Zwei Pleiten in drei Tagen

Saarbrücken · Nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League am Freitagabend in Polen hat der 1. FC Saarbrücken auch in der Bundesliga eine Niederlage hinnehmen müssen – gegen Rekordmeister Borussia Düsseldorf.

 Tiago Apolonia (links) wehrte sich gegen Timo Boll in einer gut gefüllten Joachim-Deckarm-Halle nach Kräften, unterlag am Ende aber mit 2:3 Sätzen. Foto: Rolf Ruppenthal

Tiago Apolonia (links) wehrte sich gegen Timo Boll in einer gut gefüllten Joachim-Deckarm-Halle nach Kräften, unterlag am Ende aber mit 2:3 Sätzen. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Fast 900 Zuschauer waren gestern zum Topspiel der Tischtennis-Bundesliga in die Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle gekommen. Tabellenführer 1. FC Saarbrücken empfing Rekordmeister Borussia Düsseldorf. Allein schon Anreiz genug. Doch die Gäste vom Rhein haben in ihren Reihen gleich zwei Publikumsmagneten: Die frühere Nummer eins der Welt Timo Boll - und Nationalspieler Patrick Franziska, der ab Sommer das blau-schwarze Trikot tragen wird. Gestern musste Franziska aber auf die Bank. "Es war eine rein taktische Entscheidung des Trainers", sagte Franziska, der in seinem künftigen "Wohnzimmer" nur sitzende Tätigkeit verrichtete. "Wenn die Mannschaft am Ende gewinnt, war alles richtig. Auch wenn ich gerne gespielt hätte."

Geduldiger Timo Boll

Im ersten Match des Tages hatte es Saarbrückens Nummer eins Tiago Apolonia mit Boll zu tun. Düsseldorfs Linkshänder holte sich den ersten Satz schnell mit 11:4, der Portugiese in Diensten des FCS entschied den zweiten Durchgang ebenso deutlich für sich. Beide Athleten hatten nun offenbar Betriebstemperatur erreicht. Die folgenden Sätze boten spektakuläre Ballwechsel, trickreiche Aufschläge und zeitweise atemberaubendes Tempo. Satz drei ging mit 11:8 an Apolonia, Satz vier mit 11:4 an Boll.

In der entscheidenden Phase war Routinier Boll geduldiger, machte weniger Fehler und hatte nach fast 45 Minuten vier Matchbälle. Den zweiten nutzte er zum 11:7. "Es war vielleicht mein bestes Spiel nach meiner Operation. Gegen Tiago war das wohl auch nötig", so Boll, "für uns war es ein wichtiger Erfolg in Richtung Playoffs".

Saarbrückens Nummer zwei Bojan Tokic hatte mit Düsseldorfs Nummer drei Pangiotos Gionis eine harte Nuss zu knacken. Zwar konnte Tokic den ersten Satz mit 12:10 noch für sich entscheiden, danach zog der griechische Abwehrspezialist dem Saarbrücker mit jedem Ballwechsel mehr den Zahn. Unglaublich, was der gelernte Zahnarzt alles auf die Platte brachte und so am Ende mit 11:6, 11:2 und 11:8 sein Team mit 2:0 in Führung brachte.

Tokic wirkte körperlich und mental nicht frisch genug - vielleicht auch eine Folge der Reisestrapazen. Denn am Freitag musste der FCS im Viertelfinal-Rückspiel der Champions-League beim polnischen Club Olimpia Unia Gruziadz antreten. Nach der 1:3-Hinspielniederlage von Saarbrücken verpasste der FCS mit dem 2:3 in Polen das Weiterkommen knapp. Apolonia (3:1 über Konishi Kall) und Tokic (3:0 über Yaroslav Zhmudenko) hatten für eine 2:0-Führung gesorgt. Adrien Matternet führte im fünften Satz 7:5 gegen Yang Wang, hätte das 3:0 und damit den Halbfinaleinzug klarmachen können. Doch nach drei Wochen Verletzungspause fehlte dem Saarbrücker die letzte Präzision. Das galt gestern auch im Spiel gegen den Düsseldorfer Kamal Achanta. Beim 6:11, 11:5, 11:7, 6:11 und 6:11 blitzte das Können des Franzosen immer wieder auf, am Ende hatte der Mann aus Indien aber die besseren Antworten.

FCS jetzt Tabellenzweiter

Nach der 0:3-Niederlage gegen die Borussia ist der FCS auf Platz zwei abgerutscht, die Teilnahme an den Playoffs steht jedoch schon fest. Trotz des klaren Erfolgs ist der FCS nicht unbedingt Wunschgegner der gestrigen Sieger. "Die Spiele waren alle sehr eng", sagte Timo Boll , "das kann auch anders ausgehen". Dann verschwand er in der Menschenmenge. Seine Autogramme sind auch in Saarbrücken noch begehrter als die von Patrick Franziska. Noch.

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