Rendezvous mit der Stadt der Liebe

Paris · Annika Beck steht ein wenig im Schatten der anderen deutschen Spielerinnen. Doch für die Professoren-Tochter könnte ihr Lieblings-Grand-Slam in Paris in mehrfacher Hinsicht zu einem besonderen Turnier werden.

 Annika Beck ist ein Lichtblick im ansonsten enttäuschenden Abschneiden der deutschen Tennisprofis bei den French Open in Paris. Foto: Laurent/dpa

Annika Beck ist ein Lichtblick im ansonsten enttäuschenden Abschneiden der deutschen Tennisprofis bei den French Open in Paris. Foto: Laurent/dpa

Foto: Laurent/dpa

Ihr alljährliches Rendezvous mit der Stadt der Liebe genießt Annika Beck dieses Mal besonders intensiv. Die Frühlingsgefühle, die Schmetterlinge im Bauch - all das hat sich bei der Fed-Cup-Spielerin nach dem Einzug in die dritte Runde ihres Lieblings-Grand-Slam bemerkbar gemacht. "Die Atmosphäre ist einfach unglaublich. Die Tennisfans hier sind sehr emotional, da sieht man sogar La-Ola-Wellen. Ich liebe Paris ", sagte Beck nach ihrem 4:6, 6:3, 7:5 in der zweiten Runde der French Open gegen Katerina Bondarenko (Ukraine).

Es würde ins Bild passen, wenn die Weltranglisten-39. aus Bonn in der französischen Metropole ihren sportlichen Höhenflug fortsetzen würde. Auf der Anlage im Stade Roland Garros hatte Beck vor vier Jahren schließlich einen entscheidenden Meilenstein auf ihrem Weg zum Tennisprofi gesetzt. Die Tochter eines Professors und einer Professorin der Chemie holte sich damals den Titel im Juniorinnen-Wettbewerb des Major-Turniers. "Das war ein Knackpunkt. Dadurch habe ich neuen Willen geschöpft", meinte Beck, die mit 17 Jahren ein Einser-Abitur gebaut hatte.

Ehrgeiz zeigt sie seit Jahren auch auf dem Court. Im Januar erreichte die passionierte Geigenspielerin in Australien erstmals das Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers. "Ich bin gerade in diesem Jahr enorm gereift, weil ich viele Erfahrungen sammeln konnte", sagte die 22-Jährige. Sie stand noch nie so gut in der Weltrangliste wie derzeit und hat ihre Quali für Olympia in Rio quasi in der Tasche. "Sie ist das Paradebeispiel für Disziplin. An ihr sieht man, dass sich harte Arbeit auszahlt", lobte Bundestrainerin Barbara Rittner .

Beck misst gerade einmal 1,69 Meter und ist gegen körperlich überlegene Frauen wie Serena Williams klar im Nachteil. Doch dank ihrer schnellen Beine, die manch einen an die von Steffi Graf erinnern, macht Beck dieses Manko meist wett. Sie setzt auf ihren Instinkt und ist in ihrer Spielweise deutlich aggressiver geworden. Die auch künstlerisch hochbegabte Beck, die den Louvre , die Seine und die Galerie Lafayette schon mehrfach erkundet hat, ist eine Frau mit vielen Talenten, für die Stillstand Rückschritt bedeutet. Deswegen versucht sie, sich ständig weiterzuentwickeln. Wohlwissend, wie wichtig die psychische Seite im Tennissport ist. "Da helfe ich mir selbst in Sachen Lektüre", verriet sie. Das Buch "Action Thinking" habe ihr sehr geholfen. "Ich kann jetzt besser mit Kritik umgehen", sagte Beck, die im Kampf ums Achtelfinale heute auf die Rumänin Irina-Camelia Begu trifft.

Alexander Zverev hat die dritte Runde bei den French Open in Paris erreicht. Der 19 Jahre alte Hamburger gewann 6:1, 3:6, 6:1, 6:4 gegen den Franzosen Stéphane Robert. Andrea Petkovic (Darmstadt) schied gegen die Kasachin Julia Putinzewa mit 2:6, 2:6 aus. Tatjana Maria (Bad Saulgau) zog in einem hart umkämpften Dreisatzspiel gegen die Französin Alize Cornet mit 3:6, 7:6, 4:6 den Kürzeren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort