Unser Gegner übrigens auch - der ist sogar einen Tag früher angereist, um hier noch zu trainieren." Es nutzte nichts, an diesem Tag war der FCS unschlagbar.

Aus Timo Bolls Gesicht war nach dem entscheidenden Sieg des Saarbrückers Adrien Mattenet gegen Panagiotis Gionis (3:1) jegliche Farbe gewichen. Mit konsterniertem Blick erfüllte er die Fragen der Medienvertreter und rang sich bei jedem Foto-Wunsch der vielen Fans ein Lächeln ab. "Das ist schon ein hartes Stück für uns. Wir haben eigentlich damit gerechnet, dass das Spiel mit 3:0 für uns ausgeht", erklärte der Weltranglisten-Siebte: "Dass es schwierig werden kann, haben wir uns schon gedacht. Aber dass wir hier überrollt werden, nicht. Deshalb sind wir total schockiert." Dabei hatte der Bronzemedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen 2012 ein gutes Gefühl: "Ich bin schon mit breiter Brust in das Spiel gegangen, weil ich zuletzt gut drauf war." Boll ergänzte: "Bojan hat das Niveau, so gut zu spielen und mich zu ärgern, und hat sein Spiel gut durchgezogen." Der Rekord-Europameister lobte seinen Kontrahenten, der in der Weltrangliste auf Platz 58 geführt wird und dem Topspieler der Bundesliga die zweite Saisonniederlage bescherte: "Gerade in den entscheidenden Phasen hat er clevere Bälle gespielt und mich damit immer wieder überrascht."

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